Landgericht Bonn Beamter soll Waffenladen überfallen haben

TROISDORF/BONN · Was bringt einen 34 Jahre alten Beamten, den offenbar keine finanziellen Probleme plagen, dazu, einen bewaffneten Raubüberfall auf ein Waffengeschäft in Troisdorf zu begehen? Mit dieser Frage wird sich demnächst das Bonner Landgericht beschäftigen müssen.

Wie Gerichtssprecher Philipp Prietze mitteilte, wird dem in Köln lebenden Angeklagten nicht nur eine versuchte schwere räuberische Erpressung vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft hat den in Bonn bei einer Bundesbehörde arbeitenden Mann zudem wegen versuchten Mordes angeklagt.

Der 34-Jährige, der mit der Bundeswehr in Afghanistan gewesen sein soll, scheint am Morgen des 12. Oktober 2012 zunächst ganz normal auf seiner Arbeitsstelle erschienen zu sein. Gegen 10 Uhr soll er jedoch bei dem Jagdausrüster aufgetaucht sein. Laut Anklage bedrohte er den 69 Jahre alten Vater des Inhabers mit einer zur scharfen Waffe umgebauten Schreckschusspistole. Dieser war gerade dabei, Gewehre in die Regale zu räumen, als der Räuber Bargeld verlangte, so der Gerichtssprecher.

Doch der 69-Jährige, der anscheinend davon ausging, dass der Angreifer eine nicht scharfe Pistole in den Händen hielt, schlug dem 34-Jährigen laut Anklage mit dem Lauf eines Gewehres, das er gerade in den Händen hielt, gegen den Hals. Bei der folgenden Rangelei soll der Beschuldigte, der offenbar auch ein Klappmesser und einen Schlagstock mit sich führte und eine schusssichere Weste trug, noch einen Schlag mit dem Gewehr abbekommen haben.

Daraufhin, so Prietze, richtete der Angreifer seine Pistole auf die Brust des 69-Jährigen und drückte zwei Mal ab. Doch es löste sich kein Schuss: Laut Anklage hatte der Räuber vergessen, die Waffe zu entsichern. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 34-Jährige das Opfer in diesem Moment töten wollte, um eine Bestrafung für den gescheiterten Überfall zu verhindern.

Der 33 Jahre alte Inhaber des Geschäfts war seinem Vater damals zur Hilfe geeilt. Gemeinsam hatten sie den Räuber bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten. Doch der nach einigen Wochen aus der Untersuchungshaft entlassene Angeklagte bestreitet, dass er Geld gefordert sowie auf den 69-Jährigen gezielt und abgedrückt hat. Bereits nach dem ersten Schlag mit dem Gewehr habe er die Pistole verloren.

Als Motiv für den Überfall soll der Beamte angegeben haben, dass ihn ein Unbekannter mehrfach angerufen und bedroht habe. Falls er nicht aus dieser Waffenhandlung vier bestimmte Waffen besorge, würde seiner Frau und seinem Kind etwas passieren. Der Unbekannte habe in einem Sandkasten die Waffe samt Patronen und Autokennzeichen für ihn deponiert und ihm eine Woche Zeit gegeben. Deshalb habe er dem 69 Jahre alten Verkäufer einen Zettel mit den entsprechenden Waffennamen hingehalten. Wann der Prozess beginnt, steht noch nicht fest.

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