Ausstellung auf Burg Wissem in Troisdorf Bilderbuchmuseum zeigt Klassiker mal ganz anders

Troisdorf · Lassen sich Klassiker der Literatur durch Illustrationen neu interpretieren? Dieser Frage sind Studierende der Hochschule Trier nachgegangen. Ihre Antwort präsentieren sie nach einem Workshop der Stiftung Illustration im Bilderbuchmuseum.

 Irina Ruprecht präsentiert ihre Illustration vom Erlkönig.

Irina Ruprecht präsentiert ihre Illustration vom Erlkönig.

Foto: Melanie Beckmann

Im Bilderbuchmuseum in Troisdorf dreht sich seit dem Wochenende alles um Klassiker. Genauer, um Klassiker in einer neuen Aufmachung. „Klassiker neu gemacht!“, war der 13. Workshop der Stiftung Illustration auf Burg Wissem überschrieben – und zugleich auch eine Ausstellung von Studierenden der Hochschule Trier. Sie sind der Frage nachgegangen, wie durch Illustrationen eine Neuinterpretation klassischer Texte gelingen kann. Ihre dabei entstandenen Arbeiten sind bis Sonntag, 23. Oktober, im Bilderbuchmuseum zu sehen.

Interessierte, Verleger, Illustratoren, Kritiker und Bibliothekare nahmen im Workshop Kinderbuchklassiker unter die Lupe. Wann wird ein Kinder- oder Jugendbuch zum Klassiker oder wie und warum verändert man es oder illustriert es neu, waren Fragen, mit denen sie sich dabei auseinandergesetzt haben. Harry Potter, nennt Ines Dettmann, inhaltliche Koordinatorin und Moderatorin des Workshops, ein Beispiel für einen neu gemachten Jugendbuchklassiker. Im Gegensatz zu Kinderbüchern seien Jugendbücher normalerweise eher wenig bebildert. Hochwertig produzierte, große Bilder in Jugendbüchern stellten daher ein Novum dar und führten zu einer Wertsteigerung. „Bei den Harry-Potter-Büchern gab es vor den Filmen erst eine wenig illustrierte Ausgabe“, sagt Dettmann. Das Buch mit großformatigen Bildern sei erst auf die Filme gefolgt. Diese Veränderung habe im Fall der Harry-Potter-Bücher zum Erfolg auf dem Markt geführt.

In der parallel zum Workshop angelaufenen Ausstellung geht es allerdings nicht ausschließlich um Kinder- und Jugendbuchklassiker. Die Studierenden der Hochschule Trier haben klassische Texte durch ihre Illustrationen neu interpretiert. Die Texte hat ihre Professorin Henirette Sauvant ausgewählt. Die Illustratorin lehrt seit 2013 an der Hochschule Trier im Fachbereich Gestaltung und Kommunikation. Die Arbeiten, die klassische Texte wie den Erlkönig, den Panther, das Dschungelbuch oder auch das Hexeneinmaleins neu illustrieren, wurden seit 2020 von immer neu dazu kommenden Studenten erstellt, erklärt Sauvant. „Das ist außergewöhnlich, dass man mehrere Semester an einem Thema arbeitet“, sagt sie.

Pauline Liesen, Leiterin des Bilderbuchmuseums, erklärt dazu, dass die Ausstellung pandemiebedingt immer weiter nach hinten verschoben werden musste. „Etwa 50 Studierende haben an dem Projekt insgesamt gearbeitet“, sagt Sauvant. Liesen fügt hinzu, dass es für das Bilderbuchmuseum einzigartig sei, dass eine gesamte Etage für eine Ausstellung von Studenten in Anspruch genommen wird. 36 Werke der 50 Studierenden seien zu sehen, sagt Anna Kleine. Sie hat die Arbeiten ausgewählt und die entsprechenden Texte gekürzt, sodass Besucher das illustrierte Werk in Kurzform nachlesen können.

Klassiker sind immer noch aktuell

„Manche haben digital gearbeitet und sind deswegen hier nicht vertreten“, sagt Studentin Irina Ruprecht. Sie hat den Erlkönig neu illustriert und dafür ausschließlich mit dem Kugelschreiber gearbeitet. „Ich habe den Erlkönig modern illustriert, um zu zeigen, dass Klassiker immer noch aktuell sind“, sagt sie und stellt ihr Werk vor, bei dem ein Junge auf einer Zugreise mit seinem Vater von einem Täter umgarnt und schlussendlich entführt wird.

Eine weitere ausstellende Studentin ist Nina Maria Drangmeister. Sie hat „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke neu illustriert, unter besonderen Bedingungen. „Das war während des Lockdowns. Da saß ich mit meinem Kind zu Hause und habe Nachrichten von gestiegener häuslicher Gewalt an Kindern gehört, das hat die Arbeit noch intensiver gemacht“, sagt sie. In ihrer Illustration thematisiert sie die Einsamkeit eines kleinen Jungen, der sich in dem Bild des eingesperrten Panthers wiedererkennt. Zuletzt öffnet sich aber das Tor seines Geheges, womit Drangmeister Hoffnung erzeugen will.

Henriette Sauvant hebt ein Werk hervor, das ihr besonders in Erinnerung geblieben ist. Es ist die Auseinandersetzung des Syrers Ferhad Ahmad mit „Der Panther“. Ahmad sei aus Syrien geflohen, nachdem er dort in Gefangenschaft war. Erfahrungen von Folter und Sprachlosigkeit, weil seine Verwandten kein kurdisch mit ihm sprechen durften, setzt er in seiner Illustration um. So erhalte man immer auch einen Einblick in die Geschichte oder den Lebensweg des jeweiligen Künstlers, macht Sauvant deutlich.

Die Ausstellung „Klassiker neu gemacht“ ist bis Sonntag, 23. Oktober, im Bilderbuchmuseum auf Burg Wissem, Burgallee in Troisorf zu ehen. Mehr Informationen gibt es auf www.bilderbuchmuseum.de.

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