Bund der Steuerzahler Troisdorf steht im Schwarzbuch

TROISDORF · Der Bund der Steuerzahler (BdSt) liest der Stadt Troisdorf die Leviten: In dem gerade veröffentlichten, jährlich erscheinenden Schwarzbuch nimmt die größte Kommune des Rhein-Sieg-Kreises einen unrühmlichen Platz ein.

 Dreimal so teuer wie geplant: Die Um- und Anbauten der Burg Wissem in Troisdorf.

Dreimal so teuer wie geplant: Die Um- und Anbauten der Burg Wissem in Troisdorf.

Foto: Ingo Eisner

Die Kosten für den Umbau der Burg Wissem sind nämlich dreimal so hoch wie ursprünglich veranschlagt. Neun statt drei Millionen Euro investierte die Stadt in ein Museum für Industriegeschichte (Musit), ein "Tor zur Wahner Heide" und eine Umwelt-Bildungswerkstatt.

"Offenbar ist wieder einmal ein Vorzeigeprojekt schön gerechnet worden", heißt es im Schwarzbuch 2012 zu dem ehrgeizigen Vorhaben. 2007, also vor fünf Jahren, hatte der Rat der Stadt das damals noch auf drei Millionen Euro veranschlagte Projekt abgenickt.

Jedoch: "Obwohl ein Architektenwettbewerb durchgeführt wurde, stiegen die Kosten 2010 auf mehr als sechs Millionen Euro. Jetzt sind sogar neun Millionen Euro im Gespräch."

Im Mai 2011 erreichte die Anfrage des BdSt Nordrhein-Westfalen die Stadtverwaltung. Wissen wollte der Verein, welche Gründe es für die Kostenexplosion gebe, in welchem Umfang Fördermittel aus welchen Töpfen in den Umbau der Burg Wissem fließen und wann genau der Rat die Grundsatzentscheidung für den Umbau getroffen habe.

Keine zwei Wochen später lag dem BdSt die Antwort der Stadt vor: "Wichtig zu wissen ist dabei, dass im Architektenwettbewerb im Jahre 2008 lediglich die Kosten für Herrichten und Erschließen der Baustelle (ohne Abbruchkosten Dach), Bauwerk und Baukonstruktion (ohne Keller), technische Anlagen (ohne Photovoltaik) und Außenanlagen mit 2,5 Millionen Euro vorgegeben waren."

Die Baunebenkosten, die Errichtung der Photovoltaikanlage, die Umbauten in der Remise, der behindertengerechte Ausbau des Herrenhauses, Öffentlichkeitsarbeit, Umzugs- und Zwischenunterbringungskosten und die Einrichtungskosten für die unterschiedlichen Bereiche, insbesondere für das Musit, "kamen hinzu, politisch mit Beschlüssen legitimiert", heißt es im Schreiben der Verwaltung an den BdSt.

Auch Rückzahlungen von Fördermitteln für eine bisher auf dem Gelände befindliche Kita und Abschreibungen seien noch nicht mit eingerechnet gewesen. "Ein direkter Vergleich der im Wettbewerb vorgegebenen Baukosten mit den Gesamtkosten war und ist somit nicht möglich."

Die höheren Kosten seien letztendlich entstanden, weil die Angebote der Baufirmen deutlich höher ausfielen als 2008 erwartet. Ferner habe der kalte Winter 2010/2011 zu Verzögerungen und Mehrkosten geführt. Schon die Schimmelbehandlung nach einem Wasserschaden habe mit 210.000 Euro zu Buche geschlagen.

Keine Erklärung, die der BdSt gelten lässt: "Jeder private Bauherr, der so schlecht rechnet, wäre schnell pleite. Die Stadt Troisdorf macht es anders: Sie stellt einfach einen Kostenerhöhungsantrag beim Land und bittet um Beteiligung an den Mehrkosten."

Am Ende zahle die Stadt Troisdorf trotz der Fördertöpfe der Regionale 2010 gut fünf Millionen Euro selbst, den Rest finanziere das Land, aber in jedem Fall der Steuerzahler", heißt es im Schwarzbuch. Die Stadt Troisdorf wollte sich gestern nicht zu den Vorwürfen äußern.

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