Herstellung im Kinderzimmer Brüder aus Troisdorf verkaufen handbedruckte Kleidungsstücke

Troisdorf · Vor vier Jahren haben sich Vincent und Kornelius Schulte-Kellinghaus dazu entschieden, einen gemeinsamen Modeshop zu eröffnen. Damit wollen sie ihre ganz persönliche Philosophie verbreiten.

 Vincent (l.) und Kornelius an ihrer Siebdruckmaschine, die im alten Kinderzimmer steht.

Vincent (l.) und Kornelius an ihrer Siebdruckmaschine, die im alten Kinderzimmer steht.

Foto: Marie Schneider

Manchmal haben Vincent und Kornelius Schulte-Kellinghaus ganze Nächte lang nur gebügelt. Jedes Kleidungsstück musste drei Minuten lang unter die Hitze, damit die zuvor aufgedruckte Farbe dauerhaft hält. „Das war viel zu aufwendig, weshalb wir uns sehr schnell einen Trockner angeschafft haben“, erinnert sich Kornelius. Vor vier Jahren haben die Brüder sich dazu entschlossen, zusammen einen Modeshop zu eröffnen. Ihre alten Kinderzimmer im Elternhaus wandelten sie dafür gleichzeitig in Werkstatt, Büro und Lager um. Dort stapeln sich Kisten voller Kleidungsstücke, auf dem Regal stehen Marmeladengläser, die mit Farbe gefüllt sind, und an der Wand hängt eines der allerersten T-Shirts.

Als Vini und Koko stellen sich die beiden Troisdorfer vor, die schon lange die Idee eines gemeinsamen Projekts hatten. „In meiner alten Abizeitung habe ich auf die Frage, wo ich mich in zehn Jahren sehe, geantwortet: In einem Surf-, Skate-, und Modeshop, den ich mit meinem Bruder in Australien betreibe. Die Idee hat also schon ziemlich lange in mir geschlummert“, erzählt der 24-jährige Vincent. Eines Tages sei Kornelius dann von einem Surfausflug zurückgekommen und habe den passenden Namen für ihr Label mitgebracht: „Flowseekers“.

„Wir wollten mit unserem Projekt auch eine Stimmung hervorrufen und haben deshalb ganz am Anfang eine eigene Philosophie geschrieben“, erläutert Kornelius. Der „flow“ beschreibe die Verbundenheit mit dem „Jetzt“ oder die Kunst, im Moment zu leben. „Das ist sehr individuell, aber wir wollen dieses Gefühl im Design und im Produkt wiedergeben. Einige Leute erinnern sich vielleicht an einen tollen Urlaub, wenn sie unseren Pulli tragen, andere verbinden ein T-Shirt mit einem besonderen Moment“, sagt Vincent. Getreu der Philosophie weist ein kleines Schild in den Kleidungsstücken darauf hin: „Mach dein Ding, wird schon gut werden.“

Standen zu Beginn nur drei verschiedene T-Shirts mit einem einzigen Design zur Auswahl, gibt es mittlerweile eine ganze Palette an verschiedenen Produkten von den Flowseekers. Neben Pullovern und Jacken bieten die Brüder auch eine Reisetasche und einen Rucksack sowie Mützen und Kappen an. Bei einem Produkt bekommen sie Hilfe von der Verwandtschaft: „Unsere Oma hat früher für uns Wollsocken gestrickt. Einmal haben wir sie auf dem Weihnachtsmarkt angeboten und sie sind so gut angekommen, dass wir sie jetzt mit im Sortiment haben“, erzählt Vincent. Ihre Produkte vermarkten die Brüder in einem Onlineshop, auf Weihnachtsmärkten sowie während der „Tour Belgique“, einem Event im belgischen Viertel in Köln.

„Zweimal im Jahr haben wir dafür ein Ladenlokal gemietet und dort verkauft“, so Kornelius. In diesem Jahr waren die Brüder allerdings aufgrund der Corona-Pandemie ganz auf ihren Online-Shop angewiesen. Die 50 Paar Socken von der Großmutter seien innerhalb von zwei Wochen fast komplett ausverkauft gewesen. Einen dauerhaften stationären Laden betreiben Vincent und Kornelius nicht – dafür reiche die Zeit nicht aus. Denn ihr Geschäft managen die Troisdorfer eigentlich „nur nebenbei“. Der 26-jährige Kornelius studiert Maschinenbau in Köln und arbeitet als Tutor an der Hochschule. Vincent studiert Sport und Sozialwissenschaften auf Lehramt und gibt bereits Sportunterricht an einer Troisdorfer Schule.

„Wir wollen nach dem Studium nicht nur noch den Shop machen. Aber wir wollen ihn auf jeden Fall noch ausbauen“, sagt Kornelius. Das Geschäft wachse jedes Jahr und befinde sich zurzeit an der oberen Grenze der Kleinunternehmer. Mittlerweile gebe es so große Auflagen, dass einige Produkte von einem Partner in Köln bedruckt würden – mit dem gleichen Verfahren. Die T-Shirts und Pullover, die fast alle zu 100 Prozent aus Biobaumwolle bestehen, beziehen die Brüder von einem indischen Hersteller. „Wir haben uns für diesen Hersteller entschieden, da er seine komplette Energie aus einer eigenen Windanlage, also aus grünem Strom gewinnt. Und der CO2-Ausstoß beim Transport wird kompensiert“, sagt Kornelius. Die faire Herstellung war den Brüdern ebenfalls wichtig, weshalb sie sich für eine Organisation mit Fairtrade-Zertifizierung entschieden haben.

Andere Projekte haben sie bereits in Angriff genommen: Anfang des Jahres gründeten sie die Community „flowseekers and friends“. Für etwa 150 Gleichgesinnte organisieren die Troisdorfer Aktionen wir Mountainbiketouren oder Surfing auf dem Rhein. „Wir haben uns nicht das beste Jahr dafür ausgesucht, aber wir hatten schon viel Spaß“, sagt Kornelius. Jeden Monat treffen sich einige Mitglieder zum Onlinestammtisch. In Zukunft wollen Vincent und Kornelius ihre Philosophie weiter verbreiten und Projekte verwirklichen, die ihnen Spaß machen. „Wachstum interessiert uns da weniger.“

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