Weinbau im Troisdorfer Stadtteil Bergheim 150 Rebstöcke am alten Sieghang

TROISDORF · Weinbau im Troisdorfer Stadtteil Bergheim? Gibt es seit zehn Jahren wieder. Damals hatte Hanne Brohl, Winzertochter von der Mosel und nach Bergheim verheiratet, die "Schnapsidee, man könne doch mal in Bergheim den Weinbau wieder aufleben lassen."

 Marlies von den Driesch und Dietrich Berndt kontrollieren die Beeren des roten "Regent".

Marlies von den Driesch und Dietrich Berndt kontrollieren die Beeren des roten "Regent".

Foto: WIMMEROTH

So erzählt es Anita Grimm vom Freundeskreis der Bergheimer Winzer. Und weil Schnapsideen bekanntlich besonders lange halten und sich die Gelegenheit ergab, ein passendes Grundstück zu pachten, nahm der Weinbau in Bergheim seinen Lauf.

Dabei ist der Weinbau an Rhein und Sieg nichts Neues. Schaut man sich alte Stiche im Bergheimer Fischereimuseum an, findet man dort rechts- wie linksrheinisch Weinbauflächen eingezeichnet. Ob der Weinbau durch die Römer an den Rhein gelangte oder gar schon die Kelten ein berauschendes Getränk aus dort wachsendem wilden Wein herstellten, ist nicht geklärt, ergänzt der Bergheimer Dietrich Berndt, der auch schon zehn Jahre bei dem Freundeskreis mitarbeitet.

Der Hang am Kirvelberg ist jedenfalls ganz gut für den Weinanbau geeignet, liegt die Fläche doch gegen Südwesten und hat genügend Sonneneinstrahlung. 150 Stecklinge pflanzten die Weinfreunde damals, der Winzer Alfred Cuy von der Mosel hatte ihnen mit Pflanzpfählen und Drähten und manchem Rat weitergeholfen. Und so gedeiht nun dort am Prallhang des alten Siegverlaufes "Regent" (ein Rotwein) und "Phönix" (ein Weißwein). 150 Liter Wein gewinnen die Weinliebhaber. Sie keltern selbst in einem Gewölbekeller aus dem 16. Jahrhundert, malen ihre Etiketten selbst und füllen ab. Und nicht nur Wein wächst dort im Weinberg. Auch allerlei andere, seltene Pflanzen haben dort eine Heimat gefunden, erzählt die Biologin Marlies von den Driesch. So habe sie dort Ackergauchheil ebenso entdeckt wie wilden Oregano. Auch einige Pfefferminzen finden sich unter den Rebstöcken. Die seien aus Hausgärten entfleucht, meint die Biologin, denn eigentlich gehörten sie dort nicht hin.

Weil der Weinhang Kirvelberg heißt, lag es nahe, dem Wein auch ein entsprechenden Namen zu geben. Der Zusatz "Pfaffenmütz" ist indes der Historie geschuldet. Zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges hatten holländische Truppen im nahen Rhein eine Insel aufgeschüttet - damals floss der Rhein noch wie er wollte und war wohl insgesamt flacher - und darauf ein Bollwerk errichtet, was wegen seiner Form "Pfaffenmütz" genannt wurde. Von dort schossen die Holländer auch gen "Beechem", also nach Bergheim. Dort wurde auch damals Wein angebaut und zwar im Dorf. Das war von einem Zaun umgeben, ein sogenanntes Zudorf. Innen gab es Obst- und Gemüsegärten und eben auch Weinfelder, außen weidete das Vieh und wurde durch den Zaun abgehalten, sich an Obst und Gemüse gütlich zu tun.

Für Freitag, 26. September 2014, laden nun die Weinfreunde zu Vortrag und Weinprobe ins Fischereimuseum ein. Ab 19 Uhr geht es los unter dem Thema "Kirvelberger Pfaffenmütz" Weinbau in Bergheim früher und heute. Nach dem Vortrag können der Regent und der Phönis verkostet werden, dazu gibt es Brot und Käse. Kosten: 7,50 Euro.

Infos und Anmeldung unter fischereimuseum-bergheim-sieg.de oder Tel. 0228/94589017.

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