EDV im Pförtnerhäuschen Hochmoderner Industriepark auf dem Gelände der Dynamit Nobel AG

TROISDORF · Das Gelände des Industrie-Stadtparks in Troisdorf wird seit gut 150 Jahren industriell genutzt. Während zunächst die Sprengstoffherstellung im Vordergrund stand, sind auf dem Gelände heute überwiegend verschiedene Firmen der Kunstofffertigung ansässig.

 Blicken positiv in die Zukunft: Die Wirtschaftsförderer (v. l.) Pauline Rothstein, Rainer Hardtke und Thomas Zacharias.

Blicken positiv in die Zukunft: Die Wirtschaftsförderer (v. l.) Pauline Rothstein, Rainer Hardtke und Thomas Zacharias.

Foto: Hanjo Wimmeroth

Vor zwölf Jahren kaufte die damalige Projektmanagement GmbH (heute TroPark GmbH) die Flächen der früheren Dynamit Nobel AG in Troisdorf – im Volksmund DN. 96 Hektar Fläche standen für einen Neuanfang zur Verfügung. Die Hälfte wurde weiterveräußert an die Keystone T-Park Verwaltung GmbH, die heute den „inneren Teil“ des ehemaligen DN-Geländes bewirtschaftet. Ehemalige Werksgebäude wurden vermietet und restauriert, ein Werkschutz arbeitet dort und wacht auch über die dortigen Sicherheitsbereiche. Die Flächen des Außenbereichs hat die Trowista, die städtische Wirtschaftsförderung, an den Mann respektive an Unternehmen gebracht. „Da sind wir durch“, freut sich deren Chef Thomas Zacharias.

Fast alle Unternehmen, die heute in dem Bereich arbeiten, sind aus früheren DN-Unternehmen entstanden. Kunststoff ist das Zauberwort, und nicht ohne Grund gibt es dort auch das „Kompetenzzentrum Kunststoff“, das „aktive Vernetzungen zwischen den Unternehmen schafft“, so die Troisdorfer Wirtschaftsförderin Pauline Rothstein. Schließlich ist die Aggerstadt einer der ältesten Kunststoff-Standorte weltweit. Seit 1905 (Celluloid) werden dort Kunststoffe hergestellt oder gar erfunden, wie etwa der PVC-Bodenbelag Mipolam oder das Kunststoff-Fenster (1954). Zwischen den 30er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts galt die Dynamit Nobel AG als das innovativste und produktivste Unternehmen in der Kunststoffbranche weltweit.

60 Unternehmen mit 1500 Mitarbeitern

Sieht man von einem EDV-Unternehmen ab, das in einem ehemaligen Pförtnerhäuschen arbeitet, finden sich inzwischen im Innengelände 60 Unternehmen mit 1500 Mitarbeitern, im äußeren Gelände 70 Unternehmen mit 2000 Mitarbeitern, die fast alle irgendwie mit Kunststoff zu tun haben. Gerflor etwa stellt nach wie vor PVC-Böden (Mipolam) her. Die Böden werden überall dort verlegt, wo mit hohen Trittbelastungen zu rechnen ist: in Turnhallen, Schulen, Krankenhäusern oder großen Verwaltungsgebäuden.

Sika-Trocal wiederum produziert Dachbahnen zur Abdichtung von Dächern, während die Firma Röchling PVC-Platten anfertigt, die zum Beispiel im Schwimmbadbau Verwendung finden. Auch geschäumte Kunststoffe gehören ins Portfolio des TroParks. Die Firma Trocellen fabriziert solche. Die kennt man von Campingmatten, sie werden aber auch im Bau eingesetzt, etwa zur Schallisolierung.

Sicherung von Autoscheiben

Eine andere Firma produziert etwas, was alle Autofahrer haben, aber nicht sehen. Kuraray führt die Herstellung einer Spezialfolie (Trosifol) fort, mit der Autoscheiben gesichert werden, damit sie im schlimmsten Falle nur zu den bekannten Bruchstücken zerbröseln. Mit einem anderen Produkt hat möglicherweise jeder Heimwerker bereits zu tun gehabt, wenn er etwas zu schleifen hatte: Die Firma Dynos stellt das Trägermaterial für Schleifscheiben her. „In den Firmen- oder Produktnamen schwingt immer noch Tro für Troisdorf oder Dy für Dynamit Nobel mit“, erklären Rothstein und Zacharias.

Aber auch anderes wird in Troisdorf hergestellt. Eine Firma namens Natumi produziert an der Gierlichstraße Milchersatzprodukte aus Soja und Reis, ein sogenanntes „Spin-off“ der Universität Bonn stellt Enzyme her, die zur Beschleunigung von Verbrennungsprozessen dienen. Mit dem Namen Dynamit Nobel ist auch die Herstellung von Sprengstoffen verbunden. Die früher ZüFa (Zündhütchenfabrik) genannte Sparte des Unternehmens hat 2001 die australische Orica Ltd als Orica GmbH übernommen und produziert weiterhin Sprengzünder und entsprechende Explosivstoffe.

Bürogebäude

Zum Werksgelände der früheren DN gehörten aber auch Flächen entlang der Mülheimer Straße. Dort sind überwiegend Bürogebäude entstanden. Eine der letzten Flächen ist an die GFO – die gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe – verkauft worden. Sie werde an der Stelle einen neuen Verwaltungssitz bauen, verkündet Zacharias stolz.

Während andere Städte wie etwa im Ruhrgebiet noch heute unter dem Wegfall ihrer Großindustrien leiden, „hat Troisdorf es erfolgreich geschafft, eine gesunde mittelständische Struktur zu schaffen“, sagt Rainer Hardtke, der frühere Pressesprecher der HT Troplast. Der gesunde Branchenmix, eine hervorragende Infrastruktur und beste Vernetzungen lassen auch für die Zukunft nur Gutes erwarten, ist sich Wirtschaftsförderin Rothstein sicher.

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