Mitgliederausstellung im Pumpwerk Siegburg Zwischen Himmel und Hölle

Siegburg · Das englisch-deutsche Begriffspaar „Hell und hell“ inspiriert Künstler des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis zu einer Gemeinschaftsausstellung im Pumpwerk in Siegburg.

 Rainhard Lättgen vor dem Werk von Georg Schnitzler, der den Blick des Berachters auf den Mund des Schreienden lenkt.

Rainhard Lättgen vor dem Werk von Georg Schnitzler, der den Blick des Berachters auf den Mund des Schreienden lenkt.

Foto: Susanne Haase-Mühlbauer

In der Musik ist ein Crescendo die Bezeichnung für das langsame Lauterwerden eines Tons oder eines ganzen Orchestersatzes. Es besitzt eine opulente Macht und ist ein Ausdrucksmittel der Kraft und Stärke. Als Titel eines Kunstwerks macht es allemal neugierig und gespannt auf die Art der Darstellung. Auf eine Größe von insgesamt neun Quadratmetern hat Georg Schnitzler seinem vierteiligen Werk aus der Serie „Verschwörung“ den Titel „Crescendo II“ gegeben. In einer Gemeinschaftsausstellung von Mitgliedern des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis ist es ab Samstag im Pumpwerk an der Bonner Straße zu sehen.

In einer Mischtechnik aus Kohle und Öl auf Leinwand hat Schnitzler den nackten Oberkörper eines Mannes dargestellt, der mit erhobenen, zu Fäusten geballten Händen ganz offensichtlich einen Schrei ausstößt. Wie in einem Fadenkreuz lenkt Schnitzler den Blick des Betrachters auf das Zentrum der vier Bildteile: den weit aufgerissenen Mund.

Schnitzlers Beitrag zur Mitgliederausstellung des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis ist nur eines von 30 Werken, die den Betrachter fesseln. Nach der spannenden Vorgabe des gemeinsamen Titels „hell-hell“, unter dem die Künstler aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis ihre Werke in den drei Ausstellungsebenen des Pumpwerks an der Bonner Straße zeigen, beweist sich eine enorme Variationsbreite. Hell und hell ist ein Begriffspaar, das das deutsche Adjektiv „hell“ mit dem englischen Wort für „Hölle“ mischt und von Britta Biergans an die Ausstellenden bewusst mehrdeutig gestellt wurde. Der Titel inspirierte die Künstlergruppe zu spielerischen, aufrüttelnden, humorvollen und betroffen machenden Themen.

An das Kinderspiel „Himmel und Hölle“ erinnert Barbara Schmitz mit ihrer gefalteten Bleiplatte. Die einstige Leichtigkeit des gefalteten Papiers der Kindheit scheint nun schwer wie Blei geworden zu sein. Hell und dunkel finden in diesem Werk spielerisch zusammen. An den zum Absturz verurteilten Drachen des Ikarus erinnert Ralf Merians Flugobjekt. Das Konterfei des Narren auf dem Drachen erscheint wir eine Mahnung.

Ausstellung zeigt Vielfalt der Gestaltung

Mit beklemmender Detaildarstellung hat Georg Tokarz ein Zugunglück als eine Hölle größeren Ausmaßes dargestellt. Nicht minder beklemmend erscheinen die Unschärfe-Fotografien, die Cynthia Rühmekorf von ihren Darstellungen militärischer Aktionen erahnen lässt.

Reinhold Lättgen, der als Vorsitzender des Vereines auch künstlerisch selber unter den Ausstellern vertreten ist, lobt die „enorme Vielfalt der Gestaltung“ seiner Mitglieder. „Unsere Themen haben durchaus das Zeug, auch überregional angewendet zu werden“, sagt Lättgen. Glücklich ist der Vorsitzende über die große Resonanz seiner Mitglieder auf die Einladung zur Gemeinschafts-Schau, denn „wir sind immer noch dabei, die Scherben von Corona aufzusammeln.“

„Hell und hell“ lautet der deutsch-englische Titel der Mitgliederausstellung des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis. Samstag, 30. Juli um 16 Uhr wird die Ausstellung im Pumpwerk an der Bonner Straße in Siegburg eröffnet. Bis 9. September zeigen dort 30 Mitglieder ihre Werke. Zur Eröffnung spricht Rheinhard Lättgen, Vorsitzender des Kunstvereins.

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