Rhein-Sieg-Kreis Wenig Raum für die Windkraft

RHEIN-SIEG-KREIS · Der Vogelschutz steht dem Bau der Anlagen entgegen. Der Kreis legt nun eine Karte mit sensiblen Gebieten vor. Diese soll eine Planungshilfe für die Kommunen sein.

 Die bisher einzige Windenergieanlage im Rhein-Sieg-Kreis steht in Bornheim-Sechtem.

Die bisher einzige Windenergieanlage im Rhein-Sieg-Kreis steht in Bornheim-Sechtem.

Foto: Voker Lannert (Archiv)

Die Windenergie wird eine der Säulen der Energiewende in Deutschland sein. Deshalb überprüft das Land Nordrhein-Westfalen derzeit die Bauleitplanung, mit dem Ziel, den Bau von Windkrafträdern zu erleichtern.

Zu erwarten ist, dass sich die Kommunen sehr bald schon mit Anfragen von Investoren befassen müssen, wo denn Standorte möglich sind. "Die Windenergie könnte auch im Kreis ein nennenswerter Energieträger bei den regenerativen Energien sein", meint Kreisumweltdezernent Christoph Schwarz.

Oder auch nicht. Die Kreisverwaltung hat eine Karte angefertigt, die zeigt, an welchen Standorten im Rhein-Sieg-Kreis Windenergieanlagen möglich sind, und zwar in Hinblick auf den Vogelschutz. Fazit: Sehr viele Gebiete, vor allem im Rechtsrheinischen, sind aus Sicht des Vogelschutzes sensibel oder eignen sich gar nicht, weil sie unter Naturschutz stehen.

Die Karte soll eine Planungshilfe für die Kommunen sein", sagt Schwarz. Aus der Karte im Maßstab 1:60 000 geht hervor, wo der Bau von Windkrafträdern machbar, kaum möglich oder ausgeschlossen ist.

Schwarz gibt dabei allerdings zu bedenken, dass die Karte lediglich empfehlenden Charakter habe. "Es ist keine Potenzialkarte für Winderenergie im Kreis. Wir weisen nur konfliktarme Bereiche aus. Sie dient nicht als Ersatz für eine Artenschutzprüfung."

Sie solle den Kommunen als Richtschnur dienen, wo Windkraft ohne Konflikte mit dem Artenschutz realisiert werden könne. "Bei Anfragen muss jeder Einzelfall ohnehin für sich geprüft werden", so Schwarz.

Auch der Rhein-Sieg-Kreis wolle einen Beitrag zur Energiewende leisten, sehe sich aber auch in der Verantwortung für den Artenschutz. 13 Vogelarten sind im Rhein-Sieg-Kreis "windkraftsensibel": die Rohrweihe, der Schwarzstorch und vor allem der Rote Milan, der nur in Europa vorkommt, wo es 22.000 Brutpaare gibt.

"Allein in Deutschland kommt die Hälfte des Bestandes vor, im Rhein-Sieg-Kreis sind 50 Brutpaare gezählt worden", sagt Christoph Rüter, Abteilungsleiter im Amt für Natur und Landschaftsschutz. Der Vogel besiedelt laut Rüter Hügellandschaften mit Grünflächen und Äckern und eingestreuten Waldflächen.

Langfristige Untersuchungen haben gezeigt, dass Vögel häufig in Rotorblätter fliegen und getötet werden. Schon die unterschiedlichen Druckverhältnisse können für Thermik-Flieger gefährlich sein.

Für diese Tiere gibt es im Zusammenhang mit dem Bau von Windenergieanlagen Schutzzonen. So muss dort, wo der Rote Milan brütet, ein Abstand von 1500 Metern eingehalten werden. Dazu kommen 4000 Meter, in der die Vögel hauptsächlich auf Nahrungssuche sind.

Das geht aus verschiedenen Rechtsprechungen hervor. Verboten ist der Bau der Windkraftanlagen nahe Gewässern sowie in Naturschutz- und FFH-Gebieten.

Davon gibt es viele im Rhein-Sieg-Kreis. Nimmt man die sensiblen Gebiete für Vogelarten dazu, sind die Möglichkeiten, eine Windkraftanlage im Rhein-Sieg-Kreis zu bauen, ziemlich eingeschränkt.

Uneingeschränkt möglich ist es etwa im Gewerbegebiet Dachsberg in Bad Honnef, im Süden Sankt Augustins, zwischen Lohmar und Heide und im linksrheinischen westlich von Rheinbach sowie um die Gemeinde Alfter herum. In Bornheim-Sechtem steht derzeit das einzige Windrad im Rhein-Sieg-Kreis.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort