Nach tödlichen Badeunfällen am Rotter See DLRG fordert Stadt Troisdorf zum Handeln auf

Troisdorf · Nach zwei dramatischen Badeunfällen am Rotter See fordert die DLRG Rhein-Sieg die Stadt Troisdorf zum Handeln auf. Das Baden werde dort laut Stadt geduldet, aber ein offizieller Badesee sei der Rotter See nicht.

 Mit einem großen Aufgebot haben Rettungskräfte am Mittwochnachmittag am Rotter See nach längerer Suche einen vermissten Mann aus dem Wasser geborgen. Dieser soll 30 Minuten unter Wasser gewesen sein.

Mit einem großen Aufgebot haben Rettungskräfte am Mittwochnachmittag am Rotter See nach längerer Suche einen vermissten Mann aus dem Wasser geborgen. Dieser soll 30 Minuten unter Wasser gewesen sein.

Foto: Dieter Hombach

Erst am vergangenen Samstag mussten Taucher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Rhein-Sieg einen 26-jährigen Niederkasseler tot aus dem Rotter See bergen. Am frühen Mittwochabend mussten sie erneut ausrücken, weil ein Mann vermisst wurde. Mit dem Rettungsboot suchten sie den See ab. Vom Hubschrauber aus wurde ihr Einsatz koordiniert. Als sie den Mann schließlich fanden, war er laut Feuerwehrsprecher Peter Kern eine Stunde unter Wasser. Rettungskräfte versuchten noch am Ufer, ihn wiederzubeleben. Er wurde anschließend im Krankenhaus weiterbehandelt. 140 Einsatzkräfte von Feuerwehren aus Troisdorf, Köln, Spich, Kriesgdorf und Sieglar und der DLRG waren vor Ort. Am Donnerstag wurde bekannt wurde, dass der Mann im Krankenhaus verstorben ist.

Zwei solch dramatische Einsätze am selben See innerhalb einer Woche. Bruno Schöneberg, Leiter der DLRG Rhein-Sieg, ist frustriert. Der Niederkasseler war am Samstag nicht der erste Tote, den die DLRG aus dem Rotter See in Troisdorf bergen musste.

Das Problem am Rotter See ist nicht neu

Im vergangenen Jahr musste die DLRG auch schon zwei Mal zu dem Naherholungsgebiet in Troisdorf ausrücken. Von 2004 bis 2021 ertranken laut Angaben von Peter Kern, Pressesprecher der Troisdorfer Feuerwehr und des Kreisfeuerwehrverbandes Rhein-Sieg, im Rotter See neun Menschen. Für Bruno Schöneberg sind das eindeutig zu viele. „Meine Kollegen sind dazu da, Leben zu retten und nicht Tote zu bergen. Für unsere Taucher ist solch ein Einsatz sehr belastend und auch nicht ungefährlich“, so der DLRG-Leiter. Er fordert die Stadt Troisdorf auf, endlich zu handeln.

Der Badesee ist nämlich seit jeher unbewacht. Das bedeutet, es gibt dort keine DLRG Rettungsstation. Wer im Rotter See baden will, macht dies auf eigene Gefahr, verdeutlicht Stadtsprecherin Bettina Plugge. Das Baden werde dort geduldet, aber ein offizieller Badesee sei der Rotter See nicht.

DLRG will Binnengewässer sichern - auch den Rotter See

Für den Leiter der DLRG liegt genau da das Problem. „Der Rotter See ist eigentlich kein gefährlicher See. Es ist ein stehendes Gewässer, ohne Strömung und starke Temperaturunterschiede. Außerdem ist der See auch nicht besonders tief. Er lädt quasi geradezu zum Schwimmen ein und ist sehr beliebt“, sagt er. Da die Stadt das Baden in diesem Gewässer aber nur duldet, sei sie nicht verpflichtet für eine Bewachung zu sorgen. „Meiner Meinung nach, sollte man den See entweder zu einem Badesee ernennen und dann dort für Bewachung sorgen oder das Baden dort verbieten“, sagt Schöneberg.

