Ausstellung im Bilderbuchmuseum Papierarbeiten und Leporellos von Hans Delfosse in Troisdorf

Troisdorf · Im Troisdorfer Bilderbuchmuseum sind derzeit Arbeiten des Künstlers Hans Delfosse zu sehen. Der Maler und Papierkünstler überrascht die Besucher der Ausstellung mit Werken, die Vielfalt und Genauigkeit zeigen.

 Posieren fürs Foto: Der Künstler Hans Delfosse (Mitte) mit Museumsleiterin Pauline Liesen und Kunstautor Jürgen Röhrig.

Posieren fürs Foto: Der Künstler Hans Delfosse (Mitte) mit Museumsleiterin Pauline Liesen und Kunstautor Jürgen Röhrig.

Foto: Susanne Haase-Mühlbauer

Zugegeben, wer Papierarbeiten und Leporellos in einem Bilderbuchmuseum ausstellt, der weckt beim Besucher der Ausstellung vermutlich zunächst einmal Assoziationen zum Kinderbuch. Kinder lieben Leporellos – das liegt unter anderem an der überraschenden Entfaltung der Leporellos, die auch die Werbebranche längst für sich entdeckt hat.

Der Künstler Hans Delfosse, der in einem kleinen Dorf der Gemeinde Nümbrecht lebt, zeigt im Troisdorfer Bilderbuchmuseum seine Malerei, Papierarbeiten und Leporellos. Diese sind jedoch inhaltlich fernab von allem, was Kinder-Leporellos so darstellen, wenngleich die Faszination für die überraschende Entfaltung die gleiche ist. „Es ist für mich faszinierend, meterlange Bilder auf anderthalb Zentimeter Dicke eines Buches zusammenzufalten und immer neue Formabläufe durch das Hin- und Herklappen zu kreieren“, sagt Delfosse, der mit den Linien- und Punktstukturen seiner Bilder ein eigenes Genre suchte und fand. Delfosse studierte 1968 an der Kölner Werksschule und 1971 an der Fachhochschule Köln Kunst und Design, wo er ab 1975 selber Dozent für Freie Grafik wurde. Seit 1981 ist er freischaffender Maler.

Die Faszination von Linienstrukturen

Auf der Suche nach einer Kunst, die sich selbst genüge, erlag der Künstler der Faszination von Linienstrukturen, die er mit Aquarell- und Acrylfarben auf Papier und Karton mit akribischer Genauigkeit und in unglaublicher Vielfalt malt. „Wenn es immer das gleiche wäre, wäre es todlangweilig“, sagt er.

Minutiös entwickelte er seine Farben- und Formen, sieht sich selber dabei „wie ein Abenteurer auf dem Weg“. Gerne bleibt Delfosse in der Terminologie des Wanderers. „Meine Reise ins Abenteuer ist wie eine Wanderung auf einem unbekannten Weg“, sagt der Künstler, dessen Ausrüstung Experimentierfreude und Neugierde verrät. Intensiv leuchtendes, rotes Chromoluxpapier etwa hatte Delfosse zunächst als Bastelpapier für seine Kinder angeschafft. Jahre später entdeckte er in den hochwertigen Papieren eine gute Übermalfläche für Acrylfarben in Grau oder Schwarz. Mit Trocknungsverzögerern behandelt, legen die Farben einen vorsichtigen Film über den roten Untergrund, den der Künstler dann unter anderem mit Lineal, Kämmen oder Stöckchen wieder herausarbeitet. Kratz- und Linienstrukturen entstehen, Muster ergeben sich aus der feingliedrigen Traktur.

Dieses Vorgehen ist enorm zeitaufwendig und könne als Arbeit bezeichnet werden, sagt Delfosse mit einem Augenzwinkern. Er schaffe im Jahr etwa 250 Arbeiten. Doch die Ausdauer, die der Künstler zum Kreieren und der Betrachter der Kunst zum Betrachten gleichermaßen brauchen, verfolgt das Ziel der Entschleunigung. Man solle sich Zeit nehmen und die Zeit lassen, sagt die Museumsleiterin Pauline Liesen.

Bewusster Verzicht auf Themen

Auf Themen verzichtet Delfosse bewusst. Sozialkritik, Politik und jedwede gesellschaftliche Aussage sucht man in seinen Bildern vergeblich. „Es ist, was es ist“, sagt der Maler, der auch den Vergleich zu anderen Künsten immer wieder gerne verwendet. Kunst, die erklärt werden müsse, hält er dabei für grundlegend falsch. „Einen Roman muss man lesen, Musik muss man hören und meine Bilder muss man sehen.“

Bei Delfosses Bildern könne man auch nicht von abstrakter Kunst sprechen, klärt sein langjähriger Freund und Kunstautor Jürgen Röhrig auf, da es in Delfosses Bildern nichts gebe, was der Abstraktion zugrunde liege. Seine Farben, Formen und Linien verstehen sich als gegenstandsfrei oder gegenstandslos.

Museumsleiterin Pauline Liesen nennt Delfosse den „Meister der Linien“, während Einführungsredner Jürgen Röhrig ihn als Bilderfinder bezeichnet. Beides passt bei Delfosse zusammen.

Den Fachvortrag zu Hans Delfosses Troisdorfer Ausstellung hält Jürgen Röhrig bei der Vernissage am Sonntag, 13. Februar. Pandemiebedingt wird die Ausstellung um 11 Uhr in der Remise vor der Burg Wissem eröffnet. Die anschließende Bilderschau kann dann in den Ausstellungsräumen des Bilderbuchmuseums besucht werden. Anmeldung beim Bilderbuchmuseum unter ☏ 02241/900427.

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