So gesehen Verspätetes Jubiläum?

Die 950-Jahr-Feier der Stadt Siegburg ist in vollem Gange - und könnte vielleicht doch ganze 75 Jahre zu spät kommen. Das jedenfalls glaubt GA-Leser Klaus-Dieter Bermann. In einem Heftchen, das ihm auf dem Flohmarkt in die Hände fiel, hat der Siegburger brisantes Material zwischen den Zeilen entdeckt.

Eigentlich geht es in dem Büchlein von Ludwig Traude um Stadt Blankenberg, heute Teil Hennefs. Bermann stutzte jedoch, als er beim Lesen an die Stelle kam, in der es um die ersten Grafen des Auelgaues ging. "Denn dazu gehörte ja schließlich nicht nur Blankenberg, sondern auch der Siegberg", sagt er. Auf dem stand die Burg, aus der Erzbischof Anno 1064 die Abtei machte, die noch heute über der Kreisstadt thront. Dieser Vorgang wird gemeinhin mit Siegburgs Stadtwerdung in Verbindung gebracht, die somit genau 950 Jahre zurückläge.

Klaus-Dieter Bermann aber fiel ein anderes Datum ins Auge, nämlich 989. Seitdem soll der Aachener Pfalzgraf Hermann im Auelgau geherrscht haben. Hermanns Erbe trat dessen Sohn Ezzo (auch Ehrenfried) an, und als dieser - offenbar durch Giftmord - starb, übernahm der zweite Sohn Hezelin alias Heinrich den Auelgau. Heinrich, der ob seines aufbrausenden Temperaments auch "der Wütende" genannt wurde, verärgerte den Kölner Erzbischof Anno immer wieder, indem er dessen Warenlieferungen aus Koblenz abfing und stahl. 1059 schließlich wurde es Anno zu bunt: Er besiegte Heinrich, nahm ihn gefangen und ihm sämtliche Besitztümer ab - inklusive der Burg auf dem heutigen Michaelsberg.

Für Klaus-Dieter Bermann steht deshalb fest: Seine Heimatstadt ist nicht 950, sondern schon deutlich älter als 1000 Jahre. Warum das in der städtischen Geschichtsschreibung keinen Widerhall finde? Auch das liegt für Bermann auf der Hand: Heinrich erschlug in einem seiner Wutanfälle seine Frau mit dem Schwert. "Das macht sich natürlich nicht so gut", vermutet Bermann mit einem Augenzwinkern. Seinen Fund hat er auch ins Rathaus getragen - mal sehen, wie dort darauf reagiert wird.

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