Unwetter in der Region Wieder liefen viele Keller voll

RHEIN-SIEG-KREIS · Dauergrollen und eine pechschwarze Wolkenwand am Horizont kündigten gegen 14.45 Uhr das an, was die Feuerwehr bis zum Abend in Atem halten sollte: Instabile, feuchte und warme Luftmassen über Westdeutschland haben am Nachmittag für schwere Gewitter über der Region gesorgt.

Eine besonders kräftige Gewitterzelle zog gegen 15 Uhr mit ihrem Kern über Siegburg und den Norden von Sankt Augustin. Begleitet vom Donnergrollen frischte der Wind auf, Wolkenfetzen wirbelten am Himmel umher. Wenige Sekunden später peitschten bereits Regen, Hagel und orkanartige Böen durch die Straßen. Vermutlich war es ein sogenannter "Downburst", eine schwere Fallböe, die kurz nach 15 Uhr eine Spur der Verwüstung über den Norden von Sankt Augustin und den Süden Siegburgs zog.

In der Johannesstraße in Menden kippten Bäume gleich reihenweise um, Mülltonnen flogen über die Straßen. Nicht nur Anwohner und die Müllabfuhr standen vor blockierten Straßen, sondern auch ein Notarztwagen. Dessen Besatzung musste mitsamt Gerätschaften über die Bäume klettern, um einem Kind mit Atemnot zwei Straßen weiter helfen zu können. Wenige Meter entfernt an der Einsteinstraße das gleiche Bild: Im Straßenverlauf brachen Äste ab und auch ganze Bäume kippten unter der Windlast um. Binnen Minuten stand die Straße unter Wasser.

Umgestürzte Bäume blockierten auch den Verkehr in Teilen Siegburgs. Besonders in Zange und auf dem Stallberg registrierte die Feuerwehr Schäden. Betroffen waren zudem die Autobahn 59 bei Troisdorf sowie die Bundesstraße 56n Richtung Lohmar-Heide. Im Zentrum von Siegburg lief Wasser von der überfluteten Kaiserstraße und der Luisenstraße in Keller und Geschäfte. Bäume stürzten auf mehrere geparkte Autos sowie auf die Kindergärten an der Arndtstraße, der Marienstraße sowie der Lindenstraße. Verletzt wurde aber niemand.

Glück im Unglück hatte eine Gruppe Kinder auf dem Michaelsberg. Informiert von einem Hobbymeteorologen warnte GA-Fotograf Holger Arndt die Teilnehmer des Jungen Forum Kunst. Kinder und Künstler flüchteten in die Abteikirche. Wind und herabfallende Äste zerfetzten später die Zelte.

In der Tat war Siegburg am schlimmsten betroffen. Bis 16.20 Uhr zählte Kreisfeuerwehrsprecher Peter Kern in einer ersten Bilanz 160 Einsatzstellen im rechtsrheinischen Kreisgebiet, davon entfielen 88, also über die Hälfte, auf die Kreisstadt. 27 Einsatzstellen hatte die Sankt Augustiner Feuerwehr abzuarbeiten und weitere 24 taten sich in Troisdorf auf. Der Rest verteilte sich auf das östliche Kreisgebiet. "Alles in allem waren es aber keinen ungewöhnliche Vorkommnisse", betonte Kern. Neben vollgelaufenen Kellern und überfluteten Unterführungen mussten die rund 120 Wehrmänner, die in 20 Löschgruppen zum Einsatz kamen, auch wieder jede Menge umgestürzter Bäume beseitigen.

Auswirkungen hatte das Unwetter auch auf den Zugverkehr. Wegen eines Astes, der bei Siegburg in die Oberleitung geraten war, musste die Linie 66 kurzzeitig ihre Fahrten einstellen, sagte Stadtwerkesprecher Werner Schui. Auch auf der Bahnstrecke zwischen Troisdorf und Friedrich-Wilhelms-Hütte ging laut eines Bahnsprechers zwischen 15.40 und 16.15 Uhr nichts mehr: Bäume waren auf die Gleise gestürzt.

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