Zwischen Sankt Augustin und Troisdorf Melanbogenbrücke kommt frühestens 2028

Troisdorf/Sankt Augustin · Vor genau 15 Jahren wurde die Melanbogenbrücke zwischen Sankt Augustin und Troisdorf für den Schwerlastverkehr gesperrt. Ihr Zustand ist marode. Der Neubau verschob sich immer wieder. Die SPD im Kreistag kritisiert, dass das Projekt nicht vorankommt.

An der Melanbogenbrücke: Denis Waldästl (l.), Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, und sein Troisdorfer Fraktionskollege Achim Tüttenberg

An der Melanbogenbrücke: Denis Waldästl (l.), Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, und sein Troisdorfer Fraktionskollege Achim Tüttenberg

Foto: Dylan Cem Akalin

Auf den Tag ist es 15 Jahre her, dass Gutachter des Landesbetriebs Straßenbau so starke Ermüdungserscheinungen im Material der Melanbogenbrücke zwischen Sankt Augustin und Troisdorf ausmachten, dass der Schwerlastverkehr seitdem nicht mehr über dieses Bauwerk die Sieg überqueren darf. Notmaßnahmen sahen sogenannte Hosenträger, verstärkende Stahlträger in der Konstruktion, vor, damit die 1929 erbaute Brücke wenigstens den Autoverkehr noch tragen kann.

Dass seitdem praktisch nichts mehr geschehen sei, kritisieren Denis Waldästl, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, und sein Troisdorfer Fraktionskollege Achim Tüttenberg. Wie die SPD im Regionalrat in Köln erfahren habe, werde im kommenden Jahr erst das Planfeststellungsverfahren eingeleitet. Dieses werde gut zwei Jahre dauern, sodass 2025 mit der Arbeitsvergabe gerechnet werden könne. Straßen.NRW rechne mit zweieinhalb bis drei Jahren Bauzeit. „Wenn es optimal läuft, steht die neue Brücke erst 2028“, sagte Waldästl.

Vorwurf an CDU-Politikerin Katharina Gebauer

Der Abriss beziehungsweise Baubeginn hat sich in den 15 Jahren immer wieder verzögert. Zuletzt hatte Straßen.NRW im April 2020 mitgeteilt, die Behörde gehe davon aus, „dass der Bau nicht vor Ende 2021/Anfang 2022 beginnen werde.“ Das war wohl mehr als optimistisch.

„In den letzten vier, fünf Jahren ist nichts geschehen“, meint Tüttenberg. Der Einsatz der örtlichen CDU-Landtagsabgeordneten Katharina Gebauer für eine rasche Umsetzung der Neubaupläne sei „armselig“. Die hatte Ende Oktober bei einem Ortstermin mit Vertretern von Straßen.NRW dargelegt, dass zurzeit die Umweltbewertungen und Abstimmungen mit der Unteren Wasserbehörde liefen. Bekanntlich führt die Brücke über Naturschutz- sowie Flora-Fauna-Habitat-Flächen (FFH). Darum dürfen beim Bau der neuen Brücke keine Hilfskonstruktionen in die Sieg gebaut werden. Gebauer zufolge könnte „bis Mitte 2022 eine Entscheidung herbeigeführt werden beziehungsweise das Planfeststellungsverfahren beginnen“.

Firmen im Gewerbegebiet von der Sperrung betroffen

Diese Aussagen sind den beiden SPD-Politikern zu wenig. Die Landtagswahlen erwähnen sie beim Ortstermin am Montag zwar mit keinem Wort, fordern aber „Schwergewichte“ im Landtag, die als „Nervensägen“ Druck aufbauen, damit die wichtige Brücke endlich gebaut werde. Auch der bisherige Verkehrsminister Hendrik Wüst, der bekanntlich jetzt Ministerpräsident ist, habe sich überhaupt nicht um solche wichtigen Verkehrsprojekte in der Region gekümmert. Tüttenberg: „Das ist ein Totalversagen.“

Der Landesbetrieb Straßen.NRW sperrte die Brücke vor genau 15 Jahren für den Schwerlastverkehr über 14 Tonnen Gesamtgewicht, und das ist heute noch immer so. Immerhin seien von der Sperrung viele Firmen im Troisdorfer Gewerbegebiet betroffen, unter anderem die Mannstaedtwerke sowie die Müllumladestation der Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft (RSAG). Die Umwege, die gefahren werden müssten, kosteten Geld, seien umweltschädlich und belasteten Wohngebiete.

Aufnahme in die Denkmalliste

Vor 15 Jahren rechnete man mit rund drei Millionen Euro für eine neue Brücke, 2017 standen neun Millionen Euro im Raum. Aktuelle Schätzungen gibt es keine. Sicher ist indes, dass das Bauverfahren wegen des FFH-Gebiets aufwendig sein wird.

Problematisch war zuletzt auch, dass das 70 Meter lange und 14 Meter breite Brückenbauwerk trotz seines maroden Zustandes in die Denkmalliste aufgenommen wurde. Dann wurde beim Land beantragt, die Brücke aus der Denkmalliste zu streichen. Laut Bezirksregierung Köln geht das zwar nicht, der Grad der Denkmalwürdigkeit könne aber im Planfeststellungsverfahren „beantwortet werden“.

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