Rohan drohte die Amputation Wie Siegburger Ärzte das Bein eines afghanischen Jungen retteten

Siegburg · Nach einem Oberschenkelbruch mit anschließender Infektion drohte einem Elfjährigen aus Afghanistan eine Amputation. Ein Hilfsorganisation vermittelte ihn ans Siegburger Helios Klinikum.

 Der elfjährige Rohan und sein behandelnder Arzt Dennis Vogel, Chefarzt für spezielle orthopädische Chirurgie, Endoprothetik und Fußchirurgie am Helios Klinikum Siegburg.

Der elfjährige Rohan und sein behandelnder Arzt Dennis Vogel, Chefarzt für spezielle orthopädische Chirurgie, Endoprothetik und Fußchirurgie am Helios Klinikum Siegburg.

Foto: Helios Klinikum Siegburg

Normalerweise lebt Rohan (Name geändert) in einer afghanischen Provinz nahe Kabul. Seit ein paar Monaten aber ist der Elfjährige nun schon in Siegburg. Im dortigen Helios Klinikum haben Ärzte den Jungen behandelt und ihm dadurch sein Bein gerettet. Wie die Klinik mitteilte, hatte sich der Junge im Frühjahr das Bein gebrochen. So schwer, dass ihm in seiner Heimat vermutlich eine Amputation gedroht hätte. Eine Hilfsorganisation vermittelte ihn deswegen nach Siegburg.

„Im Februar erhielten wir einen Anruf aus dem Friedensdorf in Oberhausen, mit dem wir schon viele Jahre kooperieren“, sagt Dennis Vogel, Chefarzt für spezielle orthopädische Chirurgie, Endoprothetik und Fußchirurgie am Helios Klinikum Siegburg. Das Friedensdorf holt kranke Kinder, denen in ihrer kriegs- und krisengeschüttelten Heimat medizinisch nicht geholfen werden kann, nach Deutschland, um sie hier in Kliniken behandeln zu lassen. Nach der Reha im Friedensdorf kehren sie dann in ihre Heimat zurück. „Man sagte uns, dass sie einen elfjährigen Jungen betreuen, der dringend eine hoch qualifizierte medizinische Versorgung wegen einer Knocheninfektion bei gebrochenem Oberschenkel mit einer offenen Wunde benötigte“, so Vogel weiter. Die Chirurgen hätten sofort ihre Hilfe zugesagt. Ende März kam Rohan daraufhin ins Siegburger Krankenhaus.

Durch Infektion mit Bakterien ist der Knochen im gebrochenen Bereich nahezu aufgelöst gewesen

Laut Helios zeigten die Untersuchungen, dass der Junge unter einer sogenannten Femurfraktur litt – einem Schaftbruch des Oberschenkelknochens. Im betroffenen Bereich hatte sich zudem das Knochengewebe entzündet. Durch die Infektion mit Bakterien sei der Knochen im gebrochenen Bereich nahezu aufgelöst gewesen. Zudem hätten sich an der Haut zwei offene Stellen gebildet. In seiner afghanischen Heimat hatten Ärzte Rohan deswegen für mehrere Wochen einen Gips vom Becken bis an den Unterschenkel angelegt, sodass der vollständig bettlägerig gewesen sei.

Die Siegburger Spezialisten nahmen Rohan zunächst den anliegenden Gips ab. In einer ersten Operation entfernten sie das abgestorbene, entzündete Knochengewebe und legten von außen einen Fixateur an. Später mussten sie in einem weiteren Eingriff den restlichen, entzündeten Knochen, bis die Infektion vollständig beseitigt war, entfernen. Laut Helios setzten sie zur Überbrückung einen „Platzhalter“, der ein Antibiotikum freigibt, an der Stelle ein. Ende Juni war der Junge dann erneut in der Siegburger Klinik. Die Ärzte bauten in einer Operation den entfernten Teil des Knochens durch aus dem Beckenkamm entnommenes Gewebe des Jungen sowie eine zusätzliche Knochenspende wieder auf. Den Fixateur – eine äußere Schienung, die das Bein sicher stabilisiert – muss er zunächst weiter tragen.

Rohan kann bald wieder schmerzfrei laufen

Die Prognose für Rohan ist laut Helios gut. „Wenn sich das neu eingebrachte Knochengewebe in den verbliebenen Knochen integriert, kann der externe Fixateur im Verlauf abgenommen werden“, erklärt Vogel. Für Rohan bedeutet das, dass er dann wieder schmerzfrei laufen kann – und vor allem, dass er dann wieder zu seiner Familie nach Afghanistan reisen kann.

Wie die Klinik mitteilt, ist Rohan einer von mehreren jungen Patienten, die in Siegburg in Kooperation mit dem Friedensdorf behandelt wurden. Erst im vergangenen Jahr sei dem damals zwölfjährigen Karimullah geholfen worden, der an einer schweren Osteomyelitis am Unterschenkel, einer Infektion des Knochens und des Knochenmarkes durch Bakterien, litt.

(otn)
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