GA-Serie "Eine Stunde mit ..." Michael Ladewig ist Troisdorfs Saubermann

TROISDORF · Michael Ladewig beseitigt Müll in der Troisdorfer Innenstadt. Manchmal ärgert er sich über arglos weggeworfenen Unrat, aber Ladewig sagt, dass er seinen Beruf liebt.

 Mit Schwung wirft Michael Ladewig einen Müllbeutel auf die Ladefläche seines Dienstwagens.

Mit Schwung wirft Michael Ladewig einen Müllbeutel auf die Ladefläche seines Dienstwagens.

Foto: HANS-JOACHIM WIMMEROTH

Der Morgen ist grau und trüb, der kalte Nord-West-Wind treibt einige Blätter und Papierfetzen vor sich her. In der Troisdorfer Fußgängerzone erwacht langsam das Leben. Menschen verlassen ihre Häuser, Lieferwagen rollen an, um Geschäfte zu beliefern.

Schon seit sechs Uhr aktiv sind die Mitarbeiter des Troisdorfer Baubetriebsamtes, Abteilung Müllbeseitigung. Einige reinigen etwa die Baumscheiben von Unrat und Blattwerk, andere pusten mit Laubbläsern Dreck zusammen, einer fährt mit einer kleinen Kehrmaschine umher, die den Dreck in ihr Inneres bürstet. Und dann gibt's noch einen: Michael Ladewig kommt mit seinem Dienstwagen angesummt. Gesummt deshalb, weil das Kommunalfahrzeug elektrisch betrieben wird. Zwei Mann passen hinein, und auf der etwa drei Kubikmeter umfassenden Ladeflächen hat der 36-Jährige bereits einige Müllbeutel liegen.

Die klaubt er morgens aus den städtischen Mülleimern heraus. 134 Stück hat er jeden Morgen auf seiner Runde zu kontrollieren. Mit seinem Mega electric, so heißt das Wägelchen, kurvt er nicht nur durch die Fußgängerzone. Auch die Grünanlagen an der Burg Wissem und der Pfarrer-Kenntemich-Platz gehören zu seinem Revier. Bis zu sechs Tage pro Woche sei er unterwegs, sagt der freundliche Stadtreiniger.

Ladewig sagt, er liebe seinen Beruf - allerdings nicht immer. Gegenüber vom Forum unterhalb des Ursula-Platzes hat jemand eine Waschmaschine abgestellt, und die gehört da gar nicht hin. Das muss Ladewig melden, dann kümmern sich letztlich auf Kosten des Steuerzahlers andere Mitarbeiter der Stadtreinigung darum. Auch die beiden blauen Müllsäcke, die er zuvor gefunden hat, gehörten eigentlich nicht in die Fußgängerzone, aber aufgeladen hat er sie trotzdem.

Auch menschliche Exkremente finden sich manchmal, vornehmlich nach dem Wochenende. Oder Hundehaufen, die achtlose Hundebesitzer einfach nicht in Tüten packen und ordentlich entsorgen. Aber "die alten Mütterchen", sagt Ladewig und grinst dabei, "die nehmen jedes Kötelchen mit".

Raben verstreuen Müll

In den Grünanlagen an der Burg Wissem hat Ladewig noch ein paar besondere Freunde: die Rabenkrähen. Die wissen, was sich so alles in den Mülleimern befindet und untersuchen sie regelmäßig. Dabei schmeißen die schwarzen Vögel allerlei Abfall in der Gegend herum. Den sammelt Ladewig mit einer armlangen Zange ein und stopft das Zeug in einen seiner Müllbeutel. Die Krähen haben ganz offenbar menschliche Verwandte, denn auf dem - jetzt am Morgen - noch leeren Parkstreifen liegen drei achtlos weggeworfene Zigarettenschachteln und sonstiger Müll. Tür auf, Müll raus, Tür zu: So muss das gehen.

Und wenn Erwachsene nicht als Vorbild dienen, wundert es kaum, wenn die Stadtreinigung auch immer wieder den Burgweiher von Müll befreien muss. Dosen und Trinkpäckchen, wohl von Schülern der nahen Realschule, verschmutzen das Gewässer. "Da haben wir aber auch schon ein Fahrrad herausgeholt und einen Einkaufswagen", erzählt Ladewig von seinen Funden.

Am Römerparkplatz stehen Glascontainer. Dafür ist Ladewig nicht zuständig, aber er kennt die Örtlichkeit. Ein Blick hinter die Behälter, und schon zieht er zwei mit Laub gefüllte Säcke hervor. Das Laub sei noch nicht so problematisch, sagt er weiter. Aber etwa alte Autobatterien oder Farbeimer, die gehören zum Sondermüll und nicht auf die Straße.

Auch am Pfarrer-Kenntemich-Platz wird Ladewig erneut fündig. Dort sind einige Mülleimer mit reichlich Hausmüll verstopft. Gegen 10 Uhr ist der Wagen dann voll. Ladewig fährt erstmal wieder nach Sieglar in den Betriebshof, um dort den Müll abzukippen. Dann kann er sich neuen Aufgaben widmen.

So sehr Ladewig seinen Beruf mag, manchmal ärgert er sich - etwa über blitzschnelle Radfahrer in der Fußgängerzone, die laut Ladewig dort nur so herumzischen und keine Rücksicht auf den Saubermann nehmen. "Der Wagen, so klein er ist, hat auch einen toten Winkel, da muss ich höllisch aufpassen. Aber der Kollege mit der Kehrmaschine ist manchmal noch schlimmer dran", berichtet Ladewig. Auch Lieferverkehr oder Anwohner auf dem Weg zur Arbeit seien oft zu schnell, meint er.

Aber dann gibt es ja noch die schöne Seite: Hier winkt er einer Postbotin zu, dort grüßt ein Geschäftsinhaber. Man kennt sich im Laufe der Jahre, und viele schätzen den Mann, der mit für ein gepflegtes Stadtbild sorgt.

In der GA-Serie "Eine Stunde mit ..." begleiten wir Menschen bei der Ausübung ihres Berufs. Ob Bäcker, Model oder Tierpfleger - sie gewähren uns Einblick in ihren Alltag. Für genau eine Stunde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort