Poetry Slam "Mutanfall" "Zwergriese" ganz groß

SIEGBURG · "Zwergriese" aus Essen heißt der erste Sieger bei der Poetry-Slam-Veranstaltung im Stadtmuseum, die ab sofort viermal im Jahr stattfinden soll.

 Mit Veronica Kunert und Julia Torres (von rechts) begrüßte "mario el toro" (6. von links) zwei "Local Heros".

Mit Veronica Kunert und Julia Torres (von rechts) begrüßte "mario el toro" (6. von links) zwei "Local Heros".

Foto: Paul Kieras

Gleich die Premiere des Dichterwettstreits, bei der sich insgesamt neun Slammer mit ihren Texten dem Urteil des Publikums stellten, sorgte für ein volles Haus.

Der Kölner Maler, Texter und Slammer "mario el toro", der auch für die Organisation verantwortlich war und die Moderation übernommen hatte, kündigte den Abend als Vorlesewettbewerb von Waldorf-Schülerinnen unter dem Motto "Mein Pony und ich" an.

Natürlich waren die Interpreten und ihre Beiträge davon weit entfernt. Das Repertoire beim Slam unter dem Titel "Mutanfall" reichte von rotzfrech über Klamauk und bissig bis zu einfühlsamen Beschreibungen von Alltagsbegebenheiten zum Nachdenken.

Gleich mit seinem ersten Beitrag "Eine einfache Begegnung" konnte der Essener "Zwergriese" bei den Zuhörern im ausverkauften Museum punkten. Seine Kurzgeschichte drehte sich um das krebskranke Mädchen Nadine, das sein Lächeln nicht verlernt hat. Ihr trockener Humor und der umwerfend komische Vortrag von Sira Busch aus Münster direkt nach "Zwergrieses" leisen Tönen riss die Zuhörer zu Beifallsstürmen hin.

Die Mathematikstudentin beklagte mit einem Augenzwinkern, dass sie aufgrund ihrer Ausbildungsentscheidung oft auf Unverständnis stoße. Aber: "Ich wollte die krasseste Kante der Coolness-Pyramide erklimmen, kinoreif zur Spitze springen und sagen: Wisst ihr, wieso ich so schnell hierauf gekommen bin? Ich bin die Hypotenuse gerannt."

Nach ihrem zweiten Auftritt im Halbfinale, das sie locker erreicht hatte und mit dem sie aufgrund der meisten Stimmen des Publikums sicher ins Finale eingezogen wäre, musste sie zum Bedauern des Auditoriums aber schon frühzeitig abreisen. Nicht fürs Weiterkommen konnten sich dagegen die "Lokalmatadoren" Julia Torres aus Siegburg und Veronica Kunert aus Troisdorf qualifizieren, die nach eigenen Angaben "die Herausforderung" eines Poetry Slams reizte.

Torres nahm zum ersten, Kunert zum dritten Mal an einem Poetry Slam teil. Ebenso wenig schaffte es Anne Linscheid aus Bonn ins Finale, die sich trotzig über das Altwerden ausließ: "Und wenn die Haut dann Falten schlägt und sich beim Partner nichts mehr regt." Trotz seiner brüllend komischen Ausführung über Vaterliebe - "Ich bin der Justin Bieber aller Erziehungsberechtigten, in Körper und Geist jung geblieben, tolerant und mit enorm empathischen Fähigkeiten ausgestattet" - wurde außerdem Jörg Brennhöfer aus Koblenz vom Kölner Christian Gottschalk überflügelt.

Der machte sich Gedanken über die unterschiedliche Bedeutung von Begriffen je nach Generation: "Wenn damals ein Drucker streikte, wurde er vom Arbeitgeber ausgesperrt. Als Rohling bezeichnete man Typen wie Kai Schneider aus meiner Klasse, der immer Kopfnüsse verteilte. Ein Menü begann für gewöhnlich mit einem Krabbencocktail."

Am Ende sah die 199-köpfige Jury "Zwergriese" ganz oben auf dem Podest, der aus der Hand von Bürgermeister Franz Huhn das Museum in Miniaturausgabe als Trophäe entgegennahm.

Info

2. Poetry Slam "Mutanfall", 7. Mai, 19.30 Uhr. Eintritt sechs Euro, Tickets an der Museumskasse

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