Prozess vor dem Bonner Landgericht Brüder wollten Unternehmer entführen

Troisdorf/Bonn · Zwei 29 und 30 Jahre alte Brüder aus Troisdorf sollen im Februar vergangenen Jahres versucht haben, einen Unternehmer zu entführen - bis einer der Angeklagten „kalte Füße“ bekam. Jetzt müssen sie sich vor dem Bonner Landgericht verantworten.

 Die beiden angeklagten Brüder mit ihren Verteidigern vor Verfahrensbeginn.

Die beiden angeklagten Brüder mit ihren Verteidigern vor Verfahrensbeginn.

Foto: Leif Kubik

Die Skepsis der Richter ist fast mit den Händen greifbar: Vor der 10. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht hat am Montagmorgen der Prozess gegen zwei 29 und 30 Jahre alte Brüder aus Troisdorf begonnen, die am 3. Februar vergangenen Jahres versucht haben sollen, einen damals 55-jährigen wohlhabenden Unternehmer vor dessen Haus im Ortsteil Spich zu entführen.

Die beiden Männer gestanden im Grundsatz, eine Entführung samt anschließender Erpressung der Angehörigen geplant zu haben. Allerdings habe der ältere Angeklagte kurz vor der Tat „kalte Füße“ bekommen und die Durchführung seinem Bruder und einem Komplizen überlassen. Eine Entführung konnte schließlich verhindert werden, weil sich das potenzielle Opfer heftig wehrte und ein Passant half, die Täter in die Flucht zu schlagen. Den Fluchtwagen ließen sie mit laufendem Motor am Tatort zurück.

Verärgert über Spielverluste

Die Skepsis galt dem Geständnis der beiden Angeklagten, das nicht nur bei den Richtern, sondern auch bei der Vertreterin der Staatsanwaltschaft und des als Nebenkläger involvierten mutmaßlichen Opfers für zahlreiche Fragezeichen sorgte. Ja, es stimme: Man habe geplant, den Unternehmer gemeinsam zu entführen, hatte der Anwalt des älteren Angeklagten in einer Erklärung seines Mandanten vorgetragen. Man sei verärgert gewesen über Verluste, die man in Spielsalons der anvisierten Zielperson erlitten habe.

Er selber, so der Ältere, habe eigens in Köln einen als Kidnapping-Fahrzeug vorgesehenen schwarzen VW-Passat gekauft und die Fenster von innen dunkel foliert. Auch habe er versucht, einen Container anzumieten, in dem man das Opfer dann gefangenhalten wollte. Die Anmietung sei aber nicht zustande gekommen.

Zahlreiche Widersprüche

Der jüngere Bruder, der dann die Tat alleine mit dem „dritten Mann“ ausgeführt haben will, verstrickte sich bei seiner Aussage aber in zahlreiche Widersprüche: Er habe den Mittäter, einen Arbeitskollegen, den er vom Flughafen kannte, erst am Vortag des gescheiterten Kidnapping-Versuchs gefragt, ob er sich an der Sache beteiligen wolle. Den Wagen habe er dann zum Tatort gefahren, der Komplize habe auf dem Beifahrersitz Platz genommen. Vor Ort habe er es sich dann aber anders überlegt und beschlossen, das Opfer nun doch nicht zu entführen. Stattdessen habe er versucht, dem Opfer die Brieftasche und eine Uhr zu rauben.

Die Vorstellung, die die Staatsanwaltschaft von dem mutmaßlichen Verbrechen hat, unterscheidet sich von dieser knappen Darstellung aber in wichtigen Teilen: So sollen die Täter dem Geschäftsmann zwar, wie von den Angeklagten vorgetragen, vor dessen Haus aufgelauert haben als dieser mit seinem Wagen nach Hause kam. Anders, als von dem jüngeren Angeklagten beschrieben, sei allerdings nicht der Fahrer, sondern der Beifahrer als erster ausgestiegen und habe versucht, das Opfer in den schwarzen Passat zu ziehen. Erst als dieser Plan an der starken Gegenwehr des Opfers scheiterte, sei der Fahrer hinzugekommen und habe vergeblich versucht, seinem älteren Bruder bei dem Kidnapping-Versuch zu assistieren.

Die Ankläger gehen außerdem davon aus, dass die Brüder keinen Komplizen hatten und den Entführungsversuch nicht nur gemeinsam geplant, sondern auch durchgeführt haben. Das Verfahren gegen den angeblichen Mittäter wurde direkt nach der Anklageerhebung mangels Tatverdachts eingestellt. Der Mann soll nun an einem der nächsten Verhandlungstage als Zeuge gehört werden.

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