Gegen das Vergessen Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge startet Haus- und Straßensammlung

RHEIN-SIEG-KREIS · Mit dem traditionellen Platzkonzert des Musikkorps der Bundeswehr hat auch in diesem Jahr die Haus- und Straßensammlung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf dem Siegburger Markt begonnen. Daran beteiligten sich Vertreter der Bundeswehr, der Reservistenkameradschaften, des Bundesgrenzschutzes, der Polizei und die Bürgermeister der Städte und Gemeinden im Kreis.

Mit der Sammelbüchse mischten sie sich gestern unter die Passanten und baten um einen Beitrag zur Unterstützung der Arbeit des Volksbundes. Als Dankeschön überreichten die prominenten Helfer jedem Spender eine Rose.

Rolf Bausch, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes, würdigte in einer kurzen Ansprache das Engagement des Volksbundes, der einen "besonderen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Erinnerungskultur an die Schrecken von Krieg und Terror", gleichzeitig aber auch zur Mahnung leiste. Bei einer kleinen Feierstunde anlässlich der Auftaktveranstaltung im Kreishaus ehrte Bausch anschließend rund 70 Männer und Frauen, die zwischen zehn und 60 Jahren Mitglied im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sind.

"Der Volksbund ist bei seiner humanitären Arbeit auf ehrenamtliches Engagement und freiwillige Unterstützung dringend angewiesen", so Bausch. Das sei nicht selbstverständlich, denn da wir seit Jahren in Frieden lebten, würden "persönliche Kriegserlebnisse mehr und mehr Geschichte". Dadurch drohe auch die Arbeit des Volksbundes "im Laufe der Zeit aus dem Interesse der Öffentlichkeit zu geraten".

Aber immer noch ist es seiner Meinung nach für viele Menschen wichtig, Informationen über das Schicksal eines Angehörigen zu finden "oder einmal an seinem Grab stehen und ihm dort gedenken zu können". Das gelte auch für die Nachkriegsgeneration. "Damit ist die Arbeit des Volksbundes heute nach wie vor aktuell", zeigte Bausch sich überzeugt, der eine Mitgliedschaft auch "als Zeichen für andere" nannte.

Der Verein ist eine humanitäre Organisation, die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland erfassen, erhalten und pflegen will. Seit 1991 richtet der Volksbund 330 Friedhöfe des Zweiten Weltkrieges und 188 Anlagen aus dem Ersten Weltkrieg in Ost-, Mittel- und Südeuropa wieder her oder legt sie neu an.

Er fördert darüber hinaus die Begegnung junger Menschen an den Ruhestätten der Toten und sieht sich in seiner Friedensarbeit durch die Rede Jean-Claude Junckers anlässlich des Volkstrauertags 2008 bestätigt. Der Präsident der Europäischen Kommission hatte damals gesagt: "Wer an Europa zweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen. Nirgendwo besser, nirgendwo eindringlicher, nirgendwo bewegender ist zu spüren, was das europäische Gegeneinander an Schlimmstem bewirken kann."

Der Volksbund

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut, pflegt und erhält im Auftrag der Bundesregierung deutsche Kriegsgräber. Die Organisation wurde nach dem Ersten Weltkrieg gegründet, um sich um die Gräber der Gefallenen zu kümmern. Ab 1933 unterwarf sich der Volksbund aus eigenem Antrieb der Gleichschaltungspolitik der Nazis, 1946 nahm er seine ursprüngliche, humanitäre Tätigkeit wieder auf. In seiner Obhut befinden sich heute 832 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten mit etwa 2,6 Millionen Kriegstoten. 571 Haupt- und mehrere tausend Ehrenamtliche arbeiten für den Volksbund, der auch Angehörige betreut und die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kriegsgräberfürsorge unterstützt. Die Arbeit wird zu mehr als 70 Prozent durch Spenden finanziert.

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