Guntram Schneider in Troisdorf NRW-Sozialminister lobt Modellprojekt gegen Wohnungslosigkeit

TROISDORF · Der Treffpunkt hatte mit dem eigentlichen Thema "Wohnungslosigkeit" gar nichts zu tun. Da aber im Troisdorfer Rathaus aufgrund des Gesundheitstages sämtliche Räumlichkeiten belegt waren, machte Guntram Schneider, NRW-Minister für Arbeit, Integration und Soziales, am Donnerstagmorgen dem Mehrgenerationenhaus "Haus International" an der Nahestraße seine Aufwartung, um sich über ein Projekt kundig zu machen, das eine Vorreiterstellung in Nordrhein-Westfalen einnimmt.

 Auch mit sozialem Wohnungsbau - wie an der Lahnstraße in Friedrich-Wilhlems-Hütte - will die Stadt Troisdorf die Obdachlosigkeit von Familien mit Kindern verhindern.

Auch mit sozialem Wohnungsbau - wie an der Lahnstraße in Friedrich-Wilhlems-Hütte - will die Stadt Troisdorf die Obdachlosigkeit von Familien mit Kindern verhindern.

Foto: Ingo Eisner

"Keine Kinder im Obdach" heißt der Titel des Projektes, das 2010 von der Stadt Troisdorf zusammen mit dem Katholischen Verein für Soziale Dienste (SKM) ins Leben gerufen wurde.

Ziel war und ist, Troisdorfer Familien vor dem Verlust ihrer Wohnung und der damit einhergehenden Obdachlosigkeit zu bewahren. Drei Jahre lang wurde das Projekt mit Landesmitteln in Höhe von 2.450.000 Euro gefördert. Seit September 2013 hat die Stadt die Finanzierung dauerhaft übernommen und investiert 105.000 Euro pro Jahr, damit Menschen nicht in Obdachlosenheimen leben müssen.

Guntram Schneider zeigte sich begeistert über den Verlauf des Projektes, das Modellcharakter für andere Städte habe. "In nahezu allen Fällen konnten ein akut bevorstehender Verlust der Wohnung abgewendet und eine Einweisung in ein Obdachlosenheim vermieden werden. Den betroffenen Familien ist viel Kummer erspart worden, und die Stadt hat erhebliche Kosten für die Unterbringung vermeiden können", sagte Schneider bei dem Treffen, an dem auch Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski, Sozialamtsleiter Rolf Bertsche sowie Monika Bähr vom SKM teilnahmen.

"Vorbeugende Politik zahlt sich halt doch aus", sagte Schneider und monierte, dass es bundesweit keine genaue Statistik über Wohnungslosigkeit gebe. "Ich befürchte, dass das wahre Ausmaß nicht dokumentiert werden soll", sagte der Minister und versprach, dass sich die Landesregierung weiterhin mit diesem Thema beschäftigen werde.

Drei Jahre lang hatten sich SKM-Sozialarbeiter, allen voran Jutta Janick und Dorothee Giermann-Kälble, intensiv mit 85 Troisdorfer Familien und insgesamt 156 Kindern beschäftigt und sie mit umfassender persönlicher Betreuung unterstützt. Die Gründe für den drohenden Verlust der Wohnung sind oft finanzielle Probleme und die Überschuldung der Familien.

84 Familien konnten die Sozialarbeiter vor der Obdachlosigkeit bewahren. Neben gemeinsamen Freizeitaktivitäten und Hausaufgabenbetreuung für die Kinder kümmerten sich die Sozialarbeiter bei den Eltern um die Schuldnerberatung, vermittelnde Gespräche mit Vermietern, unterstützten bei Behördengängen und halfen bei Bewerbungen, um die Betroffenen wieder an den Arbeitsmarkt heranzuführen.

Die Obdachlosigkeit von Kindern zu verhindern, ist für Monika Bähr vom SKM eine Herzensangelegenheit. "Die Obdachlosigkeit von Kindern ist ein Skandal. Kein Kind sollte in einem Obdach landen", sagte Bähr.

SKM-Fachdienst hilft Betroffenen bei der Überwindung von Obdachlosigkeit

"Keine Kinder im Obdach" lautet der Titel des Modellprojektes gegen Wohnungslosigkeit von Troisdorfer Familien, bei dem sich Sozialarbeiter des SKM um Familien kümmern, denen aufgrund ihrer finanziellen Verhältnisse die Obdachlosigkeit droht. Ziel ist es, obdachlose Menschen individuell zu motivieren, eine neue Lebensperspektive zu erarbeiten und verloren gegangene Fähigkeiten zu reaktivieren und zu trainieren, um eine strukturierte, eigenständige und verantwortungsbewusste Lebensführung zu ermöglichen. Ansprechpartner beim SKM sind Jutta Janick und Dorothee Giermann-Kälble. Infos unter der Telefonnummer 02241/1683387.

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