Siegburg: Geschenke von HA Schult Zurück in der Heimat

SIEGBURG · Zurück in seiner neuen "Heimat" gab sich HA Schult gestern erst einmal verwundert: "Ich bin schon sehr überrascht, dass meine Porträts einfach von der Fassade in den Keller gewandert sind."

Der Künstler und das Lottchen: HA Schult signiert im Stadtmuseum sein Porträt des Siegburger Originals. Es zeigt den Hermaphroditen in jungen Jahren.

Der Künstler und das Lottchen: HA Schult signiert im Stadtmuseum sein Porträt des Siegburger Originals. Es zeigt den Hermaphroditen in jungen Jahren.

Foto: Holger Arndt

Eben dort, im Forum des Stadtmuseums saß der Kölner Aktionskünstler im Schneidersitz auf der Bühne und signierte seine Werke. Zehn der insgesamt 33 Persönlichkeiten, die für drei Monate aus den Fenstern des Museums geblickt haben, überlässt der 75-Jährige der Kreisstadt.

Ganz so einfach sind diese natürlich nicht aus den Museumsfenstern in den Keller gelangt. Ende August hat die Stadt sich wie geplant von dem lieb gewonnenen, von Schult eigens zum 950. Stadtgeburtstag geschaffenen Kunsttableau "Home - Heimat" getrennt. Dass zehn der Persönlichkeiten nun auch dauerhaft in Siegburg ein Zuhause finden, hatte der Künstler von Anfang an zugesichert.

Den Wert des in den Besitz der Stadt übergegangenen Teils seines Werkes schätzt er auf etwa 80.000 Euro. Welche Bilder in Siegburg bleiben dürften, habe er ebenso autoritär entschieden wie seinerzeit über die Gäste des Tableaus.

Bürgermeister Franz Huhn freute sich, dass Schult einige Siegburger gewissermaßen in den Museumsstand erhoben hat. So sind neben Wolfgang Overath auch Maximilian Jacobi, der die frühere Irrenanstalt auf dem Michaelsberg leitete, der Heilige Anno, Engelbert Humperdinck, der im Jubiläumsjahr geborene Oskar Fink Stauf und das Lottchen im Schult-Porträt dauerhaft in Siegburg verwurzelt. Überdies sind mit Stephen Hawking, "Iron Horn" Charles Wimar, Ludwig van Beethoven und Pablo Picasso fortan auch vier überregionale Persönlichkeiten eingebürgert, zumindest ihr Abbild.

Drei der Fensterplätze hatte die VR-Bank Rhein-Sieg, die das Kunstwerk finanziell unterstützt hat, im Vorfeld der Aktion an potenzielle Bewerber vergeben. Neben Veronika Siegburg hatten sich so auch Katharina Bandekow und Oskar Fink Stauf zwischen John Lennon, Karl Mary oder Marlene Dietrich in die illustre Runde eingereiht. Oskars Eltern wollen der Stadt Siegburg nun das Porträt ihres Sohnes abkaufen. Und wenn der Umbau der Abtei abgeschlossen ist, wird Anno wohl zurück auf den Michaelsberg ziehen. Das Lottchen bleibt im Museum.

Dort stand das Bildnis gestern vis-à-vis der Lottchen-Puppe, die ihren Stammplatz auf der Museumstreppe hat. Sehr zur Freude von HA Schult, dem das Siegburger Original ans Herz gewachsen ist. "Es ist für mich ein Seismograph für die Toleranz in dieser Stadt", schwärmte der 75-Jährige.

Der Hermaphrodit habe zu seinen Lebzeiten große Schmach erlitten, nun werde er aber durch den Ehrenplatz im Museum gewissermaßen posthum dafür entschädigt. Überhaupt lobte Schult die Kreisstadt in den höchsten Tönen. "Ich habe hier sehr schöne Erfahrungen gemacht und Erlebnisse gehabt", sagte er.

Nachdem die Troisdorfer sein Hotel Europa, in dem Schult vor 15 Jahren 130 Persönlichkeiten ein Zimmer gab, einfach in die Luft gesprengt hätten, sei er sehr froh, dass die Siegburger seinen Asylantrag angenommen hätten. Und auch Schults Muse Elke Koska versicherte gestern: "Wir werden uns hier sicherlich noch häufiger sehen."

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