Nach Badeunfällen Stand-Up-Paddler kritisieren Regeln am Rotter See

Troisdorf · Nach zwei tödlichen Badeunfällen im Juni genehmigte die Stadt eine überwachte Badezone am Rotter See. Damit einher ging auch die strengere Durchsetzung weiterer Regeln, die eine neue Interessengruppe kritisiert.

Bei schönem Wetter ist der Rotter See Anlaufstelle auch für viele Stand-Up-Paddler.

Foto: Nicolas Ottersbach

 Nach einem langen Hin und Her wurde es Anfang Juli umgesetzt: Am Rotter See in Troisdorf gibt es seit knapp sechs Wochen einen Bereich, der von Rettungsschwimmern der Deutschen Lebensrettergesellschaft (DLRG) überwacht wird. Fast jeden Sommer hatte es hier einen Todesfall durch Ertrinken gegeben; das Umdenken der Stadt kam dann nach einer Woche im Juni, als gleich zwei Männer dort ertranken, einer davon war mit einer Luftmatratze im Wasser gewesen. Die Stadt Troisdorf erließ zeitgleich noch weitere Verbote: Als Reaktion auf  Beschwerden von Anwohnern über Müll und Lärm kam ein Alkohol- und Glasflaschenverbot dazu – die Verwendung von Luftmatratzen und sogenannter Stand-Up-Paddleboards ist zwar schon seit der 2001 verboten, doch wurde bisher von der Stadt geduldet. Das hat sich nun geändert, wie eine rund 40-köpfige Interessengruppe kritisiert.

„Dass mit einem Alkohol-, Glas- und Grillverbot auf die nächtliche Lärmbelästigung der Anwohner und das Vermüllen der Uferareale reagiert wird, ist wohl für alle verständlich“, so Manuela Bruder, die selbst in der Nähe des Sees wohnt. Sie ist Teil der Initiative und meint: „Dass gleichzeitig auch die sportliche Betätigung auf dem See untersagt ist, können wir nicht nachvollziehen.“ Der Initiative geht es vor allem um das Verbot des Stand-Up-Paddlings, das von vielen Menschen seit vielen Jahren problemlos dort betrieben werde. Seit Jahrzehnten sei dies dort gelebte Realität und geduldete Praxis – das sei nun vorbei. „Wir möchten unser Hobby nicht aufgrund des Fehlverhaltens anderer aufgeben“, so Bruder. Um das zu erreichen, hat die Interessengruppe um einen Termin beim Bürgermeister gebeten, doch noch keine Rückmeldung erhalten. „Wenn wir hier nicht weiter kommen, werden wir eine Petition ins Leben rufen.“

In der Realität werden die Verbote jedoch nicht immer durchgesetzt, wie Bruno Schöneberg, Leiter der DLRG Rhein-Sieg, der die Präsenz am See koordiniert, berichtet. Nach wie vor trinken Badegäste Alkohol und hätten Glasflaschen dabei. „Wir von der DLRG haben keine Weisungsbefugnis, können die Leute also nur drauf hinweisen, aber nichts durchsetzen.“ Seit rund vier Wochen gibt es im See auch eine Bojenkette, die den sicheren Schwimmbereich markiert, die aber von manchen Schwimmern auch nicht beachtet werde. Laut Bettina Plugge, Stadtsprecherin in Troisdorf, bewegten sich Verstöße jedoch in überschaubarem Rahmen. „Das Baubetriebsamt, das dort saubermacht, berichtet von weniger Scherben und Müll“, sagt sie auf GA-Anfrage. Das Ordnungsamt, das ab und zu am See kontrolliere, ziehe ebenso eine überwiegend positive Bilanz und habe noch von keinen gravierenden Verstößen berichtet.

Rotter See ist von Seiten der Stadt noch nicht abgeschlossen

Bruno Schöneberg erzählt, dass Luftmatratzen und Stand-Up-Paddleboards an den wenigen sonnigen Tagen, die es seitdem gab, weiterhin verwendet werden. Für Manuela Bruder und die Interessengruppe ist es hingegen keine Option, trotz des Verbots aufs Wasser zu gehen und ein Bußgeld zu riskieren. „Wir haben es erlebt, dass uns das Ordnungsamt mit den Paddleboards wieder weggeschickt hat“, so Bruder. Gefährlich sei der Wassersport auch nicht, bisher habe es noch keine Unfälle in dem Zusammenhang gegeben. Bruno Schöneberg findet das Verbot durchaus sinnvoll: „Die Paddleboards können für ungeübte Schwimmer gefährlich werden, wenn man von ihnen abrutscht“, meint er. Notfälle im Zusammenhang mit den Boards gab es seines Wissens nach am See jedoch noch nicht. Generell ist er zufrieden damit, wie die Sicherheitsmaßnahmen am Rotter See nachgebessert wurden, auch, wenn es an der Akzeptanz der Badegäste stellenweise hapere. „Wir haben das seit Längerem gefordert, und durch die Unterstützung von Bürgermeister Alexander Biber ging das jetzt schneller als zuvor“, meint er.  „Die meisten Leute sind auch froh darüber,  dass wir vor Ort sind.“

Seitdem mussten die Rettungsschwimmer, die in Teams von mindestens drei Personen am Wochenende vor Ort sind, keine lebensrettenden Einsätze leisten. „Das liegt natürlich auch am Wetter, dass generell weniger los ist derzeit“, so Schöneberg. In diesen Tagen erhält das DLRG-Team am Seeufer, zusätzlich zu dem dort aufgestellten Container, auch noch eine Aussichtsplattform für bessere Sicht.

Das Thema Rotter See ist auch von Seiten der Stadt noch nicht abgeschlossen, wie Stadtsprecherin Bettina Plugge mitteilt. Im Haupt- und Finanzausschuss gab es in dieser Woche eine Anfrage, um weitere und neu aufgekommene Fragen und Probleme zu besprechen. Dazu werde sich der Arbeitskreis Rotter See in Kürze ein weiteres Mal zusammensetzen, so Plugge. Ob das Thema Stand-Up-Paddling hier auch auf der Tagesordnung steht, blieb offen.

Kontakt zur Interessengruppe kann über rotter.see@web.de aufgenommen werden.