Kirchengeschichte in Siegburg Wo Himmel und Erde sich berühren

Siegburg · Der Verein der Freunde und Förderer des Michaelsberges hat jetzt einen Ausstellungsbegleiter zur Schatzkammer der Servatiuskirche und neue Siegburger Studien vorgestellt.

 Präsentierten die beiden Schriften: Ralph Bergold, Pfarrer Thomas Jablonka, Stefanie Kemp, Marcel Albert OSB und Andrea Korte-Böger (von links).

Präsentierten die beiden Schriften: Ralph Bergold, Pfarrer Thomas Jablonka, Stefanie Kemp, Marcel Albert OSB und Andrea Korte-Böger (von links).

Foto: Paul Kieras

Die Schatzkammer der Servatiuskirche sei ein lebendiger Ort und Teil der Kirche, betonte Pfarrer Thomas Jablonka, als ihm am Mittwoch die Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer des Michaelsberges, Andrea Korte-Böger, das erste Exemplar eines hochwertig gestalteten Ausstellungsbegleiters zur Schatzkammer vor Ort überreichte. Den hat der Verein zur kostenlosen Mitnahme für zukünftige Besucher herausgegeben. „Es gibt Orte, an denen sich Himmel und Erde berühren“, sagte der Geistliche.

Ein solcher Ort seien die Südempore und die angrenzenden Räume der Kirche, wo in kostbaren Schreinen und Reliquiarien die Gebeine der Heiligen aufbewahrt würden. Der Ausstellungsbegleiter biete interessante Informationen rund um die einzelnen Exponate, die lediglich nummeriert sind und neben denen es auch keine Erläuterungen gibt.

Die Schatzkammer sei ja auch kein Museum. Sie stehe Menschen mit unterschiedlichsten Interessen offen: Gläubigen, Kunstinteressierten und allen, die einfach nur neugierig seien. Über das Heft sagte Jablonka: „Wenn man sich einmal damit beschäftigt, lässt es einen nicht mehr los.“ Er hob die Bedeutung des Kirchenschatzes hervor, der weltweit einmalig ist. Vor allem deshalb, weil die einzelnen Stücke an einem Ort erhalten geblieben seien.

Die Freunde und Förderer des Michaelsberges präsentierten noch ein weiteres Buch, und zwar aus der Reihe „Siegburger Studien“. Das beschäftigt sich mit dem Chorgestühl der ehemaligen Benediktinerabtei, das im Zuge der Umbauarbeiten des Katholisch-Sozialen Instituts (KSI) entfernt worden war.

Das hatte zu erheblichen Protesten in der Bürgerschaft geführt. Mittlerweile sind die Wogen geglättet. KSI-Direktor Ralph Bergold erklärte den Abriss damit, dass die geplante Nutzung des Chorraums eine Entfernung des Chorgestühls erforderlich gemacht habe. Gesichert und erhalten blieben aber die 31 geschnitzten Heiligenfiguren, die sogenannten „Stifterfiguren“.

Bergold betonte: „Wir werden die Geschichte der Abtei nicht weiterschreiben, aber dafür sorgen, dass sie nicht vergessen wird.“ Die Stifterfiguren würden im KSI „an vielen Stellen einen neuen, würdigen Ort erhalten“. Auch die Reliquien des Heiligen Anno sollen in der Kirche auf dem Michaelsberg präsentiert werden. Allerdings nicht mehr in dem an St. Servatius übergebenen Schrein, sondern im Chorraum als dem Herz der Kirche.

Korte-Böger kündigte zur Einweihung des KSI ein besonderes musikalisches Erlebnis an. Dabei handelt es sich um die „Uraufführung“ des Siegburger Anno-Officiums, ein Stundengebet, das vermutlich die Benediktinermönche der ehemaligen Abtei anlässlich der Heiligsprechung Annos im Jahr 1183 verfasst haben. Das Manuskript des Officiums wird heute in Düsseldorf in der Universitäts- und Landesbibliothek aufbewahrt. Der Musiker, Wissenschaftler und Dozent Dirk van Betteray ist Experte und kann es „übersetzen“.

Denn es besteht aus sogenannten Neumen, grafischen Zeichen, die seit dem 9. Jahrhundert zur Notation vor allem für gregorianische Gesänge auf zwei Linien aufgezeichnet wurden. Sie stellten keine absoluten Tonhöhen dar, sondern dienten als Gedächtnisstütze und zeichneten die Handbewegungen des Chorleiters nach, erklärte van Betteray.

Termin: Die Schatzkammer in Sankt Servatius wird am Sonntag eröffnet. Zunächst wird ab 17 Uhr auf dem Michaelsberg der 950. Jahrestag der Kirchweihe mit einer Messe gefeiert. Dem schließt sich eine Prozession zur Pfarrkirche Sankt Servatius an.

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