Griechische Gemeinde im Rhein-Sieg-Kreis Vorbild für gelungene Integration
SIEGBURG · Seit 1964 besteht die Griechische Gemeinde im Rhein-Sieg-Kreis, die ihren Sitz in der Kreisstadt hat und auf 50 Jahre erfolgreiche Integrationsarbeit stolz sein kann. Längst ist die im Kreis lebende griechische Bevölkerung ein Teil ihrer jeweiligen Gemeinde geworden, in der sie lebt, eine zweite Heimat gefunden hat, sich bei Veranstaltungen engagiert und in Vereinen aktiv ist.
So sieht es der Vorsitzende der Griechischen Gemeinde, Lazaros Tsapanidis, der 1979 nach Siegburg kam, in der Holzgasse ein Restaurant führt und die Bevölkerung als Mandatsträger im Rat der Stadt vertritt. "Alle meine Landsleute haben hier im Rhein-Sieg-Kreis ein neues Zuhause gefunden und fühlen sich wohl", sagt er. Das Zusammenleben mit den deutschen Mitbürgern in Siegburg, Troisdorf, Sankt Augustin, Niederkassel und Eitorf, wo die im Kreis ansässigen Griechen leben, sei harmonisch und konfliktfrei. Ebenso das mit Menschen vieler anderer Nationen, die sich hier angesiedelt haben.
Daher steht das Begegnungszentrum der Griechischen Gemeinde in den Räumen der ehemaligen Siegburger Schule "Im Haufeld" auch allen offen. Als Beweis der Verbundenheit nennt Tsapanidis die Partnerschaften zwischen griechischen und deutschen Städten. Siegburg ist Partnerstadt von Orestiada, Troisdorf von Korfu und Niederkassel von Limassol auf Zypern.
Hervorgegangen ist die Griechische Gemeinde aus einem Fußballverein, dem heutigen SV Hellas Troisdorf. Nachdem die ersten Griechen 1959 in den Kreis kamen und viele seit Mai 1960 eine Arbeit bei den Mannstaedt-Werken sowie bei der Dynamit Nobel in Troisdorf aufgenommen hatten, bildete sich dort eine lockere Gemeinschaft, die in ihrer Freizeit Fußball spielte und im gleichen Jahr den heutigen Verein "SV Hellas" gründete. 1964 entstand die Gemeinde mit dem Ziel, über Integration auf sportlicher Ebene hinaus, Landsleuten Unterstützung im Alltag zu geben, sie mit den Strukturen der hiesigen Gesellschaft vertraut zu machen, Sprachbarrieren zu überwinden, bei der Wohnungssuche zu helfen, sie über ihre Rechte sowie Pflichten in den Betrieben aufzuklären und ihnen im Umgang mit Behörden behilflich zu sein.
1968 erhielten die Griechen sogar hohen Besuch von Mikis Theodorakis. Der Politiker, Schriftsteller und mit seiner Musik zum Film "Alexis Sorbas" zu Weltruhm gelangte Komponist interessierte sich für das Leben seiner Landsleute in Troisdorf. Die Griechische Gemeinde war aber nicht nur Anlaufstelle für Ratsuchende, sondern auch für alle, die die Tradition und Kultur ihrer Heimat pflegen wollten.
"Heute ist das der Schwerpunkt unseres Vereins", so Tsapanidis. Mussten vor 50 Jahren die Griechen Deutsch lernen, so möchten viele von ihnen, dass ihre hier geborenen Kinder und Enkel wieder Griechisch lernen, "damit sie sich mit Oma und Opa in der Muttersprache unterhalten können". Darüber hinaus bietet die Gemeinde Kurse in traditionellen Tänzen aus den verschiedenen Heimatregionen an. "Bei uns gibt es fast 4000 verschiedene Tänze, sogar einzelne kleine Dörfer haben eigene", weiß der Vorsitzende, der früher selbst einmal als Tanzlehrer in Griechenland unterrichtet hat und auch in Siegburg die richtigen Schritte vermittelt, zu berichten.
Nationalfeiertage werden ebenso gefeiert wie internationale. So nimmt die Gemeinde jedes Jahr an der Kundgebung zum ersten Mai beim DGB auf der Kaiserstraße teil. Zu den Höhepunkten des Jahres gehört das Sommerfest auf dem Gelände des Kanu-Clubs Delphin an der Agger zwischen Siegburg und Troisdorf, das Tsapanidis 2002, ein Jahr nach seiner Wahl zum Vorsitzenden, ins Leben gerufen hat. Dort werden erfolgreiche Integration und harmonisches Miteinander besonders sichtbar, wenn Deutsche, Griechen und Angehörige vieler anderer Nationalitäten gemeinsam den Sirtaki tanzen.
