Interkommunaler Mobilitätstag Mit App statt Auto zuverlässig von A nach B

Troisdorf · Beim Mobilitätstag in der Stadthalle Troisdorf werben Unternehmen und Organisationen für nachhaltige und vielfältige Formen der Mobilität. Neben ÖPNV, Lastenrädern und E-Rollern stehen Fahrzeuge auf Abruf bereit. Außerdem soll eine App helfen, zuverlässig zum Ziel zu kommen.

 E-Roller, Lastenrad oder Schwerlastenrad: Beim Interkommunalen Mobilitätstag konnten Besucher verschiedene Fortbewegungsmittel Probe fahren.

E-Roller, Lastenrad oder Schwerlastenrad: Beim Interkommunalen Mobilitätstag konnten Besucher verschiedene Fortbewegungsmittel Probe fahren.

Foto: Ines Bresler

Applaus gab es für Sylvia Lier vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), als sie ihre Vision auf den Punkt brachte: Ein Bundesmobilitätsgesetz bis 2030. „Wir trauen uns zu sagen, dass die Menschen gut und klimafreundlich mobil sein können – auch ohne eigenes Auto“, so Lier. Sie war unter den Podiumsgästen auf dem Interkommunalen Mobilitätstag, den die Stadt Troisdorf in diesem Jahr in Kooperation mit dem Rhein-Sieg-Kreis sowie den Städten Bonn, Siegburg, Sankt Augustin, Königswinter und Lohmar durchführte unter der organisatorischen Leitung des Vereins Netzwerk intelligente Mobilität.

Derweil lenkte Viktor Haase, Staatssekretär im NRW-Umweltministerium, den Blick auf den Gestaltungsspielraum der Kommunen: „Neben elend langen Verfahren gibt es auch Bereiche, in denen Kommunen schneller neue Projekte umsetzen können“, erklärte er. Rob Schaap brach die Stimme, als er die Situation von „Jobwärts“ darstellte. „Wir sind angeschlagen, aber noch nicht ausgezählt“, sagt der Mitverantwortliche des Mobilitätsprogrammes „Jobwärts“. Vergangene Woche hatte der Kreisausschuss für Planung und Verkehr des Rhein-Sieg-Kreises beschlossen, aus dem mit der Stadt Bonn gemeinsam aufgesetzten Programm im Bereich des Betrieblichen Mobilitätsmanagements (BMM) auszusteigen. Auch viele Unternehmen kündigen laut Schaap aus Kostengründen die Kooperation.

Während in der Stadthalle Troisdorf noch diskutiert wurde, präsentierten Aussteller draußen einer überschaubaren Anzahl von Besuchern ihre Mobilitätsangebote: So machte etwa die Telekom mit einem magentafarbenen Tesla auf sich aufmerksam. „Als Konzern kümmern wir uns intensiv um Mobilität, weil wir die Ressourcen haben“, sagte Carsten Schröder, Projektleiter bei Telekom Mobility Solutions, und berichtete von Angeboten zum Fahrrad-Leasing, Car-Sharing und Fahrzeugen „On Demand“ – auf Abruf. Einer der Leitgedanken in der Strategie sei, dass das Auto künftig nur noch in speziellen Bereichen eingesetzt werde.

„Natürlich brauchen wir die Mobilität, etwa für Kundenbesuche oder gut ein Viertel der Mitarbeiter, die vor Ort im Büro arbeiten müssen“, so Schröder. Doch müsse man in Zukunft strategisch auf den Einsatz verschiedener Verkehrsmittel setzen, etwa in Hinblick auf Ereignisse wie die Sanierung der Rheinbrücken oder eine mögliche Einführung der Citymaut. Um nachhaltige Mobilität nach vorn zu bringen, setze der Konzern etwa auf eine App, die alle verfügbaren Verkehrsmittel in einem digitalen Raum bündelt. „Ziel ist es, den Umstieg vom Auto so bequem und zuverlässig wie möglich zu machen“, sagte Schröder.

500 Stunden auf dem Schwerlastenrad

Zum Verkehr in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis hat er eine klare Meinung: „Man weiß ja, dass die Verkehrssituation hier im Raum eine Katastrophe ist.“ Wenn Mitarbeiter eineinhalb Stunden oder mehr im Stau stehen, sei das schlecht für deren Stimmung und Gesundheit. Langfristig sei nur der ÖPNV in der Lage, die große Anzahl an Mitarbeitern zu bewegen. Mit Blick auf die Sanierungen, die die Deutsche Bahn bis 2026 in der Region plant, zeigt er Verständnis: „Uns als Telekommunikationsanbieter ist bewusst, dass Netze erneuert werden müssen.“ Das sei bei der Bahn nicht anders und dauere eben seine Zeit.

Um die Einsatzmöglichkeiten des Schwerlastenrads zu testen, fuhr Andreas Blome über 500 Stunden damit.

Um die Einsatzmöglichkeiten des Schwerlastenrads zu testen, fuhr Andreas Blome über 500 Stunden damit.

Foto: Ines Bresler

Nicht nur individuelle Mobilität spielte am Freitag in Troisdorf eine Rolle. Auch Lasten müssen von A nach B transportiert werden. Wie das klimafreundlich gelingen kann, zeigte Andreas Blome: Der 65-Jährige war nach eigener Aussage 18 Monate lang bei Wind und Wetter mit dem Schwerlastenrad der Bonner Firma Vemo unterwegs. Mehr als 500 Stunden habe er als Kurierfahrer auf dem Rad verbracht. „Ich habe das ehrenamtlich gemacht, weil ich wissen wollte, ob man Transporter durch emissionsärmere Alternativen ersetzen kann. Und es geht“, sagte er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort