Ausstellung in der Burg Wissem Aus belgischen Besatzern wurden in Troisdorf Freunde

Troisdorf · Nierentische, Einkaufswagen, Verbotsschilder: An das Leben mit den belgischen Streitkräften in Troisdorf erinnert eine Ausstellung im Musit in der Burg Wissem. Bei der Eröffnung erinnerten sich Troisdorfer und belgische Gäste an vergangene Zeiten.

 Alain Reynaert und Manfred Uedelhoven in der Ausstellung "Aus Besatzern wurden Freunde".

Alain Reynaert und Manfred Uedelhoven in der Ausstellung "Aus Besatzern wurden Freunde".

Foto: Andrea Ziech

Da kamen Erinnerungen auf, und zwar vor allem schöne: Eine belgische Delegation kam zur Eröffnung der Ausstellung „70 Jahre Belgier in Troisdorf“ im Museum für Stadt- und Industriegeschichte Troisdorf (Musit). Angeführt wurde sie von Alain Reynaert, dem ehemaligen Kommandeur der belgischen Streikräfte in Deutschland. Den Untertitel der Ausstellung, „Aus Besatzern wurden Freunde“ füllte bei der Eröffnung der ehemalige Troisdorfer Bürgermeister Manfred Uedelhoven mit Leben, in dessen Amtszeit der Abzug der belgischen Truppen aus Troisdorf fiel.

Wurden die belgischen Soldaten bei ihrer Ankunft 1951 noch als Konkurrenz um die knappen Ressourcen gesehen, waren sie und ihre Familien bis zu ihrem Abzug ein selbstverständlicher Teil des Troisdorfer Alltags geworden, wurden nicht nur Mitglieder in den vorhandenen Sportvereinen, sondern gründeten auch selbst welche. Uedelhoven erinnerte an „de Wippers“, die mit einer besonderen Bogenart auf den Sieglarer Wiesen ihrem Bogenschießsport nachgingen.

Nikolaus ohne Rute, aber mit Zwartem Piet

Den Troisdorfer Alltag der belgischen Soldaten und ihrer Familien zeigt die Ausstellung in einem ihrer beiden Teile. Dort ist unter anderem ein gut gefüllter Einkaufswagen zu sehen, Hinweis auf eine auch für die Troisdorfer wichtige Errungenschaft, die die Streitkräfte mitbrachten: den CMC-Supermarkt. Dort konnten die Soldaten steuerfrei einkaufen, aber auch die Troisdorfer nutzten offenbar ihre Kontakte, um an die günstigen Lebesmittel zu kommen.

Uedelhoven erinnerte an zwei der belgischen Troisdorfer: zum einen an André Dekleermaeker, der als Löschgruppenführer der Löschgruppe Altenrath wie viele andere seiner Kameraden in der Freiwilligen Feuerwehr Troisdorfs engagiert war. Jozef van Vlasselaer war viele Jahre lang der Troisdorfer Nikolaus, der in Begleitung des „zwarten Piet“ im Bischofsornat mit Mitra und Krummstab beim Troisdorfer Nikolausmarkt in der Fußgängerzone Süßigkeiten an die Kinder verteilte. „Aber eine Rute hatte er nie dabei“, erinnerte sich Uedelhoven.

Einige Soldaten blieben nach Abzug

Ebenso wie seine Frau sei der pensionierte Postmeister der belgischen Streitkräfte außerdem Mitglied der Schützenbruderschaft Sankt Sebastianus gewesen, erzählte der ehemalige Bürgermeister. Sie habe sich sehr liebevoll um die Besucher der Seniorentagesstätte gekümmert, die die Schützen betrieben. „alles in allem hatten wir am meisten davon, dass die belgischen Truppen hier waren“, betonte Manfred Uedelhoven.

Einige der belgischen Soldaten blieben auch nach dem Truppenabzug in Troisdorf, im GA-Bericht über die Abschiedsfeier 2003 wird die Zahl 500 genannt. Ein Grund dafür waren sicher die Ehen mit den Einheimischen.

Aus Besatzern wurden Freunde – 70 Jahre Belgier in Troisdorf, die Ausstellung ist in Kooperation zwischen dem Musit und dem Wahner Heide Portal entstanden und dienstags bis freitags zwischen 11 und 17 Uhr in der Burg Wissem geöffnet, samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr. Im Museum gelten 3G und Maskenpflicht.

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