Wahner-Heide-Fest 5000 Hektar Naturschönheit

TROISDORF · Die Wahner Heide gilt als das artenreichste Naturschutzgebiet in Nordrhein-Westfalen. Am Sonntag können Besucher die Vielfalt der Landschaft in den Heideportalen erleben. Naturschutz im Spannungsfeld zwischen Naherholung, militärischer Nutzung und dem Flughafen Köln/Bonn.

 Sieg ar Heideweg Wahner Heide belgisches Gebiet

Sieg ar Heideweg Wahner Heide belgisches Gebiet

Foto: Holger Arndt

Alljährlich wird mit dem Wahner-Heide-Fest am 1. Mai ein 5000 Hektar großes Stück Natur gefeiert, das geografisch zur sogenannten Bergischen Heideterrasse gehört. Dieser Naturraum misst etwa zwei bis drei Kilometer in der Breite und rund 50 Kilometer in der Länge und reicht von der Ruhr im Norden bis zur Sieg im Süden. Die Wahner Heide gehört zu den ältesten Siedlungsräumen in unserer Region, schon Neander-thaler lebten vor etwa 60 000 Jahren dort, wie Funde belegen. Seit 2009 gehören rund 2000 Hektar der Wahner Heide als nationales Naturerbe zur Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Sie setzt sich zum Ziel, die Strukturvielfalt und den Reichtum an heimischen Arten auf ihren Flächen zu erhalten und zu fördern. Rund 1300 Hektar der Südheide – zwischen Agger-aue, Altenrath und Flughafen gelegen – dienen der Bundeswehr als Übungsgelände. Gemeinsam mit dem Königsforst bildet die Wahner Heide eines der größten Naturschutzgebiete in NRW.

Natur: Die Wahner Heide ist ursprünglich eine sogenannte Feuchtheide. Auf alten Karten sind noch zahlreiche Gewässer eingezeichnet. Als aber ab 1817 die Preußen die Heide als „Revueplatz“ militärisch nutzten, fingen sie alsbald an, die Heide trockenzulegen, damit die Soldaten leichter üben konnten. Generell aber sind Heiden durch Raubbau an der Natur entstanden.Neben Axt und Säge, denen Bäume zum Opfer fielen, diente der Wald auch als landwirtschaftliche Nutzfläche, Früchte wie Triebe dienten als Viehfutter. Die Böden verarmten, und das anspruchslose Heidekraut eroberte die freien Flächen. Aber: Die kargen Böden sind heute die Bedingung für das Vorkommen zahlreicher seltener Arten. So lassen sich in der Wahner Heide etwa der behaarte Ginster, ein Schmetterling namens Heideeulchen, die Schlingnatter (ungiftig) oder die Zauneidechse finden. Aber auch die Heidelerche findet dort noch einen Lebensraum, Schwarzkehlchen singen ihre Lieder oder Heide-Nelken recken ihre pinkfarbenen Blüten der Sonne entgegen. Damit die sandigen Heideflächen nicht von Pioniergehölzen wie der Birke überwuchert werden, weiden heute Bentheimer Schafe oder Glanrinder auf den Freiflächen und verspeisen die Triebe von solchen Baumarten.

Und außerdem gibt es auch trotz der früheren Entwässerung immer noch Feuchtgebiete und einige Moorflächen, die wiederum eigene Biotope für seltene Pflanzen und Tiere bilden. Dort gedeihen Torfmoospolster und die wahrscheinlich seltenste Pflanze der Wahner Heide, das Torfmoos-Knabenkraut. Aber auch das Sumpf-Johanniskraut und Sonnentau gedeihen dort.

Militär: Seit 1817 wurde die Wahner Heide als preußischer Schießplatz genutzt, und das Militär nahm immer mehr Flächen für sich in Anspruch. In den beiden Weltkriegen wurde der neun Hektar große Moltkeberg derart mit Testmunition beschossen, dass auch heute noch riesige Mengen an Kampfmitteln im Boden schlummern. Darum sind auch nach der Öffnung der Wahner Heide für Erholungssuchende ausschließlich die mit rotköpfigen Pfählen markierten Wege zu betreten erlaubt. Bei Verstößen drohen Bußgelder, die bei 75 Euro beginnen. Die Sperrungen aber dienen natürlich nicht nur dem Schutz der Heide-Besucher, sondern auch der Flora und Fauna selbst.

Flughafen: 1938 baute die Luftwaffe den Fliegerhorst Wahn und nutzte ihn auch im Zweiten Weltkrieg. Danach übernahm die britische Royal Airforce den Flugplatz und baute ihn aus. 1957 ging der Flughafen in zivile Verwaltung, wofür sich vor allem Konrad Adenauer eingesetzt hatte. 1970 wurde Terminal 1 eingeweiht, Terminal 2 ging im Jahr 2000 in Betrieb.

Wahner-Heide-Fest: Am Sonntag geht es um 11 Uhr an der Burg Wissem, einem der vier Heideportale, los. Gleich zu Beginn wird eine Ladestation für Elektrofahrräder eingeweiht, bis 17 Uhr gibt es an der Burg ein buntes Programm für Jung und Alt.

Weitere Infos unter www.heideportal-burgwissem.de.

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