Testlauf beim VRS Fahrgäste finden den neuen eTarif gut und fair

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis. · Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg testet noch bis Ende Juni den eTarif, bei dem nur die gefahrenen Kilometer berechnet werden. Die, die ihn zurzeit testen, sind überwiegend zufrieden.

 Beim eTarif des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg zählen nur die gefahrenen Kilometer, keine Tarifzonen.

Beim eTarif des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg zählen nur die gefahrenen Kilometer, keine Tarifzonen.

Foto: VRS/Smilla Dankert/Smilla Dankert

Die Nutzer des eTarifs scheinen zufrieden mit dieser Form des Handytickets zu sein. „Seitdem ich Fairtiq nutze, fahre ich immer mehr ÖPNV, da dieses System faire Preise und eine professionelle Customer Experience ermöglicht“, sagt Professor Christian Ernst aus Bonn, der zu den 8500 Testern dieses Pilotprojekts des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) gehört. Bei diesem eTarif nur die tatsächlich mit Bus oder Bahn gefahrenen Kilometer berechnet, Tarifzonen gibt es nicht. Eine vom Kunden auf dem Smartphone aktivierte App misst praktisch nur die Luftlinie zwischen Startpunkt und Ziel. Die Pilotphase endet Ende Juni.

Kritik ist überwiegend positiv

 „Der Service ist professionell und schnell. Das verblüfft, da all diese Dinge im herkömmlichen System unseres Verkehrsverbundes überhaupt nicht gegeben sind. Ich hoffe sehr, dass das eTarif-System ab Juni weiter besteht, sonst bin ich wieder raus“, fügt Ernst noch hinzu. Und: „Wenn dann die Bahnen auch noch pünktlicher und komfortabler würden…“

„Ich bin sehr zufrieden mit dem eTarif, der Luftlinie und nicht den unverschämten ‚Eine-Stadt-ein-Preis-Tarif’ abrechnet, mit dem man für sieben Kilometer 5,30 Euro bezahlt. Auch sonst erleichtert das neue System das Reisen in unbekanntem Tarifgebiet“, meint Christiane Terpitz. Ähnlich sieht es Susanne Illini: „Grundsätzlich finde ich das Konzept sehr gut. Vor allem, weil dann auch Stadtgrenzen nicht mehr relevant sind. Ich wohne direkt an der Grenze von Bonn zu Königswinter und muss mit dem Normaltarif nach Königswinter oder Bad Honnef richtig viel bezahlen, obwohl es nur wenige Stationen sind“, sagt sie.

Es gibt aber auch Verbesserungspotenzial

Illini übt aber auch Kritik: „Ich finde die Preise für öffentliche Verkehrsmittel viel zu hoch – so wird es nur wenige Menschen geben, die vom Auto auf den ÖPNV umsteigen. Auch ich werde es nur sporadisch für einzelne Fahrten tun. Möchte ich von Oberkassel nach Tannenbusch fahren, also von einem Ende der Stadt zum anderen, wird die Fahrt nochmal ein ganzes Stück teurer als ohnehin schon. Sie kostet dann hin und zurück 6,30 Euro. Das bin ich nicht bereit zu zahlen“, sagt sie. Ein weiterer Nachteil der Versuchs-App sei, dass man keine Tickets für Mitfahrer buchen könne.

„Fair und sinnvoll“ sei der eTarif, findet der Mondorfer Gerfried Ferchau. Verbesserungspotenzial sieht er noch beim Empfang in unterirdischen Stationen. Ferchau: „Ich hoffe, dass das Projekt fortgesetzt wird.“ Auch Jürgen von den Driesch findet das neue Tarifsystem gut. Der Wachtberg-Ließemer nennt ein Beispiel für die günstigere Berechnung der Fahrt mit dem Bus: Eine einfache Fahrt von Ließem zum Mehlemer Bahnhof kostet mit einem regulären Ticket vier Euro, mit dem eTarif 1,95 Euro. Hingegen kostet eine Fahrt von Bonn Hauptbahnhof nach Mehlem-Ort mit dem VRS-Handyticket 2,70 Euro, mit dem eTarif 3,15 Euro.

Für solche Fälle, so ein VRS-Sprecher, gebe es nun den Tarifrechner im Internet. In solchen Einzelfällen müsse sich der Kunde dann ein Handyticket kaufen. Das wünscht sich von den Driesch in die App integriert. Der Wachtberger meint auch, es wäre „ideal“, wenn es „eine Art Bestpreisgarantie gäbe, sodass der Kunde maximal den Preis eines Einzeltickets zu zahlen hätte“.

Der VRS-Kunde ist dennoch insgesamt zufrieden, zumal auch alle Fahrten korrekt abgerechnet würden. „Sehr gut finde ich die Funktion, dass sich mein Smartphone beziehungsweise die Apple-Watch bei mir meldet, wenn ich zum Beispiel während eines Umsteigens an einer Station verharre. Dann wird nach kurzer Zeit gefragt, ob ich die Fahrt beenden möchte oder noch weiterfahre.“

Akzeptanz gegenüber dem VRS könnte erhöht werden

„Durchweg positiv“ seien seine Erfahrungen mit dem eTarif, schreibt der Hangelarer Bernd Heistermann dem General-Anzeiger. „Das System funktioniert bisher perfekt. Ich hatte noch keine Probleme beim Aus- und Einchecken, und auch die Erinnerung ans Ausschecken per SMS funktioniert gut.“

Heistermann kann sich durchaus vorstellen, dass die „gerechte Preisberechnung“ auch die Akzeptanz gegenüber dem VRS insgesamt erhöht. Bei ihm selbst sei die Bereitschaft, mal öfter den Wagen zugunsten der Bahn stehenzulassen, auf jeden Fall gestiegen. Heistermann: „Ich hoffe auf eine nahtlose Einführung im Juni. Um das zu beschließen, sollten die Gremien des VRS notfalls auch eine Sondersitzung einschieben.“

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