Deutschlandweit einmalige Auszeichnung Das sind die Gewinner des 23. Troisdorfer Bilderbuchpreises

Troisdorf · 91 Illustratoren und Autoren bewarben sich um den Preis, der im deutschsprachigen Raum einmalig ist. Die Gewinner des Troisdorfer Bilderbuchpreis bewiesen Kreativität, Vielfalt und Begabung.

 Zwei der vier Preisträgerinnen: Lena Hesse (links) und Nele Brönner.

Zwei der vier Preisträgerinnen: Lena Hesse (links) und Nele Brönner.

Foto: Gudrun von Schönebeck

Auf dem Hof von Burg Wissem wurde der 23. Troisdorfer Bilderbuchpreis verliehen. Zwar hatten zwei der vier Preisträgerinnen die Anreise zur Preisverleihung nicht geschafft – aufgrund von Pandemie- und Bahnstreikproblemen – aber die wesentliche Arbeit war getan, und die sehenswerte Ausstellung mit allen eingereichten Illustrationen wurde eröffnet.

Seit 1982 wird der Bilderbuchpreis alle zwei Jahre ausgelobt. Er ist nach wie vor der einzige Spezialpreis für künstlerische Bilderbuchgestaltung im deutschsprachigen Raum. Zugelassen für eine Bewerbung sind Illustrationen zu Bilder-, Kinder- und Jugendbüchern, die in den beiden Jahren zuvor in deutscher Sprache veröffentlicht wurden. In der aktuellen Runde hatte es 91 Einreichungen gegeben, aus denen die Fachjury ihre Preisträger bestimmte.

Dass der Förderpreis für den Illustratoren-Nachwuchs in diesem Jahr nicht vergeben wurde, bedauerte Pauline Liesen, die Leiterin des Bilderbuchmuseums. „Wir hatten zwar genügend Einsendungen, aber die Qualität hat uns nicht überzeugt.“ Demgegenüber war von einem Mangel an Qualität bei den 91 eingereichten Illustrationen nun wirklich nichts zu spüren. Bei einem Rundgang durch die Ausstellung wird deutlich, wieviel Vielfalt, Kreativität und Begabung im deutschen Kinderbuchmarkt steckt.

„Frosch will auch“ und „Tina hat Mut“

Das wird durch die Auswahl der Preisträgerinnen bestätigt. Den ersten Preis holte sich Nele Brönner (Jahrgang 1977) mit ihrem Buch „Frosch will auch“. Sie war – das gilt ebenfalls für die anderen Preisträgerinnen – Illustratorin und Autorin. Das Bilderbuch handelt vom Frosch, der nicht zum Kostümball des Igels eingeladen wird und sich nach anfänglicher Enttäuschung überlegt, wie er dennoch teilnehmen kann. „Ich mag gerne Kostüme“, sagt Nele Brönner, die mit farbiger und schwarzer Tusche, Pinseln und Buntstiften zeichnet. „Außerdem hat mich interessiert, wie es ist, nicht eingeladen zu sein. Das kennt doch jeder.“

 Aus „Tina hat Mut“ von Tatia Nadareischwili.

Aus „Tina hat Mut“ von Tatia Nadareischwili.

Foto: Gudrun von Schönebeck

Die Jury lobte die Bildkomposition, die farbliche Explosion und die Umsetzung der Geschichte, die neben dem Text auch maßgeblich durch die Illustrationen gelingt. Stilistisch völlig anders arbeitet die Zweitplatzierte Tatia Nadareischwili (Jahrgang 1988). Ihr Buch „Tina hat Mut“ trägt autobiografische Züge, denn das Mädchen Tina lebt, ebenso wie die Autorin als Kind, in einem Stelzenhaus in Georgien am Rande eines Bambuswaldes. Wie Tina in Begleitung ihres Hundes ihre Angst vor dem dunklen Wald verliert und sogar eine neue Freundschaft schließen kann, erzählt die Illustratorin in einem Stilmix aus gedruckten, gemalten und collagierten Bestandteilen. Zusammen mit dem roten Kleid der kleinen Tina ergibt sich eine wunderbar magische Stimmung.

Wieder anders, aus dem Alltag gegriffen und mit gelungenem Bildwitz, setzt Preisträgerin Lena Hesse (Jahrgang 1981) ihre „Warteschlangengeschichten“ um. „Hallo, ist hier hinten?“ erzählt über die Buchseiten hinweg von Begegnungen, Gesprächen und Erlebnissen in einer Warteschlange. „Ich zeichne sehr gerne Menschen und übertreibe etwas comichaft“, sagt Lena Hesse, die in ihrem Wimmelbuch erst am Ende verrät, wofür die halbe Stadt eigentlich ansteht.

Der Preis der Kinderjury ging in diesem Jahr an Patricia Thoma (Jahrgang 1977). Ihr Buch „Activists“ ist ein eher dokumentarisch ausgerichtetes Sachbuch mit Schwarz-Weiß-Illustrationen mit farbigen Hervorhebungen. Die 16 Drittklässler aus acht Troisdorfer Grundschulen waren sich recht schnell einig geworden, dass die Themen Nachhaltigkeit, Umwelt und Gestaltung der Zukunft für sie besonders aktuell sind. Sehr beliebt, aber noch nicht vergeben, ist der Publikumspreis. Jeder Besucher darf dafür bis zum Ende der Ausstellung sein eigenes Votum abgeben.

Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf, Burgallee 1; bis 21. November, Di-Fr 11-17, Sa, So 10-18 Uhr. Es erscheint ein Katalog.

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