Bamberg-Quartier in Siegburg Was die Anwohner im zweiten Bürgerworkshop beklagen

Siegburg · Die Stadt Siegburg und ein Planungsbüro stellten in einem zweiten Bürgerworkshop die verbliebenen zwei Varianten für das „Bamberg-Quartier“ vor. In den teils heftigen Debatten machten Anwohner deutlich, dass sie sich bei der Planung übergangen fühlen.

Vor allem an der geplanten Bebauung des Sportplatzes entbrannten beim Bürgerworkshop lebhafte Diskussionen.

Vor allem an der geplanten Bebauung des Sportplatzes entbrannten beim Bürgerworkshop lebhafte Diskussionen.

Foto: Paul Kieras

Die Stimmung war gereizt im kleinen Saal des Rhein-Sieg-Forums. In einem zweiten Bürgerworkshop ging es dort am Mittwochabend um die künftige Gestaltung des ehemaligen Sportplatzes an der Waldstraße, die Erweiterung der benachbarten Grundschule Nord und den Neubau der Kita Sankt Anno. Rund 100 Siegburger waren der Einladung der Verwaltung gefolgt, die die bisherigen Ideen vorstellen und den Siegburgern, besonders denen der Nordstadt, Gelegenheit geben wollte, ihre Vorschläge einzubringen.

Dass die Politik die Eckdaten für eine Wohnbebauung und Ideen für eine Gestaltung des gesamten „Bamberg Quartiers“ schon im Dezember 2022 einstimmig beschlossen hat, brachte viele Anwohner allerdings auf die Palme. „Unsere Petition wurde bei beiden Varianten überhaupt nicht zur Kenntnis genommen“, echauffierte sich beispielsweise Klaus Oberbörsch von der Initiative „Für die Nordstadt“, die gegen die jetzige Form der Bebauung und Gestaltung kämpft. Die von der Politik beschlossenen Pläne sehen auf dem Sportplatz bis zu 60 verschieden große Wohnungen in fünf Häusern, eine Hochgarage, Carsharing und eine Fahrradstation vor. Ralf Krutwig forderte: „Wir möchten keine Pläne vorgesetzt bekommen, sondern daran beteiligt werden.“ Ihr Hauptkritikpunkt, der auch im Rhein-Sieg-Forum zu heftigen Diskussionen führte, ist die erwartete Verkehrs- und Parksituation.

Die vom beauftragten Planungsbüro Reicher Haase Assoziierte (RHA) vorgestellten und von der Politik so beschlossenen Varianten sehen nämlich nur einen Parkplatz für jede der etwa 60 neuen Wohneinheiten vor. Das halten viele Anwohner für utopisch. Realistisch sei ein Bedarf von 1,5 Stellplätzen, zudem fielen an der Hansenstraße rund 20 Anwohnerparkplätze weg. Außerdem seien Besucher der neuen Nachbarn und Nutzer der Sporthalle, die mit dem Auto kämen, noch gar nicht berücksichtigt, gaben verschiedene Workshopteilnehmer zu bedenken. Weiteren Bedarf an Parkplätzen sieht Günther Kappen auch infolge der geplanten Erweiterung von Schule, OGS und Kita samt Mensa, die auch ein Mehr an Mitarbeitern bedeute.

Nicht nachvollziehen konnten die Bürger die vorgelegten Zahlen zum Verkehrsaufkommen. Die Planer rechneten ihnen vor, dass man von 240 zusätzlichen Bewegungen am Tag ausgehen könne, wenn ein Fahrzeug pro Wohneinheit geschätzt täglich vier Mal bewegt würde. Was mit dem Verkehrsaufkommen durch Lieferdienste oder das Holen und Bringen der Kinder zur Schule oder Kita sei, wollten viele wissen. Nicht weniger hitzig ging es auch an verschiedenen Stationen, an denen Vorschläge zur geplanten Bebauung eingebracht werden konnten, zu. Dabei ging es sowohl um den Standort der fünf neuen Mehrfamilienhäuser als auch um ihre Höhe und Nähe zur Bestandsbebauung. Deren Bewohner befürchten, dass ihre Häuser im Schatten der davor errichteten Neubauten liegen werden.

Plädoyer für eine mittige Bebauung

Sie plädieren weiterhin für eine Bebauung mittig des Geländes. Peter Mueser hat dazu nach eigener Aussage ein sogenanntes Hofmodell vorgeschlagen, bei dem die Gebäude drei Seiten eines rechteckigen Hofs einnehmen. Das würde auch die Gemeinschaft der Hausbewohner stärken, ist er überzeugt. Seinen Vorschlag habe man aber bereits „abgebügelt“, wie er sagt. Kritik gab es außerdem am Plan, zehn Prozent der Wohnungen als Sozialwohnungen anzubieten. Das seien gerade einmal sechs Wohnungen für die, die eine Wohnung am nötigsten brauchten, gab Hans Teuer zu bedenken und stellte die Frage: „Wer von denen soll sich denn da wohlfühlen?“

Wie schon nach dem ersten Workshop haben die Siegburger wieder die Gelegenheit, in den nächsten vier Wochen online ihre Vorschläge auf www.siegburg.de unter „Bauen & Klimaschutz“ einzubringen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Kummerkasten im Quartier
Awo-Beratung in Bad Neuenahr-Ahrweiler Kummerkasten im Quartier
Aus dem Ressort