Nacht der Fledermäuse in Troisdorf Den Vampiren der Siegaue auf der Spur
Troisdorf · Bei der Internationalen Nacht der Fledermäuse erklärt der Zoologe Tom Wegner das Leben der Säugetiere angesichts des Wetters zunächst im Fischereimuseum Bergheim. In einer Regenpause zeigen sich dann aber doch einige Tiere.
Das Wetter wollte nicht so recht mitspielen: Der Dauerregen zwang den Zoologen Tom Wegner zur Improvisation. So blieb er am Samstag mit den Teilnehmern der Fledermaus-Exkursion zunächst einmal in den Räumen des Fischereimuseums in Troisdorf-Bergheim. Seit ein paar Jahren lädt das Haus jedes Jahr am letzten Wochenende im August zur Internationalen Fledermaus-Nacht für Familien ein.
Im Jahr 2000 hat Wegner eine solche Exkursion erstmals in der Biologischen Station durchgeführt, ist damit dann aber vor einigen Jahren ins Fischereimuseum umgezogen. „Die Siegaue eignet sich besonders gut dafür, weil es hier sehr viele Fledermäuse gibt“, erklärte er im Vortragsraum des Museums. Dort erfuhren die 24 Teilnehmer, dass Fledermäuse im Regen nicht fliegen, weil sie ihr Echolot dann nicht nutzen können. Denn Fledermäuse orientieren sich in erster Linie akustisch.
Ob Fledermäuse denn Mäuse seien, fragte ein kleines Mädchen den Fachmann, der im Bonner Arbeitskreis für Fledermausschutz (BAFF) forscht. „Mit Mäusen haben sie nichts zu tun. Das ist eine andere Tiergruppe“, erklärte Wegner und wies darauf hin, dass es Fledermäuse schon zu Zeiten der Dinosaurier gegeben habe. Im Bonner Raum gebe es besonders viele, alle seien geschützt. 16 von 25 heimischen Fledermaus-Arten seien hier vertreten, die übrigen neun seien Spezialisten. Daher habe sich bereits 1999 der BAFF gegründet.
„Zu dieser Jahreszeit gibt es hier sogar die Rauhaut-Fledermaus“, erklärte der Zoologe. Die Tiere kämen nur zur Balz zwischen August und September und verschwänden dann wieder. „Elf Monate sind sie woanders“, so Wegner über die Art, die den Sommer in Skandinavien und den Winter in Spanien verbringt. Die Tiere fliegen 2000 Kilometer und mehr, wie Wegner sagte.
1200 Fledermausarten auf der Welt
Zu den am häufigsten vertretenen Fledermausarten gehört die Zwegfledermaus. Wie groß diese denn wohl sei, fragte der Zoologe, während er eine Silhouette hoch hielt. „Etwas weniger als einen halben Meter“, meinte ein Junge und Wegner erklärte, dass sie lediglich zehn Zentimeter mäßen. Dazu präsentierte er ein Foto, das eine Zwergfledermaus in seiner Hand zeigte. In den Tropen gebe es aber Arten, die eine Spannweite von bis zu 1,5 Meter hätten, sagte er. 1200 Arten gebe es auf der Welt. Fledermäuse machten sogar 20 Prozent aller Säugetierarten aus.
„Sie sind jetzt damit beschäftigt, sich satt zu fressen“, erklärte Wegner. Das, was Vögel am Tag machten, machten Fledermäuse in der Nacht: Insekten vertilgen. Nachdem sie im Mai und Juni ihre Wochenstuben gepflegt hätten, bereiteten sich nun alle Generationen auf den Winter vor. Zwischen Oktober und März verfallen die Tiere in eine Art Winterstarre. Ihre Körper können bis auf vier Grad abkühlen. Darum sei es auch gefährlich, sie zu stören. „Sie müssen dann erst wieder auf 37 Grad hochfahren. Das dauert eine Dreiviertelstunde und kostet eine Menge Energie“, so Wegner.
Zum Abschluss gelang es am Samstag dann doch noch in einer Regenpause in die Siegaue zu gehen. Wegner und Karen Lerch vom Fischereimuseum lockten in einer dunklen Lichtung mit ihren Fledermaus-Detektoren – und tatsächlich. „Da ist eine“, rief ein kleiner Junge. Ein paar Zwergfledermäuse nutzen die Regenpause zu einem Flug durch die Pappeln.