Gynäkologe muss Geldstrafe zahlen Verfahren wegen Bankrotts vor dem Amtsgericht Siegburg

Siegburg · 60 Jahre alter Niederkasseler verheimlichte seinem Insolvenzverwalter Einkünfte von mehr als 150.000 Euro. Gericht sprach seine wegen Beihilfe angeklagte Ehefrau und Lebensgefährtin frei.

Gynäkologe muss Geldstrafe zahlen: Verfahren wegen Bankrotts vor dem Amtsgericht Siegburg
Foto: Meike Böschemeyer

Es blickte kaum jemand durch bei dem Gerichtsverfahren, das am Dienstag vor dem Amtsgericht Siegburg verhandelt wurde. Nach mehr als vier Stunden verurteilte Richter Ulrich Wilbrand einen Frauenarzt aus Niederkassel aber schließlich wegen Bankrotts in 72 Fällen zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen a 50 Euro. Die Anklagen wegen Beihilfe gegen seine 61-jährige Ehefrau und seine 48-jährige Freundin wurden gegen eine Zahlung von jeweils 50.000 Euro an den Insolvenzverwalter fallengelassen.

Bereits seit 2007 läuft das Insolvenzverfahren, das der Gynäkologe selbst angestoßen hatte. Dass es bis heute nicht zum Abschluss gebracht werden konnte, lag daran, dass der Angeklagte nicht nur seine Einkünfte verschleiert, sondern auch Steuern zurückgehalten hatte. So war es die Steuerfahndung, die das Verfahren schließlich im vergangenen Jahr anstieß. Denn eine Steuerprüfung im Jahr 2019 hatte ergeben, dass der Honorar-Arzt zwischen 2015 und 2017 Einkünfte von mehr als 150.000 Euro heimlich beiseite geschafft hatte. Das Geld verteilte der elffache Vater auf den Konten seiner Ehefrau, mit der er sechs, und seiner Freundin, mit der er drei Kinder hat. Zwei weitere Kinder stammen von anderen Frauen.

So schwierig, wie es war, durch die familiären Verhältnisse des Arztes durchzublicken, so unklar ist auch dessen Wohnort. Gemeldet ist er bei seiner Ehefrau in Niederkassel, aufhalten soll er sich aber bei seiner Freundin, die eine gynäkologische Praxis auf Föhr betreibt. Mit der hatte der Gynäkologe, der laut eigenen Angaben aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeitet, eine Gemeinschaftspraxis. Laut dem Insolvenzverwalter beliefen sich die Schulden ursprünglich auf 1,937 Millionen Euro. Jetzt hofft dieser, das Verfahren mit Zahlung der insgesamt 100.000 Euro der beiden Frauen beenden zu können. Parallel muss sich der Arzt wegen Steuerzurückhaltung vor dem Amtsgericht in Bonn verantworten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort