Burg Wissem Bilderbuchmuseum präsentiert seine Rotkäppchen-Sammlung neu

TROISDORF · Das Bilderbuchmuseum Burg Wissem hat seine Rotkäppchen-Sammlung mit 1800 Exponaten umgestaltet. Museumsleiterin Pauline Liesen erzählt im GA-Gespräch, warum sie sich dieses Jahr eigentlich ganz anders vorgestellt hatte.

 Im Märchenwald: Museumsleiterin Pauline LIesen (v.l.), Künstlerin Ulla Bönnen, Bernhard Schmitz und Jennifer Walther-Hammel.

Im Märchenwald: Museumsleiterin Pauline LIesen (v.l.), Künstlerin Ulla Bönnen, Bernhard Schmitz und Jennifer Walther-Hammel.

Foto: Nadine Quadt

Vorbei am Hochsitz des Jägers geht es immer tiefer in den dunklen, aber irgendwie auch faszinierenden Wald hinein. Mit tanzenden Schatten übt er eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus und mitten im Märchenwald versteht dann wohl jeder, warum das Rotkäppchen die ermahnenden Worte seiner Mutter vergisst und immer weiter vom Weg abkommt.

Zum Glück ist der Wolf im Troisdorfer Bilderbuchmuseum nicht echt, das Märchenerlebnis in dessen neu gestalteten Rotkäppchen-Räumen indes durchaus realistisch. Die neue Präsentation seiner umfassenden Rotkäppchen-Sammlung hat das Museum in die Ausstellung „Wie im Märchen... Rotkäppchen, Rapunzel Co.“ mit Exponaten aus dem eigenen Bestand und einer märchenhaften Mitmachausstellung eingebettet.

Ausstellungen verlängert und gestrichen

Eigentlich hatten sich Pauline Liesen und ihr Team das Jahr im Troisdorfer Bilderbuchmuseum ganz anders vorgestellt. „Seit März mussten wir unseren kompletten Jahresplan umstoßen“, sagt die Museumsleiterin. Coronabedingt sei die Michael Ende-Präsentation kurzfristig verlängert, die geplante Cornelia Funke-Ausstellung letztlich ganz verschoben worden.

Die dadurch gewonnene Zeit nutzte das Haus, um das 2015 angestoßene Projekt zur Neugestaltung der Rotkäppchen-Sammlung zu vollenden: Die Künstler Ulla Bönnen und Andreas Schulz haben zwei Räume im ersten Obergeschoss der Burg Wissem dauerhaft in einen wahren Märchenwald verwandelt und in ihn Teile der großen Rotkäppchen-Sammlung integriert. Der Landschaftsverband Rheinland hat das Projekt mit 9000 Euro unterstützt.

Sammlung mit 1800 Exponaten

„Rotkäppchen ist bis heute ein Schlager auf dem Bilderbuchmarkt“, sagt Pauline Liesen. 1500 Exponate umfasste die Sammlung, die das Ehepaar Waldmann ihrem Bilderbuchmuseum 2001 überließ. Mit dem Auftrag, sie stetig zu erweitern. „Inzwischen haben wir 1800 Exponate“, sagt Bernhard Schmitz, der den Katalog zur Sammlung konzipiert hat.

Neben Originalillustrationen und alten Bilderbüchern umfasst diese viele volkskundliche Objekte. „Elisabeth Waldmann hat alles gesammelt, was ihr zum Thema Rotkäppchen in die Hände fiel.“ So finden sich auch in der Rotkäppchen-Austellung im ersten Obergeschoss neben Serviceteilen und anderen Alltagsgegenständen mit Rotkäppchenmotiven auch Püppchen, Spielfiguren und Ähnliches in Vitrinen und auch im antiken Küchenschrank.

Innovativ, abstrakt und frech

„Die Illustrationen im ersten Raum zeigen das klassische Rotkäppchen, von Raum zu Raum werden sie aber innovativer, abstrakter und frecher“, erklärt Liesen und deutet auf die Interpretation der polnischen Künstlerin Kveta Pacovska. Die verstehe nur, wer das eigentliche Märchen verinnerlicht habe. Dass Rotkäppchen auch in aktuellen Bilderbüchern präsent ist, verdeutlichte Liesen an „Wenn ich groß bin“ von Jean Leroy und Matthieu Maudelt. Darin ärgern Rotkäppchen und drei Schweinchen den Wolf, der sie letztlich nur deswegen auffrisst

Zwischen Bäumen laufen, in eine Höhle verkriechen, sich ins Bett der Großmutter legen – im neuen Rotkäppchen-Raum ist erlaubt, was sonst nur den Mitmachausstellungen vorbehalten ist. Die gibt es auch zum Märchenmotiv. Eine Reise durchs Märchenland hat Jennifer Walther-Hammel im Erdgeschoss des Bilderbuchmuseums installiert, passend dazu Originalillustrationen an der Wand. Jedes Kind erhält am Eingang ins Einbahnstraßensystem eine Tüte mit Bastelmaterial. 

„So können wir trotz Hygienekonzept Bastelstationen bieten“, sagt Walther-Hammel. Im Ankleidezimmer des Kaisers können sich Mädchen wie Jungen zudem verkleiden, für die Prinzessin auf der Erbse Matratzen stapeln, in der Räuberhöhle Steckbriefe gestalten oder im Hexenzimmer Platz nehmen. Nicht, ohne vorher einen Lebkuchen ans Häuschen zu kleben.

Die Ausstellung „Wie im Märchen ...“ im Bilderbuchmuseum Burg Wissem, Burgallee 1 in Troisdorf, läuft bis Mitte Januar. Kinder zahlen zwei, Erwachsene fünf Euro Eintritt. Da die Besucherzahl coronabedingt beschränkt ist, wird um Anmeldung unter ☏ 0 22 41/90 04 27 gebeten. Am Wochenende ist ein Besuch zwischen 10 und 13 Uhr sowie von 14 bis 17.30 Uhr möglich. Mehr auf www.bilderbuchmuseum.de.

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