Wein in der Fastenzeit Weinmesse in Siegburg

Siegburg · Probieren, Genießen und Notieren: Die zweite Probiermesse "Weinverliebt" brachte am Samstag in der Siegburger Rhein-Sieg-Halle Winzer und Weinliebhaber zusammen.

 Bei Jungwinzerin Sabrina Becker (links) aus Spiesheim herrscht reger Andrang und eine große Nachfrage nach dem feinfruchtigen Cuvée Rosé.

Bei Jungwinzerin Sabrina Becker (links) aus Spiesheim herrscht reger Andrang und eine große Nachfrage nach dem feinfruchtigen Cuvée Rosé.

Foto: Thomas Heinemann

Wein und Fastenzeit – passt das zusammen? Mit einem eindeutigen „Ja“ haben Liebhaber deutscher Weine diese Frage am Samstag in Siegburg beantwortet. Sie kamen zahlreich zur nunmehr zweiten Probiermesse „Weinverliebt“ in die Rhein-Sieg-Halle und nutzten dort, was das auf die Direktvermarktung von Winzerweinen spezialisierte Mainzer Start-up „Vicampo“ bot: Probieren, Genießen, Notieren – und das, wer mochte und konnte, weit über hundert Mal hintereinander.

Schon zur Eröffnung drängte es sich an den Ständen der 21 Winzer sowie den elf Ständen, an denen Vicampo weitere Weine nichtanwesender Winzer präsentierte. Organisatorin Juliane Heinlein zeigte sich zufrieden. Den Beginn der Fastenzeit spüre man nicht, deutete Heinlein auf die Ausgabe der Weingläser: „Die Besucher freuen sich und greifen beherzt zu.“ Und sie wissen meist genau, was sie probieren wollen, beobachtete Kim Traxler vom Weingut Karl Schaefer aus Bad Dürkheim in der Pfalz: „Die meisten Leute sind gut informiert, kennen sich aus und interessieren sich für die Feinheiten, die durch die unterschiedlichen Böden und Lagen entstehen.“

Fruchtiges zum Frühjahr

Bei Winzer Christian Bernhardt vom gleichnamigen Weingut in Ellerstadt waren es Weine wie „A Kind of Magic“ und „Here Comes the Sun“, die als Probierschluck in den Gläsern der Besucher landeten: „Jetzt zum Frühling sind die frischen, fruchtigen Weine gefragt“, sagt er. „Viele Leute haben keinen Weinkeller, sondern kaufen kurzfristig, wenn sie etwas trinken wollen.“

Viele Probierende kamen mit aufgeschlagenem Messekatalog und Stift in der Hand zum Winzer, der diese Taktik begrüßte: „Man sollte sich schon einen Plan machen, was man alles probieren will. Sonst schmeckt man irgendwann keine Unterschiede mehr“, sagt Christian Bernhardt. Mit der Nachfrage war der Winzer zufrieden, von der Fastenzeit sei keine Spur: „Man sagt ja: Flüssiges bricht das Fasten nicht.“

Das bestätigte auch Winzermeister Claudius Eckes aus Windesheim bei Bad Kreuznach: „Die Besucher probieren sich durch, im Moment gibt es keine großen Weintrends.“ Später werde er die Bestellzettel, die den Katalogen beiliegen, auswerten und seine Weine als Paket verschicken. Und das immer öfter auch an jüngere Leute, die man auch auf der Messe zunehmend sehe, sagt Winzer Christian Luff aus Aspisheim bei Bingen. Der Jung-Winzer setzt auf ausgefallenes Flaschendesign und moderne Vermarktung, „wofür ich das Konzept der Eltern allerdings über den Haufen werfen musste. Aber bei jungen Leuten, die vielleicht etwas abgeschreckt vom Bild des typischen und vielleicht auch etwas älteren Weinliebhabers sind, kommt das gut an.“

Über mangelnden Andrang konnte sich auch Jung-Winzerin Sabrina Becker vom Weingut Becker aus Spiesheim bei Alzey nicht beklagen. Ihr feinfruchtiger Cuvée Rosé hatte es den Besuchern angetan. So auch Bärbel Lauber, die als Weinliebhaberin mit einer Freundin die Probiermesse besuchte: „Wir sind oft bei Winzern und Weinproben, kennen uns ein wenig aus und probieren hier daher ganz gezielt, was uns interessiert.“ Dafür sei die Messe ein gutes Angebot, weil sie die Wege deutlich kürzer mache und eine große Vielfalt zeige.

Und für die Sache mit der Fastenzeit hatte Bärbel Laufer mit einem Augenzwinkern eine rheinische Lösung parat: „Die Fastenzeit verschieben wir – auf die Zeit nach Ostern.“

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