Rettungsdienst im Rhein-Sieg-Kreis Vom Zivi zum Chef der Notärzte

Rhein-Sieg-Kreis · Christian Diepenseifen ist der neue ärztliche Leiter des Rettungsdienstes im Rhein-Sieg-Kreis. Die Medizin bestimmt sein Leben seit der Jugend: Vor seiner Studienzeit leistete er seinen Zivildienst im Krankentransport ab, machte danach eine Ausbildung zum Rettungssanitäter,

 Der neue ärztliche Leiter des Rettungsdienstes beim Kreis: Christian Diepenseifen.

Der neue ärztliche Leiter des Rettungsdienstes beim Kreis: Christian Diepenseifen.

Foto: Hannah Schmitt

Die Fußstapfen, in die Christian Diepenseifen getreten ist, hätten kaum größer sein können. Im April hat der 38-jährige Bad Honnefer die Stelle als ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Rhein-Sieg-Kreis übernommen. Sein Vorgänger Frank Riebandt ging nach 25 Jahren und viel Pionierarbeit auf dem Gebiet in Ruhestand. „Am 31. März endete eine Wahnsinns-Ära“, sagt Rainer Dahm, Leiter des Kreisamts für Bevölkerungsschutz, und damit Diepenseifens Vorgesetzter. „Aber wir sind voll der Überzeugung, genau den richtigen Nachfolger gefunden zu haben.“ Christian Diepenseifen habe die Probezeit mit Glanz und Gloria bestanden.

Seit Februar ist der Mediziner im Amt, acht Wochen arbeitete er mit Riebandt zusammen. „Er hat mich sehr gut eingeführt, auch wenn die Zeit natürlich nicht für alles gereicht hat“, erzählt Diepenseifen. „Es ist einfach ein Riesengebiet.“ Das machte sich etwa bei dem Plan bemerkbar, alle Rettungswachen in den ersten beiden Monaten zu besuchen. „Das hat nicht geklappt.“ Der Rest folge aber noch, betont er. Denn es sei ihm wichtig, immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Rettungsdienstler vor Ort zu haben. „Ich gehe jeden Tag in die Leitstelle, begrüße alle und frage nach Besonderheiten“, sagt Diepenseifen. Schließlich könne er nicht überall im Kreis präsent sein, deshalb sei die Leitstelle als Schlüsselstelle sehr wichtig.

Der Rhein-Sieg-Kreis ist für Diepenseifen aber kein neues Gebiet. Der 38-Jährige ist in Bad Honnef aufgewachsen, mit seiner Frau Jacqueline lebt er auch in seiner Geburtsstadt. Zwischenzeitlich zog es ihn nur wenige Kilometer weiter – etwa zum Medizinstudium nach Bonn, für das Praktische Ausbildungsjahr nach Neuwied, als Notfallmediziner und später Leitenden Notarzt in den Oberbergischen Kreis. „Mich hat es nie weggezogen.“ Nun führte ihn sein Weg ins Siegburger Kreishaus. „Als ich die Ausschreibung gesehen habe, wusste ich, ich muss mich bewerben“, sagt er.

Die Medizin bestimmt sein Leben seit der Jugend: Vor seiner Studienzeit leistete er seinen Zivildienst im Krankentransport ab, machte danach eine Ausbildung zum Rettungssanitäter. „Damals wusste ich das noch nicht, aber heute macht das alles so Sinn“, sagt der Facharzt für Anästhesiologie, der zudem einen Master in der Katastrophenvorsorge hat. Rainer Dahm weiß das zu schätzen: „Christian Diepenseifen ist ein Mensch, der das Geschäft erlebt hat. Dem erzählt man nichts.“

Das möchte der 38-Jährige im Kreis beweisen – und seine eigenen Spuren hinterlassen. Etwa mit einem Qualitätsmanagement, um hochkomplex erkrankte Patienten besser versorgen zu können. Oder einem transparenten Fehlermanagement. „Ich will grundsätzlich die Patientensicherheit erhöhen“, sagt Diepenseifen. Dazu gehöre auch weiterzuführen, was sein Vorgänger Riebandt im Kreis begonnen habe: „Ich möchte die Versorgung der Menschen mit Herzstillstand so fortsetzen“, sagt Diepenseifen etwa mit Blick auf das Thema Telefonreanimation. „Daran misst sich auch der Rettungsdienst.“ Dafür möchte er den Kreis an das Deutsche Reanimationsregister anschließen, um den Vergleich mit anderen Kommunen zu haben.

Und auch als Notarzt ist Diepenseifen weiterhin unterwegs. Der erste große Einsatz ließ nicht lange auf sich warten: Anfang Juli war er beim ABC-Alarm an der Kastanienschule in Hennef-Söven, als mehrere Kinder über Augenreizungen klagten. „Das stoppt ja nicht, das geht sofort los“, sagt der 38-Jährige. Und wenn gerade keine Notarzteinsätze auf ihn warten, hilft Diepenseifen bei der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef. Das sei immer ein schöner Ausgleich gewesen. „Als Anästhesist braucht man viel Fingerspitzengefühl. In der Feuerwehr ist man eher handwerklich unterwegs.“ Außerdem ist der 38-Jährige gerne in der Natur – an der Lübecker Bucht oder in den Bergen. „Momentan ist das alles aber etwas vom Arbeitsleben überschattet“, sagt Diepenseifen. Ab November rückt jedoch das Privatleben wieder in den Vordergrund. Seine Frau Jacqueline erwartet derzeit das erste Kind.

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