Letzte Runde kurz vor 23 Uhr Viel Verständnis für Sperrstunde in Siegburg

Siegburg · Viele Gäste der Siegburger Kneipen und Restaurants haben Verständnis für die verschärften Regeln. Inzwischen ist der gesamte Rhein-Sieg-Kreis Corona-Risikogebiet, Samstag betrug der Inzidenzwert 69,6.

 Mareike Loth (links) und ihre Freundinnen sitzen am Cashbah draußen.

Mareike Loth (links) und ihre Freundinnen sitzen am Cashbah draußen.

Foto: Stefan János Wágner

Seit Donnerstag gilt im gesamten Rhein-Sieg-Kreis die Regel: Gastronomiebetriebe müssen um 23 Uhr schließen. Die Sperrstunde ist Folge davon, dass der Kreis als Corona-Risikogebiet eingestuft ist. Am Samstag lag der beim Landeszentrum Gesundheit NRW erfasst Inzidenzwert bei 69,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Die meisten Nachtschwärmer haben Verständnis für die verkürzten Öffnungszeiten.

Vier Frauen sitzen am Freitagabend im Außenbereich des Casbah am Siegburger Markt. Es ist längst nicht so voll wie sonst an Wochenenden. „Wir haben lange überlegt, ob wir das machen“, sagt die Siegburgerin Maria Siebenmorgen. Ihre Freundin Mareike Loth war aus Osnabrück angereist: „Wir haben uns lange nicht gesehen.“ Im Casbah durften sie sich zusammensetzen, zumindest bis 23 Uhr.

Einen Tisch weiter sitzt ein Pärchen: „Mittlerweile ist es nicht mehr so schlimm, man hat sich an die Situation gewöhnt“, meint Melissa Adolphs aus Sankt Augustin. Ihr Freund Max Conradt zeigt Verständnis für die strikte Regelung: „Die Zahlen sind ansteigend, die Entscheidung ist verständlich.“ Trotz feuchter Luft und 12 Grad haben die beiden draußen Platz genommen. Es gebe ihnen mehr Sicherheit als drinnen, wie sagen, auch wenn in der Lokalität am Abend viele Plätze frei geblieben sind.

Wirtin Milena Mergelsberg hingegen ist enttäuscht von den neuen Regeln: „Für uns ist das schwierig. Die Kneipengemütlichkeit ist weg.“ Ihr Alleestübchen ist immerhin halb voll, auch noch kurz vor 23 Uhr. „Ich find´s lächerlich!“, echauffiert sich ein Gast mit einem Bierglas in der Hand. „Ich finde die Coronamaßnahmen vollkommen übertrieben.“

Der Herr will seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. Wie er sagt, würden ihm sonst von seinem Arbeitgeber Repressalien drohen. Erzürnt erhebt er die Stimme: „Den Ergebnissen von der WHO glaube ich überhaupt nicht. Bei einer normalen Grippe sterben viel mehr Menschen als jetzt!“, behauptet der Gast. Die Wirtin zuckt beim Kassieren mit den Achseln: „Die Stimmung kippt, wie Sie sehen. Um 12 Uhr zu schließen wäre besser.“

Moderater ist die Stimmung am Tresen im fast leeren Brauhaus. „Ich bin der Meinung, dass das richtig ist. Wenn man das im Zaum hält, geht es schneller vorüber“, ist sich die Siegburgerin Sina Petras sicher. Nicole Bobbe, die bedient, wischt bereits um halb elf über die Tische. „Wir machen jetzt sogar vor der Zeit zu, damit die Kosten nicht davonlaufen.“ Hinter dem Tresen steht Helge Richter und schüttelt mit dem Kopf. Zwanzig Gäste waren über den Abend verteilt im Brauhaus. „Prickelnd ist das nicht!“

 Emilie, Marina, Renate und Irina halten dem Brauhaus die Treue.

Emilie, Marina, Renate und Irina halten dem Brauhaus die Treue.

Foto: Stefan János Wágner

Beiden berichten von 80 Prozent weniger Umsatz, seitdem Siegburg über dem Inzidenzwert von 50 liegt. Die Stadt hatte die Regeln bereits am 16. Oktober verschärft, nachdem sich dort die Fallzahlen stark erhöht hatten. Knapp eine Woche später galt die Sperrstunde dann kreisweit, mit Ausnahme von Eitorf, Meckenheim, Much, Swisttal, Wachtberg und Windeck.

Irina Schmidt und ihre Freundinnen gehören zu den wenigen, die ihrem Brauhaus auch in schwierigen Zeiten die Treue halten: „Trotzdem unterstützen wir unsere Wirtschaft, damit die nicht kaputt geht an der Pandemie.“

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