Obsternte im Rhein-Sieg-Kreis Obsternte fällt schwächer aus

ROISDORF · Ein Besuch bei Landgard: Das Unternehmen vermarktet Obst und Gemüse aus der Region. Schwere Hagelschauer in der Zeit um Pfingsten haben die Ernte schwächer ausfallen lassen als normal.

 Bei Langard in Troisdorf werden die Äpfel verpackt, bevor sie im Supermarkt landen.

Bei Langard in Troisdorf werden die Äpfel verpackt, bevor sie im Supermarkt landen.

Foto: Henriette Jedicke

Wenn Hermann-Josef Langen die riesigen Tore zu den Kühlhallen öffnet, schlägt ihm der Geruch von frischem Obst entgegen. Gabelstapler fahren kreuz und quer durch die Hallen, um die bereits fertig verpackten Obstkisten von den Paletten zu holen und auf die vorfahrenden Lkws zu laden.

Verkaufsleiter Langen hebt eine grüne Kiste von einem der Stapel. Fein säuberlich sortiert liegen darin Äpfel - zu viert auf einer Pappschale und mit Folie verpackt. "Die sind dann morgen im Supermarktregal", sagt Langen. Insgesamt 25.000 Tonnen Äpfel gehen in der Saison über das 188 000 Quadratmeter große Gelände von Landgard in Roisdorf.

Landgard ist Vermarkter von Zierpflanzen, Gärtnerbedarf, Obst und Gemüse mit dem Hauptsitz Straelen am Niederrhein. In Roisdorf vermarktet das Unternehmen ausschließlich Obst und Gemüse. Als Verkaufsleiter ist Hermann-Josef Langen das Verbindungsglied zwischen Erzeugern und Einkäufern. Er organisiert die Abläufe aus Anlieferung und Verkauf.

Bereits seit mehreren Wochen ist die Apfelernte in vollem Gange: "Gala und Elstar sind bereits geerntet", sagt Langen. Braeburn und Jona würden gerade von den Bäumen geholt. Während die Bedingungen in diesem Jahr in Mitteleuropa so ideal sind, dass im Durchschnitt etwa 20 Prozent mehr geerntet werden kann, als in den vergangenen Jahren, sind die Bauern in der Region nicht zufrieden.

Schwere Hagelschauer in der Zeit um Pfingsten hätten die Ernte schwächer ausfallen lassen als normal. "Etwa 40 Prozent der Ware ist geschädigt", sagt Thomas Schlich, Geschäftsführer von Landgard Obst & Gemüse. "Wir sind eben keine Fabrik. Obst ist ein Naturprodukt", betont er.

Zu leiden hätten die Erzeuger derzeit auch unter niedrigen Preisen. Schuld daran ist neben der insgesamt guten Ernte in Europa der russische Importstopp. "Es drückt deutlich mehr Ware auf den deutschen Markt", sagt er. Andere europäische Länder, die viel nach Russland liefern, müssten neue Abnehmer finden. Gleichzeitig gebe es laut Schlich auf dem Markt für Obst in Deutschland eine Seitwärtsbewegung, "Es wird schon seit Jahren nicht mehr so viel heimisches Obst abgenommen", sagt er. Die Konsumenten würden vermehrt exotische statt heimische Früchte kaufen: Mangos, Kiwis und Maracujas.

"Die regionalen Produkte laufen den Bio-Produkten mittlerweile den Rang ab"

Landgard als Erzeugerorganisation vertritt in der Region um Roisdorf 60 Obst- und Gemüsebetriebe. Deutschlandweit sind es 450. Erst 2004 fusionierte das Unternehmen vom Niederrhein mit dem damaligen Centralmarkt in Roisdorf, Nordwest-Blumen Wiesmoor und fleurfrisch Stuttgart zur Genossenschaft. Das Unternehmen gehört den Erzeugern. Im Geschäftsjahr 2013 machte Landgard bei einem Umsatz von 1,8 Milliarden Euro einen Gewinn vor Zinsen und Steuern in Höhe von 10,3 Millionen Euro.

Der Bereich Obst und Gemüse hat mit einem Umsatz von 593 Millionen Euro eher einen kleinen Anteil am Gesamtumsatz. Landgard vermarktet auch Bio-Lebensmittel, aber nur zu einem Anteil von fünf Prozent am Gesamtvolumen. "Die regionalen Produkte laufen den Bio-Produkten mittlerweile den Rang ab", sagt Schlich, der diese Entwicklung nicht nur positiv sieht: "Das führt dazu, dass in manchen Regionen Produkte angebaut werden, die da gar nicht hingehören", so Schlich. Überproduktion würde so angefeuert.

Doch der Rhein-Sieg-Kreis sei traditionell eines der größten Apfelanbaugebiete in Deutschland. Auf einer Fläche von rund 1500 Hektar stehen auf den Apfelplantagen im Kreis etwa vier Millionen Apfelbäume. Noch bis Ende Oktober ist die Apfelernte in vollem Gange.

Über den Winter wird das Obst bei den Erzeugern gelagert und nach und nach bei Landgard angeliefert und dort verpackt. "Die Bauern liefern auf Bestellung", sagt Verkaufsleiter Langen. Bei den Beeren muss es schneller gehen als beim Kernobst: Die werden morgens geerntet, sind mittags beim Vermarkter und schon nachmittags auf dem Weg zu den Kunden. Durchschnaufen heißt es erst im März: "Dann sind die Äpfel im Wesentlichen durch und für die Freiland-Beeren ist es noch zu früh", sagt Langen.

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