Aalschokker in Troisdorf Bergheim wartet auf Besucher Alles klar auf der Maria Theresia

Troisdorf · Das Frachtschiff aus dem 19. Jahrhundert fand 50 Jahre später in Bergheim eine neue Bestimmung. Nach aufwendigen Umbauten erfüllt es ab Mai wieder einen anderen Zweck.

 Günther Engels, 1. Brudermeister der Fischereibruderschaft Bergheim, rudert zum Aalschokker.

Günther Engels, 1. Brudermeister der Fischereibruderschaft Bergheim, rudert zum Aalschokker.

Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Mit dem ersten Ruderschlag wird es ruhig, es fühlt sich an wie eine andere Welt. Vom kleinen Anleger unterhalb des Fischereimuseums in Bergheim geht es mit gleichmäßigen Schlägen rund um die Inseln im Diescholl durch die Natur bis zum fest verankerten Aalschokker, der seit über 40 Jahren im Eigentum der Bergheimer Fischereibruderschaft ist. „Wenn wir zu den offiziellen Besichtigungen unseres Museumsschiffs einladen, fahren wir mit der ,Alosa‘ raus, die mit einem Elektromotor getrieben wird“, erklärt Günter Engels. Er ist 1. Brudermeister und mit dem Vorstand für den Aalschokker und seine Geschicke verantwortlich.

„Lange Zeit war der Aalschokker ein Museumsstück, zwischen 2017 und 2019 wurde er zum Museumsschiff umgebaut“, sagt der Brudermeister und erzählt die Geschichte des Schiffes: 1894 wurde es als Frachtschiff in den Niederlanden gebaut. Die Familie Mertens aus Bergheim kaufte es 1941 für 1000 Gulden, baute es um und nutzte es als Aalfangschiff. 1982 schenkte die Familie es der Fischereibruderschaft. Zwischenzeitlich erhielt der Aalschokker die Denkmalplakette des Landes Nordrhein-Westfalen und wurde mehrfach restauriert. Im vergangenen September weihte die Fischereibruderschaft ihn schließlich feierlich als Museumsschiff ein.

Vorbei an Blesshühnern und Bibern

Die ersten offiziellen Besichtigungsfahrten sind nun zu Christi Himmelfahrt am 18. Mai geplant. Engels selbst und weitere fachkundige Führer werden dann Gruppen von jeweils maximal zehn Personen mit dem Elektroboot durch das rund 6,6 Hektar große Diescholl, einen Altarm der Sieg, fahren und auf Blesshühner, Schwäne, Fischreiher oder auch Biber aufmerksam machen. Anschließend wird die Maria Theresia, benannt nach den Ehefrauen der damaligen Eigentümerfamilie Mertens, geentert. Hier erhalten die Besucher Informationen zum Schiff und zur Fangtechnik. Netze und Reusen, Schwimm- und Sinkbalken stehen dabei im Mittelpunkt. Schließlich geht es in die Museumskajüte, in der Schautafeln und Fotos das Leben und Arbeiten auf dem Aalschokker zeigen. „Auf einem Stick haben wir vier Filme gespeichert, die wir im Wechsel zeigen“, sagt Engels. Themen sind: die Aalschokkerfischerei, die Geschichte der Bruderschaft, Fischerei in den 60er-Jahren und das Geding, die Zusammenkunft der Mitglieder. Ein Begriff aus dem germanischen Recht, an dem die Fischereibruderschaft noch heute festhält.

50.000 Euro für den Umbau

Der 1. Brudermeister ist dabei ganz in seinem Element. Er möchte gerne irgendwann in naher Zukunft auch das Fischen mit dem sogenannten Hamennetz zeigen. „Ich möchte das Netz tatsächlich auswerfen, aber dafür brauche ich fachmännische Hilfe“. Die scheint er am Niederrhein gefunden zu haben. „Das kann aber noch dauern“, wiegelt er ab und freut sich vielmehr auf die ersten Besichtigungen des Museumsschiffs: „Bis dahin haben wir noch einiges an Arbeit vor uns“. Das mithilfe von vielen Sponsoren für rund 50.000 Euro zum Museumsschiff umgebaute 15 Meter lange Fischerboot muss auf Vordermann gebracht werden, damit die Besucher nicht über Tampen und Ketten fallen. „Der grüne Moos- und Algenbelag ist Natur, da ist nichts dran zu ändern“, erklärt er vorsorglich und testet bereits die Ankerkette: „Alles klar, der ersten Aalschokkerbesichtigung steht nichts mehr im Wege“.

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