Milbenkrankheit in der Wahner Heide Füchse zum Abschuss freigegeben

RHEIN-SIEG-KREIS · In vielen Bundes- und Landesforsten werden Füchse seit einiger Zeit nicht mehr oder nur noch gelegentlich bejagt. So auch im Bundesforst Wahner Heide. Doch dort sind jüngst wieder Füchse zum Abschuss freigegeben und auch geschossen worden, wie Förster Achim Urmes auf Anfrage bestätigte.

 Ein gesunder Fuchs auf Streifzug. Die Tiere sind von der Räude bedroht, die sich auch auf Hunde übertragen kann.

Ein gesunder Fuchs auf Streifzug. Die Tiere sind von der Räude bedroht, die sich auch auf Hunde übertragen kann.

Foto: dpa

Die Tiere waren krank: In der Wahner Heide herrscht nämlich die Räude, eine Krankheit, die die sich von Füchsen auch auf Hunde übertragen kann.

Der Rhein-Sieg-Kreis schätzt das Übertragungsrisiko laut Sprecher Dirk Kassel jedoch nicht allzu groß ein. Da im Naturschutzgebiet Wahner Heide Leinenpflicht bestehe, sei die Gefahr einer Ansteckung nicht besonders groß, heißt es aus dem Kreishaus. Dort ist man der Auffassung, dass es dafür zunächst zu einem direkten Kontakt zwischen Hunden und kranken Füchsen kommen müsse. Der Berliner Zoologie-Professor Hans-Dieter Pfannenstiel meint jedoch: "Ich würde meinen Hund in einem stark mit Räude befallenen Gebiet nicht frei laufen lassen, obwohl Räude einfach therapiert werden kann."

Laut Pfannenstiel wird die Krankheit durch den Befall mit der Sarcoptes-Milbe ausgelöst, die in der Haut Gänge bohrt und sich dort vermehrt. Befallene Tiere verlieren Haare, verkümmern stark und gehen schließlich unter großen Qualen ein. Die Milbe könne bei direktem körperlichen Kontakt übertragen werden - aber nicht ausschließlich. Die Haut reagiere auf den Befall von der Milbe mit Schorfbildung.

"Die im Schorf lebenden Milben können noch einige Zeit am Leben bleiben, auch wenn der Schorf abfällt. Damit ist ein zweiter Infektionsweg neben dem direkten körperlichen Kontakt gegeben, wenn etwa ein freilaufender Hund oder eine Katze mit dem Schorf in Berührung kommen", so der Experte weiter.

Er weist darauf hin, dass die Gefahr der Ausbreitung mit der Populationsdichte zusammenhängt. "Ein gutes Beispiel dafür ist die Seehundpopulation in der Nordsee", so Pfannenstiel weiter. Seit 1973 die Bejagung eingestellt wurde, hätten sich Seehunde stark vermehrt. In der Folge habe man alle paar Jahre Staupeepidemien beobachtet, der jeweils Tausende Seehunde zum Opfer gefallen seien. Heißt übertragen also: Je mehr Füchse es gibt, desto größer ist die Ansteckungsgefahr - letztlich auch für Hunde.

Indem es die Füchse in der Wahner Heide nun zum Abschuss freigegeben hat, wich das Bundesforstamt von einer Praxis ab, die in den vergangenen Jahren in vielen Bundes- und Landesforsten geübt worden war: Die Jagd auf Füchse wurde immer weiter reduziert. Nach GA-Informationen ist dem NRW-Landwirtschaftsministerium nicht sonderlich daran gelegen, dass Füchse bejagt werden, da diese auch Rehkitze fressen. Rehe sind vielen Förstern ein Dorn im Auge, weil sie durch ihr Nahrungsverhalten den Aufwuchs von Bäumen behindern.

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