Urteil vor dem Bonner Landgericht Duo erhält hohe Haftstrafen für Raubüberfälle im Rhein-Sieg-Kreis

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis · Das Bonner Landgericht hat ein Kölner Duo wegen schweren Raubes in sieben Fällen zu hohen Haftstrafen verurteilt. In Troisdorf hatten sie einem Geschäftsmann einen Wagen im Wert von 70.000 Euro entwendet.

 Wegen sieben Raubüberfällen saßen zwei Männer aus Köln vor dem Bonner Landgericht auf der Anklagebank.

Wegen sieben Raubüberfällen saßen zwei Männer aus Köln vor dem Bonner Landgericht auf der Anklagebank.

Foto: Ulrike Schödel

Wegen schweren Raubes in sieben Fällen hat das Bonner Landgericht am Donnerstag zwei Männer aus Köln zu hohen Haftstrafen verurteilt. Gleich der erste Fall könnte der cineastische Auftakt zu einem Kriminal-Slapstick sein: Drei Tage vor Weihnachten 2019 traf sich ein Liebespaar auf einem Parkplatz, setzte sich zum Mittagspicknick in seinen Seat und plante seinen Urlaub. Zur gleichen Stunde lauerte hier ein Räuber-Duo, das sich unbedingt dieses Auto unter den Nagel reißen wollte. Mit wilden Bremsübungen versuchte es, das Paar herauszulocken, aber die beiden bemerkten die stressigen Fahrübungen nicht.

Erst als das Räuber-Duo mit dem gestohlenen Auto in den Wagen des jungen Liebhabers fuhr, war – so hieß es jetzt im Bonner Urteil – „Gesprächsbedarf“. Entrüstet stieg das Paar aus: Aber er bekam „volle Pulle“ Pfefferspray ins Gesicht; sie konnte noch ausweichen. Als sie versuchte, ihre Handtasche aus dem bereits gekaperten Seat zu retten, legte der Fahrer den Rückwärtsgang ein, gab kräftig Gas, zog die junge Frau noch einige Meter mit und schüttelte sie so ab.

Dieser Seat-Raub auf einem Parkplatz in Remscheid ist einer der sieben Raubüberfälle, für die die zweite Große Strafkammer die 23 und 28 Jahre alten Kölner jetzt zu acht und siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt hat. Das Verfahren gegen einen dritten Täter, der zum Auftakt noch mit auf der Anklagebank saß, musste krankheitsbedingt abgetrennt werden. Innerhalb von zwei Monaten ­zwischen Dezember 2019 und Februar 2020 hatte das Trio in Bedburg, Köln, Leverkusen, Euskirchen und im Rhein-Sieg-Kreis zudem insgesamt zehn Tankstellen, so in Troisdorf, Königswinter-Oberpleis und Mechernich, aber auch eine Spielhalle und einen Schnellimbiss überfallen. Die Beute insgesamt: rund 8000 Euro. Von den ursprünglich zehn angeklagten Fällen wurden nach ihren Geständnissen schließlich drei Überfälle eingestellt.

Opfer sind noch heute traumatisiert

Sämtliche Auftritte der bewaffneten und mit Sturmhauben vermummten Gang waren so martialisch und furchteinflößend, dass viele Opfer der Raubüberfälle heute noch traumatisiert sind, so der Kammervorsitzende Wolfgang Schmitz-Justen im Urteil. Viele seien in Therapie, einige hätten sogar ihren Job aufgeben oder ihre Ausbildung abbrechen müssen. Auch die junge Frau aus Remscheid hat die „brutale Parkplatz-Szene nicht gut verkraftet“; selbst drei Jahre nach der Tat war sie als Zeugin ganz fertig von den Erinnerungen an einen „Albtraum“.

Erschüttert von der hohen kriminellen Dreistigkeit der Täter zeigte sich auch der Geschäftsführer eines Troisdorfer Unternehmens, dem am 3. Februar 2020 auf offener Straße sein BMW M3 gekapert wurde. Der Zeuge, der offenbar spontanes Raubopfer geworden war, hatte an diesem Nachmittag Unterlagen aus einem Firmenwagen in einen zweiten BMW M6 umladen wollen, als die Täter neben ihm stoppten, ihn ansprachen und mit Pfefferspray außer Gefecht setzten. Dann ließen sie kurzerhand den BMW M3 im Wert von 70.000 Euro mitgehen. Aber nach dieser erneuten „brutalen Art von Carsharing“, so Schmitz-Justen, hatten sie an der Beute keine lange Freude: Denn sie hatten, wie sie später erst begriffen, den falschen Autoschlüssel eingesteckt. Die verlassene Limousine wurde später von der Polizei sichergestellt.

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