Neue Ausstellung im Bilderbuchmuseum Die drei Fragezeichen ermitteln auf Burg Wissem
Troisdorf · „Willkommen in Rocky Beach“, heißt es in den kommenden Monaten in einer Sonderausstellung im Bilderbuchmuseum auf Burg Wissem in Troisdorf. Die widmet sich mit Originalen der Illustratorin Aiga Rasch den „Drei ???“ – und dem Phänomen ihres anhaltenden Erfolgs.
Der Fall ist eindeutig: Ein Bild der Künstlerin Aiga Rasch ist kurz vor der Ausstellung im Bilderbuchmuseum auf Burg Wissem verschwunden. Vom Täter bislang keine Spur. Aber, die Museumsmitarbeiter haben sich allesamt verdächtig gemacht, und der oder die Täter haben Spuren hinterlassen. Ganz klar, das ist ein spezialgelagerter Sonderfall für die drei Fragezeichen. Dabei können sie in den kommenden Wochen auf Unterstützung weiterer Jungdetektive setzen. Denn, das Rätsel um das gestohlene Bild zu lösen, ist Teil der Ausstellung „Die drei ??? – Aiga Rasch und das Abenteuer auf Burg Wissem“, die am Sonntag, 13. März, im Bilderbuchmuseum auf Burg Wissem eröffnet wird.
Nun ist Troisdorf nicht Rocky Beach – gleichwohl findet sich in der von Museumspädagogin Jennifer Walther-Hammel kuratierten Schau auch der legendäre Schrottplatz samt Zentrale, von der aus Justus, Peter und Bob in den vergangenen Jahrzehnten jeden Fall übernommen haben. „Hier beginnt das Training für Nachwuchsspürnasen“, erklärt Jennifer Walther-Hammel mit Blick auf Becherlupen und Co. Auf dem Schrottplatz können aber alle Generationen aktiv werden, wie auch im von Walther-Hammel und Jahrespraktikantin Nele Schneider ausgetüftelten Mitratefall. „Die Ausstellung soll richtig leben und gefeiert werden“, sagt Museumsleiterin Pauline Liesen.
Dabei ist es nicht, wie ursprünglich gedacht, eine klassische Mitmachausstellung für Detektive. „Das war meine erste Idee“, sagt Walther-Hammel, die selbst seit ihrer Kindheit Drei-Fragezeichen-Fan ist. Mit der Zeit sei es ihr dann aber um die Frage gegangen, wie es eine Jugendbuchreihe es geschafft hat, mehr als 50 Jahre Kinder, Jugendliche und Erwachsene immer weiter zu begeistern. „Dafür, dass es so ist, sprechen 18 Millionen verkauften Bücher in Deutschland, mehr als 50 Millionen verkaufte Hörspiele, dazu Spiele, Detektivausstattung und jede Menge Merchandise-Artikel“, sagt Liesen.
Sie erklärt, wie es ein Buch, das zwischen seinem Einband keinerlei Illustration enthält, dennoch ins Bilderbuchmuseum geschafft hat: Es ist der Buchtitel, der mit seinem wiederkehrenden Logo und der prägnanten Illustration vor schwarzem Hintergrund der Reihe ihr Alleinstellungsmerkmal verleiht. Und dafür, dass der in Deutschland so viel anders aussieht als in den USA, wo die Reihe ihren Ursprung hat, zeichnet die Künstlerin Aiga Rasch verantwortlich. Deren Originalillustrationen stehen im Zentrum der Ausstellung. Es sind aber auch andere Arbeiten von ihr zu sehen, sowie Illustrationen der Detektive aus anderen Ländern, Weiterentwicklungen der Reihe wie etwa durch die „Drei ??? kids“ oder die „Drei !!!“ und auch Neuinterpretationen wie Graphic Novels oder Comics.
Mit unkonventionellem Design zum Erfolg
Die Originale stammen aus dem künstlerischen Nachlass der 2009 verstorbenen Illustratorin. Den verwaltet Matthias Bogucki, ebenfalls großer Drei-Fragezeichen-Fan. Als solcher hatte er um die Jahrtausendwende herum Aiga Rasch angeschrieben und um ein Autogramm gebeten – daraus erwuchs mit der Zeit eine Freundschaft. „Wir haben gemeinsam ihre Bilder digitalisiert und auch besprochen, was mit ihren Arbeiten passieren soll“, sagt Bogucki. Diese jetzt, statt im Karton zu lagern, im Museum hängen zu sehen, freue ihn. Als mutigen und revolutionären Schritt bezeichnet er Raschs Vorschlag, den Bucheinband schwarz zu halten. „Das war atypisch für ein Kinderbuch“, so Bogucki.
1968 war die Buchreihe auch in Deutschland gestartet, zunächst mit mäßigem Erfolg. Aiga Rasch präsentierte dem herausgebenden Kosmos-Verlag ein schwarzes Buchcover mit dem bis heute prägnanten Schriftzug der Fragezeichen in weiß, rot und blau und eine zum Buchtitel passende farbenfrohe Illustration. „Der Verlag begegnete dem unkonventionellen Design zunächst mit Skepsis“, weiß Bogucki zu berichten. Anders als in anderen Ländern waren die Protagonisten selbst nicht auf dem Bild zu sehen – und sind es bis heute nicht. „Der Erfolg gab Aiga Rasch recht, ihre Entwürfe wurden Kult und machten die drei Fragezeichen zur unverwechselbaren Marke“, sagt Jennifer Walther-Hammel.
1970 erschien mit „Die Drei ??? und der Fluch des Rubins“ das erste von ihr gestaltete Cover. 88 weitere Bände folgten, für 16 Fälle fertigte sie eine Neuauflage an. Bis heute zieren ihre Werke Bücher, wie auch die Hörspiele. Und ihre Nachfolger arbeiten in ihrem Sinne weiter. Ob sprechender Totenkopf, tanzender Teufel oder unheimlicher Drache – die Originalillustrationen im Bilderbuchmuseum rufen die Geschichten dahinter sofort in Erinnerung. „Briefmarken“, wie Aiga Rasch ihre kleinformatigen Entwürfe selbst nannte, dokumentieren ihren Entstehungsprozess. „Sie reichte im Miniaturformat mehrere Entwürfe für die Folgen ein“, erklärt Bogucki. Eine Jury entschied dann, welcher es in Reinzeichnung auf den Titel schaffte. In Vitrinen zeigen Aktenordner auf, dass die Künstlerin über Jahre Inspirationsmaterial für ihre Zeichnungen sammelte. „Ein Junge schickte ihr einmal ein Foto aus einem Lehrbuch“, berichtet Sven Haarmann, der mit anderen die Fanseite www.rocky-beach.com betreibt. Es zeigte den Taucher, der die Folge „Schatz im Bergsee“ ziert. Jedes Cover hat ein solches Vorbild. „Auch das Gespensterschloss steht irgendwo“, sagt Bogucki. „Wir wissen bis heute nur nicht, wo.“