Die DLRG sei durchaus in der Lage und bereit dort eine Rettungsstation aufzubauen. „Unser Bundesverband hat auch das Ziel für die Sicherung der Binnengewässer zu sorgen. Daher ist es eigentlich unsere Aufgabe, solche Seen zu bewachen“, so Schöneberg. Er ist sich sicher, hätte es am vergangenen Wochenende eine Badeaufsicht gegeben, wäre der Mann nicht ertrunken.

Stadt Troisdorf lässt sich auf Gespräch über Rotter See ein

Um die Badegäste dort aber bewachen zu können, benötigt die DLRG die Unterstützung der Stadt und eine Genehmigung des Sees als offiziellen Badesee. Auf die Unterstützung der Stadt wartet sie indes seit Jahren. Bereits in der Vergangenheit versuchte die DLRG immer wieder mit der Verwaltung ins Gespräch zu kommen, geschehen ist bisher nichts, berichtet Schönenberg. Die Zahl der Badetoten stieg. „Wir machen unsere Arbeit ehrenamtlich, aber wir müssen zumindest unsere Ausgaben dafür decken können“, erklärt Schöneberg.

Nach dem Badetoten am vergangenen Wochenende suchte der Leiter der DLRG Rhein-Sieg erneut das Gespräch mit Troisdorfs Bürgermeister und fand Gehör. In den nächsten zwei Wochen soll es zu einem Gespräch aller Beteiligten kommen und nach einer Lösung für den See gesucht werden.

Geht es nach Schöneberg ist dies auch dringend notwendig. Der Sommer beginne gerade erst und sei wahrscheinlich noch lang. Er wünscht sich, dass die Rettungsaufgabe der DLRG wieder im Fokus steht. „Der Taucher der den jungen Mann aus Niederkassel geborgen hat, war nahezu gleich alt. Für ihn war das auch sehr belastend. Außerdem sind solche Einsätze, auch wenn wir sie ständig trainieren, nie ganz ungefährlich. Ich habe da auch eine Fürsorgepflicht gegenüber meinen Schwimmern“, sagt er.

Zahl der Kinder, die nicht schwimmen können, steigt

Warum immer wieder Menschen im Rotter See ertrinken, obwohl er doch eigentlich als Badessee geeignet ist, erklärt sich Schöneberg mit dem Leichtsinn einiger Menschen, aber auch mit mangelnder Schwimmfähigkeit. Durch die Einschränkungen, die die Corona-Pandemie mit sich brachte, mussten viele Schwimmkurse abgesagt werden und konnten somit nicht stattfinden. „Schon vor Corona war für mich Deutschland ein Land der Nicht-Schwimmer. Durch die Pandemie hat sich das noch verschlimmert“, sagt Schöneberg. Etwa 60 Prozent der Kinder konnten laut dem Rettungsschwimmer schon vor der Pandemie nicht schwimmen. Inzwischen hätte sich diese Zahl deutlich erhöht. Das Interesse an entsprechenden Kursen sei durchaus vorhanden. „Ich bekomme beinahe jeden Tag Anrufe mit Anfragen zu Schwimmkursen. Wir können da gar nicht mehr hinterher kommen und dürfen derzeit ja noch immer nur eingeschränkt Kurse anbieten.“

Bis Ende August vergangenen Jahres konnte die DLRG Rhein-Sieg aufgrund der Einschränkungen gar keine Schwimmkurse anbieten. Inzwischen finden zwar wieder Kurse statt, aber noch immer unter Einschränkungen. Schöneberg hofft, dass der Kursbetrieb nach den Sommerferien wieder in normalen Bahnen verlaufen kann und bis dahin nicht weitere tödliche Badeunfälle passieren. Neben der Gefahr die von unbewachten öffentlichen Gewässern ausgeht, sieht der Leiter der DLRG nämlich auch die Zunahme von privaten Pools als potentielle Gefahrenquelle.

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