Lästige Quälgeister Warmer Sommer lockt Zecken und Stechmücken in die Region

Rhein-Sieg-Kreis · Es surrt in der Region: Zecken, Mücken und Co. profitieren in diesem Jahr von anhaltend warmen Temperaturen. Das müssen Sie über die lästigen Quälgeister wissen!

Nach dem rekordverdächtig warmen Frühjahr wird bislang auch der Sommer in der Region seinem Namen vollends gerecht. Die Schattenseite: Zecken, Stechmücken und andere Insekten haben Hochsaison. Welche Folgen hat die anhaltend trocken-warme Witterung auf ihre Zahl in der Region? Ein Überblick:

Zecken

Die Blutsauger mögen es gerne warm. Bereits der milde Winter und das warme Frühjahr sorgten dafür, dass besonders viele Zecken überlebten. Bei anhaltend hohen Temperaturen können sich die Parasiten schneller vermehren, zudem sind sie aktiver als sonst, wie Björn Rulik vom Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn erklärt. Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung warnte bereits vor der höchsten Zahl an Zecken der vergangenen zehn Jahre.

Die lästigen Blutsauger sind mögliche Überträger der Infektionskrankheiten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose. Vereinzelt kam es laut Robert-Koch-Institut (RKI) bereits auch zu Ansteckungen mit FSME im Rhein-Sieg-Kreis, um ein Risikogebiet handelt es sich aber nicht. Dazu zählen vor allem Bayern, Baden-Württemberg und Südhessen. Wie das RKI jedoch weiter mitteilt, breiten sich die Risikogebiete in Richtung Norden weiter aus. So zählen ab diesem Jahr etwa auch Landkreise in Thüringen und Sachsen dazu.

Die Borreliose kommt hingegen in ganz Deutschland vor. Die Erreger werden aber erst übertragen, wenn die Zecke bereits einige Stunden Blut saugt. „Borreliosefälle nach Zeckenbefall sehen wir eher selten“, sagt die Hennefer Internistin Mashari Zadeh. Eine Zunahme der Zahl der Patienten, die mit Zeckenbissen in die Praxis kommen, erkennt sie in diesem Jahr bislang nicht. Während es zum Schutz vor einer FSME-Infektion Impfstoffe gibt, gibt es vor der Borreliose keinen Impfschutz. Infektionen können mit Antibiotika behandelt werden.

Stechmücken

Vor allem zwei Faktoren haben Auswirkungen auf den Bestand heimischer Stechmücken, erklärt Rulik. Erstens: das Frühjahrshochwasser. Überflutungen führen dazu, dass Stechmücken aus Eiern schlüpfen, die bereits Jahre zuvor in den Boden abgelegt wurden. In diesem eher trockenen Jahr aber entscheidender sei der zweite Faktor: hohe Temperaturen. „Wenn es warm ist, können Mücken auch schneller neue Generationen generieren“, so der Experte für Zweiflügler. Herangezüchtet werden sie oftmals auf dem eigenen Grundstück. Das gilt auch für invasive, also nicht-heimische Arten.

„Mücke ist nicht gleich Mücke“, sagt Rulik. Alleine in Deutschland leben fast 50 Stechmückenarten. Die asiatische Buschmücke etwa, die sich mittlerweile im Rheinland bis an die obere Sieg pudelwohl fühlt, legt ihre Eier mit Vorliebe in temporären Wasserbehältnissen wie Regenfässern ab. Kleinste Wassermengen genügen. „Sogar Spielzeug, das im Garten liegengelassen wird, kann nach einem Schauer als Brutstätte dienen“, so Rulik.

Sein Tipp: Offene Regentonnen mit Moskitonetzen abdecken und Behälter, in denen Wasser stehen kann, beseitigen. Als besonders schmerzhaft gilt der Stich der Kriebelmücke. Der deutsche Wetterdienst meldete besonders viele Anfragen, die auf ein hohes Aufkommen schließen lassen. Kriebelmücken ähneln winzigen Fliegen. Sie stechen nicht, sondern ritzen die Haut mit ihren Mundwerkzeugen so lange an, bis Blut herauskommt. „Die Kriebelmücke ist nicht neu bei uns, es gibt sie hier schon seit ewigen Zeiten. Sie ist in der Nähe von fließenden Gewässern aktiv, auch bei uns an der Sieg“, sagt Biologe Rulik.

Asiatische Tigermücke

Ein Sonderfall unter den eingewanderten Plagegeistern ist die Tigermücke. Sie gilt als potenzieller Überträger von Viren, wie dem Dengue- und sogar dem Zika-Virus. Um die Erreger zu verbreiten, benötigt das Insekt allerdings einen Wirt. So lange es also keinen infizierten Menschen stechen kann, bleibt sie vor allem eins: besonders lästig, denn Tigermücken sind sogar tagaktiv. Zwar sei die Mücke in Einzelfällen auch bereits in NRW nachgewiesen, eine stabile Population habe sich indes hier bislang nicht etabliert.

„Es ist nur noch eine Frage der Zeit“, so Rulik. Mildere Temperaturen im Zuge des globalen Klimawandels begünstigten ihre Ausbreitung. Eingeschleppt werde die Tigermücke vor allem durch den Reiseverkehr sowie den globalen Warenaustausch – besonders den internationalen Reifenhandel, weil sie in mit Wasser gefüllten Reifen brütet.

Eichenprozessionsspinner

Zwar haben sie es nicht gezielt auf den Menschen abgesehen, dennoch sorgt ihre zunehmende Verbreitung immer häufiger für unschöne Begegnungen, vor allem im Frühsommer. Neu sind die Falter in Deutschland zwar nicht, doch dringen sie immer weiter nach Norden vor, wie Marianne Espeland, Schmetterling-Expertin am Forschungsmuseum Alexander Koenig, erklärt. Besonders am Rhein fühlt sich das Insekt wohl. Die Brennhaare, mit denen es sich gegen Feinde wehrt, können allergische Reaktionen auslösen, in Einzelfällen sogar einen allergischen Schock. „Wie bei allen behaarten Raupen gilt auch beim Eichenprozessionspinner: Besser nicht anfassen!“, sagt Espeland.

Auffällig sei der Prozessionsspinner, weil er oft massenhaft auftritt. „Der Klimawandel führt dazu, dass natürlich auch diese wärmeliebenden Tiere sich wohl fühlen“, sagt Stephan Schütte vom Regionalforstamt Rhein-Sieg. Vermehrtes Auftreten im Kottenforst und Siebengebirge stellt er bislang nicht fest. „Die Raupen befallen gerne lichte Wälder, Probleme entstehen aber meist erst, wenn sie etwa auf frei stehenden Eichen im städtischen Gebiet auftauchen.“ Ende Juni etwa musste die Stadt Bornheim Nester in Merten und in Hemmerich entfernen lassen. Fast zeitgleich wurden Nester in der Bonner Rheinaue entdeckt. Und die Saison der Raupe ist noch nicht vorbei. Der Landesbetrieb Straßen NRW warnt Besucher des Parookaville-Festivals am Wochenende in Weeze. Viele Bäume nahe dem Festivalgelände seien befallen.

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