Neue Erkenntnisse an 50 Jahre alter Fundstelle Neandertaler arbeiteten in Troisdorf

TROISDORF · Er war im Schnitt nur 1,60 Meter groß, hatte aber ein größeres Gehirn, härtere Knochen und größere Muskelansätze als der heutige Mensch: der Neandertaler. In Troisdorf untersucht zurzeit ein internationales Archäologenteam eine Fundstelle aus der Zeit des Neandertalers.

Am Ravensberg im Osten von Troisdorf, nahe des Sebastianuswegs, legen Studierende und Forscher seit Anfang August eine ehemalige Steinwerkstatt frei.

Bereits 1967 wurde die Fundstelle beim Straßenausbau des Mauspfads entdeckt. Die Universität Köln führte damals eine fünftägige Rettungsgrabung durch, um archäologisch bedeutsame Funde sicherzustellen. Daraufhin passierte 50 Jahre lang nichts mehr.

"Die Forschungsinteressen hatten sich verlagert", berichtet Erich Claßen, vom Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Claßen ist einer der Leiter der Grabung. "Der Landschaftsverband Rheinland und das Neanderthal-Museum in Mettmann haben sich für neue Grabungen entschieden, um neue Akzente in der Neandertalerforschung im Rheinland zu setzen", berichtet er.

Steinwerkstatt der Neandertaler in Troisdorf
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Steinwerkstatt der Neandertaler in Troisdorf

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Bei der Leitung der Ausgrabung wird Claßen unterstützt von Andreas Pastoors vom Neanderthal- Museum sowie von den Professoren Marco Peresani von der Universität in Ferrara, Italien, und Manuel Vaquero von der Universität Tarragona in Spanien. Die internationale Zusammenarbeit wurde möglich gemacht durch eine Förderung der Fritz-Thyssen-Stiftung in Köln.

Eine Steinwerkstatt am Ravensberg

Gemeinsam mit Studenten der Universitäten Erlangen-Nürnberg, Ferrara und Tarragona haben die Forscher Quarzitblöcke in verschiedenen Größen gefunden, die darauf schließen lassen, dass sich am Ravensberg einst eine Steinwerkstatt der Neandertaler befunden hat.

Die Bearbeitungsspuren an den Steinen weisen darauf hin, dass die ersten Arbeitsschritte auf dem Weg vom Stein zum Werkzeug hier erfolgten, bevor die Zwischenprodukte an andere Orte transportiert und dort weiter verarbeitet wurden. Das Ergebnis waren Werkzeuge zum Bohren, Spitzen sowie Schaben, mit denen Knochen, Holz, Leder und andere Materialien bearbeitet wurden.

Das Team in Troisdorf geht nun den Fragen nach, welche Rohmaterialien die Neandertaler im Rheinland nutzten, wie sie sie nutzten und welche Arbeitsschritte in der Herstellung von Werkzeugen in Troisdorf durchgeführt wurden. Darüber hinaus fragen sich die Forscher, warum die Neandertaler den Ravensberg und seine Quarzitblöcke offensichtlich immer wieder gezielt aufsuchten.

"Hier stockt die Forschung ein wenig", sagt Pastoors. "Normalerweise sammelten Neandertaler die Rohmaterialien da, wo sie ihnen vor die Füße fielen." Auch sei Quarzit kein typisches Material für ihr Werkzeuge gewesen. "Typischer waren glasähnliche Materialien wie Obsidian oder Feuerstein", so Pastoors. Nach vier Wochen der Ausgrabung hoffen die Forscher bald, neue Erkenntnisse zu besitzen.

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