Karnevalshüte aus Troisdorf Ein kleiner Vogel schmückt den Dreispitz

TROISDORF · Monika und Petra Zimmermann haben eine eigene Firma gegründet und kreieren den Kopfschmuck für Tanzmariechen und Karnevalsjecken in ihrer Werkstatt in Troisdorf.

 Farbenfrohe und individuelle Kreationen: Petra (links), Monika Zimmermann (Mitte) und ihre Nichte Alice mit jeckem Kopfschmuck.

Farbenfrohe und individuelle Kreationen: Petra (links), Monika Zimmermann (Mitte) und ihre Nichte Alice mit jeckem Kopfschmuck.

Foto: Holger Arndt

Wer die Werkstatt der Schwestern Monika und Petra Zimmermann besucht, tritt ein in eine Welt voller Federn, Glitzer, Bänder und Tressen. Nichte Alicia ist damit beschäftigt, Federn zusammenzukehren, während ihre Tanten an den Nähmaschinen sitzen, um das Kleidungsstück herzustellen, ohne das kein Karnevalskostüm komplett ist: den Hut. In ihrer Firma Carnevalshut Creationen stellen die beiden vom Dreispitz über kleine Fascinators bis hin zum Wollfilz-Piratenhut alles her, was das jecke Herz begehrt.

Petra Zimmermann war 38 Jahre lang bei der Firma Dreck in Troisdorf beschäftigt, die ebenfalls Karnevalshüte für den Einzelhandel hergestellt hat. Ihre Schwester arbeitete im selben Unternehmen. Schließlich wurde die Firma verkauft und zunächst wurden alle Angestellten übernommen. „2007 bekamen wir zwei Tage vor Weiberfastnacht dann die Kündigung“, erzählt die 59-jährige Petra Zimmermann. „Da hatte natürlich keiner mehr Lust Karneval zu feiern.“ Die beiden Frauen sind direkt zum Anwalt und konnten für sich eine Abfindung herausholen. Doch was nun? „Von Arbeitslosigkeit wollten wir nichts wissen. Also haben wir ein Existenzgründungsseminar belegt und uns schließlich am 1. April 2008 selbstständig gemacht.“

Individuelle Kreationen hängen an den Hutständern

In ihrer Werkstatt geht jedem Karnevalisten das Herz auf. Klassische kleine Hüte, aufwendig verzierte Piratenhüte und viele individuelle Kreationen hängen an den Hutständern oder liegen in Regalen und Schränken. Monika Zimmermann zeigt einen klassischen blau-weißen Dreispitz mit goldenen Trassen, der von den Tanzmariechen verschiedener Vereine getragen wird. „Hamburg“ lautet der Name dieses Models. „Wenn es um die Hüte der Tanzgruppen geht, gibt es keinen Spielraum“, erklärt die 55-Jährige. „Da ist die genaue Anzahl an Pailletten und Federn vorgegeben, und davon dürfen wir nicht abweichen.“ So ein Hut kostet normalerweise zwischen 130 und 140 Euro. Absolute Kreativität verraten die beiden Hüte, die ihre ältere Schwester aus einer Kiste hervorholt: ein roter Dreispitz, der mit Federn, roten Kugeln und einem kleinen Vogel geschmückt ist. Auch der Hexenhut ist ein kleines, individuelles Kunstwerk.

Auf dem schwarzen Spitzhut ist eine kunstvolle Maske befestig, und ein langer Schleier liegt wie Spinnenweben über dem samtähnlichen Stoff. Die Schwestern sind übrigens nur für die Verzierungen zuständig. Die Rohhüte bekommen die beiden angeliefert. „Die werden mit Dampf in Form gepresst“, sagt Petra Zimmermann. „Damit dürfen wir hier in der Werkstatt gar nicht arbeiten.“ Karnevalisten können die schönen Stücke leider nicht direkt bei den Schwestern beziehen. Sie produzieren nur für den Großhändler. Wenn man das ganze Jahr über Hüte für den Karneval produziert, hat man dann überhaupt noch Lust auf das närrische Treiben? „Wir sitzen hier ja nicht den ganzen Tag und hören Karnevalslieder“, lacht Monika. „Ein Bäcker isst ja trotzdem gerne Brötchen.“ Und ihre Schwester fügt hinzu: „Wir werden inzwischen, dank unserer Arbeit, zu tollen Veranstaltungen eingeladen.“

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