Gespräch am Wochenende Taubenzüchter Rald Urley: "Im Verschlag kann ich abschalten"

Gespräch am Wochenende: Der Straßfelder Ralf Urfey züchtet Brieftauben und liebt es, sich um die Tiere zu kümmern

 Ralf Urfey mit seiner Lieblingstaube Agnes.

Ralf Urfey mit seiner Lieblingstaube Agnes.

Foto: Axel Vogel

An diesem Sonntag veranstaltet die Reisevereinigung (RV) der Brieftaubenzuchtvereine Euskirchen ein Taubenforum in Straßfeld. Ralf Urfey ist Vorsitzender der RV und Ansprechpartner für den Zuchtverein Heimattreu Straßfeld. Im Gespräch mit Celina de Cuveland berichtet er von seinem Hobby.

Was kann eine Brieftaube leisten?

Ralf Urfey: Man unterscheidet grundsätzlich zwischen Weit- und Kurzstreckentauben. Kurzstreckentauben sind die Sprinter. Weitstreckentauben nutzen unsere Flüge, die wir mit der RV veranstalten, eher als Training für eine längere Strecke. Alle Brieftaubenwettflüge sind Distanzflüge. Die Rennen fangen bei einer 150 Kilometer langen Strecke an. Die längste Distanz, die wir fliegen, beträgt 600 Kilometer. Von einem Startpunkt nahe Saint Rambert in Frankreich aus geht es dann für die Tauben bis nach Swisttal. Eine gute Brieftaube schafft diese Strecke bei passenden Wetterbedingungen in etwa acht Stunden. Sie kann sogar eine Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern erreichen.

Wann ist das Wetter optimal für ein Wettfliegen?

Urfey: Wenn einige Schäfchenwolken am Himmel zu sehen sind. Außerdem sollte ein leichter Kopfwind wehen und Temperaturen zwischen 15 und 28 Grad herrschen. Ein rauer Wind macht den Tieren aber auch keine ernsthaften Probleme. Wenn das Wetter zu schlecht ist, lassen wir unsere Tauben gar nicht erst starten.

Was sind die Kriterien für eine herausragende Sporttaube?

Urfey: Sie sollte schnell, ausdauernd und orientierungsstark sein. Auf Taubenforen werden die Tiere ausgestellt und nach Schönheitskriterien beurteilt. Ein ausgebildeter Preisrichter begutachtet den Körperbau der Taube, die Qualität der Federn, die Kopfform des Tieres und ob die eindeutigen Geschlechtsmerkmale gut ausgeprägt sind. Die optimale Brieftaube sollte muskulös [kein Linktext vorhanden] gebaut sein, die Federn sollten eng anliegend und seidenweich sein, und die Kopfform sollte dem Idealbild entsprechen. Auch der Stand der Mauser ist ein Kriterium. Wenn die Tauben gegen Ende des Jahres das Federkleid noch nicht vollständig gewechselt haben, gibt es keine Abzüge, Anfang des neuen Jahres hingegen schon. Manche Tauben kennen den Ablauf auf solchen Schauen schon. Die stellen sich dann automatisch in Pose.

Wie lange trainieren die Tauben am Tag für ihre Wettflüge?

Urfey: Normalerweise bis zu zwei Stunden pro Schwarm. Männchen, Weibchen, Jung- und Alttiere fliegen getrennt. Momentan kann ich meine Tauben allerdings nicht rauslassen. Nur in ihren Volieren und in der alten Scheune können sie sich derzeit bewegen. Wir haben eine Überpopulation von Greifvögeln, die würden die Tauben jetzt zum Winterbeginn sofort angreifen. Habichte, Sperber und Wanderfalken fressen mit Vorliebe Brieftauben. Es gibt nämlich kaum noch Niederwild, weswegen die Greifvögel unsere Tiere jagen. Auch zu Beginn der Saison im Frühjahr ist das ein Problem. Die Tiere sind dann nicht in Form und kommen nach einer Hetzjagd - wenn überhaupt - mit gezerrten Flügeln zurück.

Wie viel ist eine Spitzentaube wert?

Urfey: Für ein besonderes Zuchttier kann man schon mal bis zu 5000 Euro bezahlen. Tauben fliegen Wettbewerbe bis sie fünf oder sechs Jahre alt sind und bleiben danach als Zuchttiere im Verschlag. Wer bei uns in den Verein einsteigen möchte, würde aber ohnehin einige Jungvögel geschenkt bekommen.

Sind Brieftauben nicht scheu?

Urfey: Das hängt davon ab, wie intensiv man sich mit den Tieren beschäftigt. Ich war neulich bei einem Taubenfotografen, um neun Vögel für den Verkauf auf einer Taubenbörse ablichten zu lassen. Drei davon marschierten sofort auf den Drehteller des Fotografen. Da merkt man, dass es auch Züchter gibt, die mit ihren Tieren täglich die Präsentation trainieren. Ich kenne sogar Kollegen, da fliegt die Taube sofort auf die Hand, wenn der Züchter pfeift. Manch einer hält Handaufzuchten in der Wohnung. Die Tiere werden sogar stubenrein. Davon rate ich aber ab. Tauben brauchen ihre Bewegung, und es wäre nicht artgerecht, sie in einer Wohnung zu halten.

Was fasziniert Sie am meisten an Ihrem Hobby?

Urfey: Ich finde es schön, dass man sich um diese Tiere kümmern muss. Die Tauben geben mir aber auch einiges zurück. Wenn ich nach der Arbeit in den Verschlag gehe, kann ich abschalten. Für mich sind die Vögel ein Ausgleich zum Alltag. Außerdem ist die Taubenzucht ein Hobby, das man bis ins hohe Alter betreiben kann. Bei unseren Wettkämpfen konkurrieren Zehnjährige mit 85-Jährigen. Auch der Austausch innerhalb des Vereins macht wahnsinnig viel Spaß.

Zur Person

Ralf Urfey wuchs auf dem Hof seiner Eltern in Swisttal-Straßfeld auf. Seit dem 15. Lebensjahr beschäftigt er sich mit Zucht und Training von Brieftauben. Er wurde auf Anhieb Vize-Meister in der Kategorie "Jungreise". Der 46-Jährige Gärtnermeister hält mit seinen Schlagpartnern Horst Menzel und Aaron Urfey (8) rund 100 Tauben. Seit 31 Jahren ist er Mitglied der Reisevereinigung (RV) der Taubenzuchtvereine Euskirchen und Umgebung. Er ist verheiratet und Vater von 14- und 16-jährigen Töchtern.

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