Troisdorferin stellt in London aus Ausdrucksstarke Potraits am Rande des Abgrunds

Troisdorf · Es gibt Fotografen, die machen Bilder von Menschen. Und es gibt andere, die fangen die Seele eines Menschen ein und bannen sie in einen Film. Astrid Castillo ist eine von Letzteren.

 Astrid Castillo und Muse Friedel sind ein eingespieltes Team.

Astrid Castillo und Muse Friedel sind ein eingespieltes Team.

Foto: Stephanie Roller

Die Tochter spanischer Eltern hat ein feines Gespür dafür, den Menschen vor ihr ganz zu erfassen und das, was ihn ausmacht – seinen Charakter – einzufangen. „Für mich sind Augen wie Bücher. Ich kann an den Augen so viel lesen, so viel herauskriegen. Ich mag es, wenn ich die Seele lesen kann in den Bildern“, sagt die Troisdorferin. Damit es aber so weit kommen kann, sei es unglaublich wichtig, dass Model und Fotograf einander vertrauen, so die Fotografin.

Möglich ist das nicht mit jedem Menschen, die persönliche Basis muss stimmen. „Was ich liebe, ist, mit der Fotografie nicht nur diese Bilder zu machen, sondern auch mit diesem Menschen näher zusammenzukommen. Das ist mir sehr wichtig. Deswegen das Thema Chemie.“ Die hat sie bei „Friedel“ gefunden. Durch Zufall ist Astrid Castillo auf ihn aufmerksam geworden. „Ich war sofort hin und weg von ihm und habe gesagt: den muss ich haben.“ Die Chemie der beiden passt so gut, dass er für die Fotografin zur Muse wurde und in ihrem aktuellen Projekt „Der letzte Zeuge“ eine große Rolle spielt. Zu sehen ist eine Reihe monochromer Portraits, ausdrucksstark und voller Emotion. Die Bilder der Serie zeigen das Zerrissene, den Abgrund des Menschen. Trotz oder genau deswegen spiegeln sie eine totale Schönheit wider. Bilder, die bewegen.

Dass ihre Bilder gut ankommen, zeigen erfolgreiche Ausstellungen in mehreren deutschen und italienischen Städten, in Nizza etwa oder New York. Ab dem 12. April wird Astrid Castillos Reihe „Der letzte Zeuge“ in London zu sehen sein. Der Erfolg kommt allerdings nicht von ungefähr. Neben Talent und ihrem Gespür für Menschen trägt harte Arbeit und ein kleines bisschen Glück einen Teil zu ihrem Erfolg bei. Ihr eigener Stil ist es, der das Bild zu etwas Besonderem macht. Die zu Anfang erhaltenen Ratschläge und die Kritik anderer Fotografen führten sie zumeist zu einem für sie unbefriedigenden Ergebnis: „Irgendwann habe ich gedacht: Das Bild gefällt mir nicht, das sieht aus wie jedes andere auch.“ Sie wollte weg vom „perfekten Bild“, denn „der Mensch ist ja auch nicht perfekt.“

Muse Friedel steht auch hier voll hinter Astrid Castillo. „Ich finde es spannend, wenn jemand aus der Reihe fällt. Darauf fahren die Leute ab“, sagt er. So entstand auch die Idee, in London auszustellen. „Ich fand London schon immer ein bisschen trashig. So ein Underground-Ding. London sehe ich immer ein bisschen schwarz, das passt zur Schwarz-Weiß-Fotografie. Das Dunkle, da denkst Du automatisch an London.“

Die Ausstellung „London is calling“, wo auch „Der letzte Zeuge“ zu sehen ist, ist ab heute bis zum 23. April in der Londoner Coningsby Gallery zu sehen.

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