Regelung für Radfahrer Radler brauchen starke Nerven

Sankt Augustin/Troisdorf · ADFC bezeichnet die neuen Piktogramme für Fahrradfahrer auf der Melanbogenbrücke zwischen Sankt Augustin und Troisdorf als unzureichend. Verkehrspolitischer Sprecher Peter Lohrscheid beklagt mangelnde Sicherheit.

 Piktogramm und Radler: Eigentlich soll der Radfahrer auf der Straße fahren. Er zieht aber den schmalen Gehweg vor.

Piktogramm und Radler: Eigentlich soll der Radfahrer auf der Straße fahren. Er zieht aber den schmalen Gehweg vor.

Foto: Thomas Heinemann

Mehr Sicherheit für Fahrradfahrer auf der Melanbogenbrücke fordert der ADFC seit langem und hatte im April, zum Beginn der Fahrradsaison, medienwirksam zur Probefahrt über die enge Verbindung zwischen Sankt Augustin-Menden und Friedrich-Wilhelms-Hütte in Troisdorf eingeladen. Nun haben die Verantwortlichen reagiert und Piktogramme auf der Fahrbahn aufgebracht, die Autofahrern nun zeigen: Hier dürfen Radfahrer tatsächlich auf der Fahrbahn fahren.

Das schaffe Rechtsklarheit, kommentiert Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC Bonn/Rhein-Sieg, aber keine Sicherheit. Wer als Radfahrer im Selbstversuch die Brücke auf der Fahrbahn überquert, spürt sofort, was Lorscheid meint: Autofahrer fahren weiter gefährlich eng hinter oder neben den langsameren Radfahrern. Starke Nerven, einen Schutzengel oder gleich eine gute Schutzausrüstung braucht jener Pedalritter, der trotz Gegenverkehr von einem SUV oder Lieferwagen überholt wird.

Auch deshalb hatte der ADFC neben den Piktogrammen auf der Fahrbahn noch ein ganzes Bündel weiterer Verbesserungen der Verkehrssicherheit gefordert: Tempo 30 für die Brücke, Hinweis- und Warnschilder für Autofahrer, ein Überholverbot für Pkw, bessere Übergänge zwischen der buckeligen Fahrbahn und den angrenzenden Radwegen sowie Hinweise für Radfahrer, dass sie die Fahrbahn zu nutzen haben und nicht weiter, wie bislang überwiegend geschehen, verbotswidrig über die ebenfalls engen Gehwege fahren. Die Vorschläge wurden nicht umgesetzt, moniert der ADFC-Sprecher. Und nicht nur das: Die nun aufgepinselten Piktogramme seien derart rechts am Fahrbahnrand aufgebracht worden, dass sie dem Radfahrer suggerierten, er müsse eben genau dort fahren. „Das ist aber nicht richtig, einen Meter Abstand sollte man zum Fahrbahnrand einhalten“, so Lorscheid.

Tatsächlich hält sich die Straßenverkehrsordnung mit der Formulierung „ausreichend Abstand“ mit genauen Angaben vornehm zurück, die wiederum anhand der Rechtsprechung abgeleitet werden können: Mindestens 70 bis 100 Zentimeter Abstand zwischen Radfahrer und Bordstein werden empfohlen, bei parkenden Autos sogar deutlich mehr, um im Falle einer aufschwingenden Autotür keine Mitschuld zu riskieren. Parkende Autos gibt es auf der Melanbogenbrücke nicht, dafür viele fahrende Autofahrer, die – so die Rechtsprechung – mindestens 1,50 Meter Seitenabstand beim Überholen von Radfahrern einhalten müssten, bei schlechten Fahrbahnbedingungen sogar zwei Meter. Auf der schmalen, holprigen Melanbogenbrücke müssten überholende Autofahrer gänzlich auf die Gegenspur ausweichen, was man in der Praxis allerdings nicht beobachtet. Ob Radfahrer und wie Radfahrer und andere Verkehrsteilnehmer auf die neuen Piktogramme reagieren werden, bleibe abzuwarten, teilt der ADFC mit. Wer die Piktogramme so weit rechts am Straßenrand aufgebracht hat, ließ sich derweil nicht klären: Auf Nachfrage verwies der Rhein-Sieg-Kreis, bei dem die Unfallkommission angesiedelt ist, auf die Stadt Troisdorf, die wiederum auf den Landesbetrieb Straßen NRW in Köln als Straßenbaulastträger verwies. Dort empfahl man, die Stadt Sankt Augustin zu befragen, wo man die Unfallkommission des Rhein-Sieg-Kreises, die Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit abstimme und anordne, als Urheber der Piktogramme vermutet.

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