Nach Attacke auf Esel und Pony Mitarbeiter des Abenteuerspielplatzes streiken für ein besseres Miteinander

TROISDORF · In den vergangenen Tagen herrschte am Abenteuerspielplatz Friedrich-Wilhelms-Hütte ungewohnte Tristesse. Die Seilbahn stand still, die Kettcars blieben in der Garage, und auch Pony und Esel waren nicht bereit auszureiten. Die Mitarbeiter des Abenteuerspielplatzes streikten.

 Betreuer und Kinder gemeinsam: Die Belegschaft des Abenteuerspielplatzes Friedrich-Wilhelms-Hütte wünscht sich einen besseren Umgang miteinander und auch mit den Tieren.

Betreuer und Kinder gemeinsam: Die Belegschaft des Abenteuerspielplatzes Friedrich-Wilhelms-Hütte wünscht sich einen besseren Umgang miteinander und auch mit den Tieren.

Foto: Holger Arndt

Dabei ging es aber nicht um Tarifverträge oder Arbeitsbedingungen, sondern um etwas wesentlich Wichtigeres: Es ging um das Verhalten der Kinder untereinander und den Umgang mit Tieren, Spielsachen, Werk- und Fahrzeugen.

"Es gab einfach zu viele Vorfälle in letzter Zeit, so dass wir jetzt einmal reagieren mussten", erklärt Dieter Küpper, der Leiter der Einrichtung. Und so entschied man sich innerhalb des Mitarbeiterteams für einen unbefristeten pädagogisch motivierten Streik. "Die Attacke auf unseren Esel Felix und unser Pony Toni war der traurige Höhepunkt", sagt Küpper.

Im September bewarfen Jugendliche die beiden Spielplatzbewohner mit Steinen. Haflinger Toni traf ein Stein dabei so schwer am Auge, dass er auf einer Seite erblindete. "Die sollen aufhören, Tiere zu quälen", findet auch die zwölfjährige Vanessa. Und so kamen neben den Pädagogen auch zahlreiche Kinder zusammen, um gemeinsam für ein besseres Miteinander auf dem Abenteuerspielplatz zu demonstrieren.

Mit Parolen wie "Nägel hauen ist Okay, Tiere quälen das tut weh" oder auch "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns're Tiere haut" zog der Protestmarsch über den Abenteuerspielplatz und durch den angrenzenden Park. "Wir wollen den Kindern ins Bewusstsein rufen, dass es so nicht mehr weitergeht", betont Küpper.

Gerade die Summe der Fehltritte, die sich laut Küpper durch alle Altersgruppen zieht, macht die Mitarbeiter so wütend. "Es gibt so viele Sachen, die wir den Kindern und Jugendlichen immer wieder sagen müssen und die trotzdem nicht gehört werden", beschreibt Erzieher Simon Brücken seinen Unmut. Es werden Fahrräder geklaut, viele Kinder helfen nicht beim Aufräumen, auf dem Gelände werden häufig Gegenstände sinnlos zerstört.

"Das nervt uns und auch die Kinder", sagt Küpper. Selbstgemalte Schilder und Banner machten auf die Missstände aufmerksam. "Ich will, dass nichts mehr geklaut oder zerstört wird", sagt die neunjährige Emine. Alle hoffen, dass die Spielgeräte am Montag wieder zur Verfügung stehen.

Dafür wurden Diskussionsrunden mit den Kindern und Jugendlichen abgehalten. "Wir wollen gemeinsam Vorschläge entwickeln und sehen, wie es weitergehen kann", sagt Küpper. Es sei ja schließlich auch der Platz der Kinder.

Einen solchen pädagogischen Streik gab es vor gut 20 Jahren schon einmal auf dem Abenteuerspielplatz. "Damals haben wir gemeinsam Verhaltensregeln aufgestellt", erinnert sich Küpper. Erst wenn jetzt gemeinsam eine Lösung gefunden wird, werden die Spielgeräte auf dem Abenteuerspielplatz freigegeben. Dann können auch Pony Toni und Esel Felix aus dem Streik treten.

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