Ausstellung zur Stadtgeschichte in Troisdorf Als Hertie noch ein Magnet war

Troisdorf · Das Museum auf Burg Wissem präsentiert unter dem Titel "Hertie - Alles, was das Herz begehrt" die Geschichte des Kaufhauses in Troisdorf.

 Modebewusst: Museumsleiterin Pauline Liesen umgeben von Kleidung der 70er Jahre aus dem Troisdorfer Kaufhaus Hertie.

Modebewusst: Museumsleiterin Pauline Liesen umgeben von Kleidung der 70er Jahre aus dem Troisdorfer Kaufhaus Hertie.

Foto: Holger Arndt

In der bürgernahen Ausstellung „Schaufenster Hertie – Alles, was das Herz begehrt“ durfte der ein oder andere seine Jugend wiederfinden. Das Museum für Stadt- und Industriegeschichte Troisdorf (MUSIT) präsentiert von Sonntag, 18. September, bis Sonntag, 13. November, die Entstehungsgeschichte und Erinnerungsstücke der Bürger an das Kaufhaus Hertie.

Ein Aufruf von Museumsleiterin Pauline Liesen hat einige Troisdorfer dazu bewegt, Fotos, Zeitungsartikel und ihre früheren Einkäufe in den 70er Jahren dem Museum zur Verfügung zu stellen. Von insgesamt 36 Troisdorfern konnte Liesen die Exponate für die Ausstellung verwenden. Sie bezeichnet die Ausstellung als ein „charmantes Spiel mit der Bevölkerung“. „Zwar kostet eine derartige Ausstellung mehr Arbeit und Zeit“, sagte Liesen, „aber es bereitet auch Freude zu sehen, wie viele Leute über ihre Hertie-Erlebnisse sprechen wollen.“ So kam auch die Idee von Bürgern, die bei einem Fotoabend ein Foto vom alten Kaufhaus gesehen und daraufhin über die alten Hertie-Zeiten geschwärmt hatten.

Die Gründer des Kaufhauses, Oscar und sein Onkel Hermann Tietz, haben ihr erstes Geschäft 1882 eröffnet. Es lief zunächst unter dem jüdischen Namen Tietz. Doch in der Zeit des Nationalsozialismus kam es zu dem Namen Hertie, um Produkte auch in der Nazi-Zeit vertreiben zu können.

Nach der kommunalen Eingemeindung 1969, die Troisdorf zur größten Stadt im Rhein-Sieg-Kreis machte, begann der Bau des ersten großen Kaufhauses. 25 Gebäude mussten für den Bau von Hertie an der Kölner Straße weichen. Sogar die Kaiserlinde, die die Stadt 1913 zum 25-jährigen Regierungsjubiläum von Wilhelm II. gepflanzt hatte, musste gefällt werden.

Eröffnet wurde Hertie dann am 28. August 1970. Dies begeisterte laut Liesen viele Bürger, vor allem jene, die aus größeren Städten zugezogen waren. Sie mussten nun für Dinge wie Nähmaterial nicht mehr extra nach Bonn oder Köln fahren. Auch eine große Auswahl an Lebensmitteln und Frischfisch aus dem Aquarium war vorhanden. „Aber Hertie war nicht nur ein Verkaufstempel mit exquisiter Auswahl, sondern auch in das Stadtgeschehen integriert“, sagte Liesen. Es gab zahlreiche Veranstaltungen wie zum Beispiel Weinproben, Weihnachtsbasteln, Pelzmodenschauen und den Wettbewerb zur Nadelprinzessin.

Dabei kauften Frauen Nähmaterial, schneiderten Kleider und präsentierten diese oder ließen sie von einer Freundin vorstellen. Die Aufstiegschancen der Nadelprinzessin reichten bis zu nationalen Wettkämpfen. Liesen beschreibt die Veranstaltungen als „gesellschaftliche Ereignisse mit großem Unterhaltungswert“, bei denen auch Pressevertreter ständig anwesend waren. „Diese Kaufkultur gibt es heute nicht mehr“, so Liesen. 1984 musste Hertie jedoch nach 14 Jahren Kaufhausgeschichte die Filiale in Troisdorf schließen. Mit der größeren Mobilität suchten die Kunden auch nach Einkaufsalternativen. Nach Hertie folgte dann das Kaufhaus Massa. Heute findet man auf den 5000 Quadratmetern des Gebäudes an der Kölner Straße 2 das Einkaufszentrum Forum.

Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, 18. September, um 11 Uhr. Geöffnet ist das MUSIT, Burgallee 1, dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr und am Wochenende, 10 bis 18 Uhr.

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