Troisdorf Finanzierung des Tierheims wackelt

RHEIN-SIEG-KREIS · Der neue Vorstand des Tierschutzvereins Rhein-Sieg verhandelt seit Monaten über einen neuen Vertrag mit den Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises aus. Es soll festgelegt werden, ob die Verwaltungen den Verein und damit in erster Linie das Tierheim Troisdorf bis 2022 unterstützen.

Am Freitag beschied Rheinbach das Vertragswerk positiv, und so konnte Vorstandsmitglied Nils Michael Becker vermelden, dass immerhin zehn der potenziell 15 Städte und Gemeinden mit im Boot sind. Die Entscheidungen aus Meckenheim, Swisttal, Bornheim, Ruppichteroth und Königswinter stehen noch aus. Much und Neunkirchen-Seelscheid beteiligen sich seit April nicht mehr. Wachtberg und Windeck kooperieren schon länger mit anderen Tierschutzeinrichtungen, wenn es um die Unterbringung von Fund- oder Gefahrtieren geht.

Allmählich werde es aber Zeit, so Becker. Denn: "Wir sind finanziell langsam aber sicher am Ende." Seit Monaten deckt der Verein die laufenden Kosten von etwa 45.500 Euro im Monat aus Spenden, Erbschaften und Privatmitteln. "Es ist belastend, keine Planungsgrundlage zu haben", so der Anwalt.

Die Auswirkungen der offenbar zeitintensiven Abstimmungsverfahren innerhalb der Kommunen bekommen die Angestellten der Einrichtung bereits zu spüren: "Drei unserer vollzeitbeschäftigten Tierpfleger werden Ende des Monats gehen müssen. Wir konnten ihre Verträge nicht verlängern", so Becker.

Bislang gaben 17 Kommunen 52 Cent pro Einwohner und Jahr an die Einrichtung weiter. Der neue Vertrag sieht vor, dass die Umlage pro Einwohner auf 80 Cent erhöht wird, was einer Summe von 419.728 Euro pro Jahr für die Versorgung und Pflege von etwa 65 Hunden, fast 150 Katzen sowie Kleintieren, Nagern und Vögeln nebst der Personal- und weiterer Kosten entspricht. "2013 wären es wegen des verzögerten Vertragsbeginns zum 1. März 2013 nur noch 400.196 Euro", sagte Becker. Die Ausgaben für die Betreuung von Fundtieren beliefen sich nach seiner Auskunft 2012 auf rund 546.000 Euro, monatlich also etwa 45.500 Euro, wovon die Kosten für Personal, tierärztliche Versorgung, Betriebskosten wie Strom, Gas, Wasser, Abfall, den größten Anteil ausgemacht hätten.

"Wir kalkulieren schon sehr knapp. Gerade hat unsere Industriewaschmaschine den Geist aufgeben, das reißt ein Loch von rund 16.000 Euro ins Budget. Es wird tatsächlich langsam so eng wie nie." Er sei jedoch zuversichtlich, dass - hoffentlich bald - 15 Gemeinden im Solidarpakt für das Tierheim verbleiben. Gerade habe der Vorstand den Entscheidungsträgern die aktualisierten Planungszahlen vorgelegt.

"Wenn es nur bei den zehn Kommunen bleibt, müssen wir neu rechnen und dann entscheiden, ob wir das Tierheim weiter betreiben können oder nicht." Die Verantwortung für Fund- und Gefahrtiere fiele dann an die Kommunen zurück. Darauf wies gestern auch Landrat Frithjof Kühn hin und betonte: "Das Tierheim Troisdorf hat langjährig gute Arbeit geleistet, insbesondere auch dank vieler ehrenamtlicher Helfer, die sich für den Tierschutz engagieren. In den vergangenen Jahren hat der Verein Spenden in erheblichem Umfang für die Unterbringung der Tiere im Interesse des Tierschutzes aufgebracht und seine Existenz aufs Spiel gesetzt. Das ist nicht zu verantworten. Ich appelliere deshalb an die Kommunen, den neu ausgehandelten Vertrag zu unterschreiben."

Becker: "Wir brauchen eigentlich Klarheit innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen." Die Diskussion um ein neues, 600.000 Euro teures Hundehaus hat der Vorstand übrigens erst einmal auf Eis gelegt. "Wenn wir wissen, mit welchen Kommunen wir rechnen können, soll ein Beirat mit Vertretern aus Verwaltung und Tierheim gegründet werden, der dann auch über die Finanzierung solcher Maßnahmen entscheidet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort