Landtagswahlen im Rhein-Sieg-Kreis Wenn Satire zu Politik wird

Rhein-Sieg-Kreis · Die PARTEI ist seit April im Kreis aktiv. Ihre Kandidaten für die Landtagswahl stehen bereits. Auch im Rhein-Sieg-Kreis gibt es einen Kreisverband der satirischen Partei um den früheren Chefredakteur des Magazins Titanic, Martin Sonneborn.

 Die Kerntruppe des Kreisverbands Rhein-Sieg der PARTEI (v.l.): Aaron von Kruedener, Bastian Reichardt, Michael Hermann, Paul Schon, Clara-Marie Schlieber, Philip Meißner und Marc-André Lülsberg.

Die Kerntruppe des Kreisverbands Rhein-Sieg der PARTEI (v.l.): Aaron von Kruedener, Bastian Reichardt, Michael Hermann, Paul Schon, Clara-Marie Schlieber, Philip Meißner und Marc-André Lülsberg.

Foto: Hannah Schmitt

Rote Krawatte, Aufkleber oder gleich der Parteiausweis am Jackett: Die Mitglieder der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die PARTEI) sind beim Treffen in Siegburg leicht zu erkennen. Seit April gibt es auch im Rhein-Sieg-Kreis einen Kreisverband der satirischen Partei um den früheren Chefredakteur des Magazins Titanic, Martin Sonneborn. „Mit der Idee habe ich schon lange gespielt“, erzählt der stellvertretende Vorsitzende Marc-André Lülsberg beim Stammtisch in einem Siegburger Pub.

„Und weil ich im Rhein-Sieg-Kreis wohne und dort noch ein Kreisverband gefehlt hat, habe ich dann Leute zusammengesucht“, so der 21-Jährige. Zehn Mitglieder sind inzwischen aktiv, hinzugekommen sind „ein paar, die bereits den Mitgliedsantrag ausgefüllt haben“. Und: Trotz der überschaubaren Größe hat der Kreisverband bereits Direktkandidaten für alle vier Landtagswahlkreise gefunden.

Mit Forderungen nach einer Faulenquote in Führungspositionen oder einem G1-Schulsystem macht der Bundesverband schon seit Jahren auf sich aufmerksam. Und was will der Kreisverband erreichen? Die Antwort kommt ganz selbstverständlich: „Die totale Machtübernahme“, sagt Paul Schon, 19 Jahre und Direktkandidat für das Linksrheinische. Der Kreis sei nicht gerade mit guten Politikern gesegnet, ergänzt der 30-jährige Vorsitzende Bastian Reichardt. Deshalb müssten gute neue her – und vor allem auch junge.

„Ich bin für eine Altersbegrenzung von 50 Jahren“, sagt Schon. Danach sollten die Älteren interniert und mit dem ZDF-Fernsehgarten beschallt werden, bis sie nur noch schunkeln und klatschen könnten. Grundsätzlich sehe sich die PARTEI als Gegengewicht gegen das, was man Rechtsruck in Deutschland nenne. „Wir sind motiviert, den Betrieb mal ein bisschen aufzuwühlen, da herrscht Nachholbedarf“, sagt Schon. Aaron Yannick Baron von Kruedener ergänzt: Andere Parteien würden Politik machen, die eigentlich Schwachsinn sei. „Wir machen Schwachsinn, der eigentlich Politik ist.“

Aufwühlen, das heißt auch auffallen – etwa mit lustigen Posten wie dem des Integrationsbeauftragten für „irgendwas mit Menschen“. Oder mit Politaktionen. „Wir planen eine Demo für ein bisschen Frieden und eine Gegendemo für ein bisschen Krieg“, erzählt Clara-Marie Schlieber, politische Geschäftsführerin des Kreisverbands. Mit Demos hat die Truppe bereits Erfahrung. Ihren ersten offiziellen Auftritt hatte sie Anfang Juni in Hennef, als sich rund 600 Menschen gegen Intoleranz und Rechts stellten. Damals schloss sie sich der Aktion mit einem Protestmarsch an und zeigte unter anderem Schilder mit der Aufschrift „Irgendwas“.

Doch hinter dem Spaß steckt auch mal Ernst. „Es geht uns um die Absurdität in der Verfassung, dass ein und dieselbe Person eine Demo und eine Gegendemo anmelden kann“, sagt Reichardt, der sich schon auf die Gespräche mit der Polizei freut. Im November plant der Kreisverband zudem „Das KONZERT“ in Siegburg oder Troisdorf, eine Benefizveranstaltung für die Flüchtlingshilfe. „Wir wissen, welche Themen wir ansprechen müssen, damit die Leute sich für uns interessieren“, sagt Schon.

Deshalb rechnen sie im Landtagswahlkampf auch mit „bis zu hundert Prozent“. Mit welchen Forderungen sie die Menschen im Kreis überzeugen wollen, ist noch nicht ganz festgeschrieben. Das Wahlprogramm ist noch in der Mache. Lülsberg: „Wir werden es beim Kreisparteitag im Herbst beschließen.“

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